Fähre Moby Lines – Tirrenia (CNI) vor dem Aus?
qwpoeriu
Sehr aktives Mitglied
So weit ich die Subventionssysteme verstehe (und ich erhebe definitiv keinen Anspruch auf Richtigkeit), musst du eindeutig zwischen Korsika und Sardinien unterscheiden.Ich glaube Dir, ich meinte eher die reguläre Pause, an Dienstagen gibt es doch keine Tagesfahrten. Da kann man die Zeit gut einholen...
Ist aber Moby nicht die einzige Gesellschaft dort mit Verpflichtungen?
Haben die nicht die Überfahrten zu garantieren? Nur mal so ein Einwand, zumindestens kaufmännisch, während alle anderen unrentable Überfahrten streichen können, muss Moby diese ausführen? Oder hat CF auch sowas nach Korsika?
Nach Korsika gibt es zwei Systeme, die DSP (délégation de service public) zwischen Marseille und den fünf von großen Fähren anlaufbaren Häfen der Insel (Ajaccio, Bastia, Ile Rousse, Propriano, Porto-Vecchio; in Calvi dürfen sie aus Sicherheitsgründen nicht mehr anlegen, in Bonifacio verhindern es die verfügbaren Hafenanlagen). Hier werden bestimmte Frequenzen (täglich Bastia/Ajaccio, mindestens 3x/Woche der Rest) und die feste Nennung der eingesetzten Schiffe vorgeschrieben, Angebote eingeholt und dann erhalten auf mysteriöse Art und Weise immer die gleichen (Corsica Linea und La Méridionale) bzw. immer die gleiche (Corsica Linea) Gesellschaft die Zuschläge durch das korsische Regionalparlament. Die EU interessiert sich mittlerweile sehr stark für diese Ausschreibungen und ewig wird das nicht mehr gut gehen. Für die Strecken ab Toulon und Nizza, theoretisch auch ab anderen französischen Häfen einschließlich Marseille (das kam aber in der Realität nie zum Tragen, auf sanften Druck der korsischen Regionalregierung hat die Méridionale das Ansinnen mal abgeblasen) kommen hingegen die OSP (obligations de service public) zum Tragen: Vorgaben minimaler Frequenzen pro Woche und maximaler Tarife bzgl. Passagiere und Fracht. Im Winter 1-2 Abfahrten pro Woche nach Bastia und Ajaccio, 1 Abfahrt pro Woche zu den zweitrangigen Häfen - und jeweils 3 Abfahrten pro Woche im Sommer. Dabei muss jede grundsätzlich bediente Strecke auch im Winter bedient werden, sprich es reicht nicht, z. B. Ile Rousse einmal pro Woche ab Toulon anzulaufen, sondern wenn ich die Strecke im Sommer fahren will, muss ich auch Nizza-Ile Rousse im Winter fahren. Deshalb sieht man CF gerne Lumpensammler an den Küsten spielen und lässt die Schiffe Toulon-Nizza-Ile Rousse-Ajaccio o.ä. fahren. Aus umweltpolitischer Sicht ein Wahnsinn. Dabei gibt es unterschiedliche Anforderungen für den Personen- und Frachtverkehr, Vorgaben für den Personenverkehr spielen eigentlich nur auf Marseille-Propriano eine Rolle, da hier kein privater Konkurrent fährt. Nach Bastia müssen, wenn ich es richtig im Kopf habe, glaube ich mindestens 20 (kein Tippfehler) Personen befördert werden, sprich man könnte theoretisch auch mit reinen Frachtschiffen fahren. CF hat so etwas bei der letzten Ausschreibung übrigens eingereicht, allein die Mega IV wäre fix auf Marseille-Ajaccio gegangen.
Nach Sardinien wurden bislang alle Strecken an einen Anbieter gegen Subventionen und Auflagen (tägliche Rotationen bzw. Abfahrten alle zwei Tage) vergeben. Gewinner, so lange ich denken kann: Tirrenia, seit der kompletten Übernahme: Moby. Neuerdings kommen zwei Faktoren hinzu: Ausschreibung nach Strecke (daher etwa der Rückzug Mobys und der Einstieg Grimaldis auf dem Dreieck Napoli-Cagliari-Palermo) und der Faktor Konkurrenz, sprich wenn es Konkurrenten gibt, fließen keine Subventionen, im Sommer etwa auf Genua-Olbia/Torres und Civitavecchia-Olbia ganzjährig. Insofern schließe ich - und das muss nicht richtig sein - dass für Moby nach Torres im Sommer keine Pflicht zu Abfahrten besteht. Was Onorato im Frühjahr, als die Entscheidung fiel, ja auch ausgenutzt hat, bevor man sich dann "Aus Verbundenheit mit den Sarden" zur Weiterführung der Überfahrten entschloss.
Alles in allem kommt das sardische Modell, siehe die Studie der Uni CA, die ich hier mal verlinkt hatte (https://www.sardinienforum.de/threads/continuità-territoriale-m-ma-studie-der-uni-cagliari.17885/), den Steuerzahler deutlich günstiger als das korsische.