Nun Monalisa, würde sich die Fährgesellschaft im umgekehrten Fall ähnlich großmütig zeigen, wäre ich unter Umständen bei dir. Aber wehe, dir fällt ein, dass du vielleicht doch nicht am Freitag, sondern erst am Sonntag fahren möchtest. Oder gar eine andere Strecke. Je nach Tarif ist mein Geld komplett weg oder ich darf 30 Euro Gebühr und die Preisdifferenz bezahlen. Aber im umgekehrten Fall, wenn man mich nach Piombino statt nach Livorno oder Nizza statt nach Toulon fährt, wenn man 5 Stunden später ablegt und aus der Tagfahrt eine Nachtfahrt wird, womöglich mit Kindern und ob der Tagfahrt ohne Kabine, oder wenn man eine Unterkunft auf der Insel gebucht hat und das Schiff dann einfach völlig annuliert wird, dann soll der preislich ohnehin wie eine Weihnachtsgans ausgenommene Kunde brav nicken und sich nicht aufregen? Wenn es womöglich um den einzigen, hart erarbeiteten Familienurlaub des Jahres geht? Ich bin dieses Jahr nicht auf Sardinien oder Korsika, von daher nicht betroffen - aber ich würde so dermaßen abkotzen, hätte ich auf gelb gesetzt ...
Corsica Ferries war federführend dabei, das LCC-Konzept der Billigflieger auf das Meer zu holen und ist darüber zum absoluten Marktführer ab Frankreich nach Korsika und Sardinien geworden. Auf Livorno (oder Piombino)-Golfo Aranci verdienen sie sicher auch nicht schlecht. Was sie aber nicht einsehen können oder wollen, ist, dass man Ryanair vieles vorwerfen kann, nicht aber, dass sie die Umläufe ihrer Maschinen (zu) eng takten. Natürlich verdient man mit einem Schiff/Flieger nur Geld, wenn es/er unterwegs ist. Und doch haben die Ir(r)en die Flugzeiten sehr großzügig berechnet, um Verspätungen sofort ausgleichen zu können und nicht etwa zu kummulieren. Was MOL natürlich gerne mit seiner Pünktlichkeitsstatistik ausschlachtet, es sei ihm ausnahmsweise vergönnt. Corsica Ferries plant hingegen ihre Fahrzeiten auf Kante. Selbst ohne technische Probleme und ohne hohen Seegang sammeln die Schiffe tagsüber zuverlässig Verspätungen, die dann auf den eigentlich mit gedrosselter Fahrt durchgeführten Nachtfahrten wieder reingeholt werden - zu Lasten der Kunden, die sich eine der überteuerten Kabinen geleistet haben. Nun hat es dieses Jahr erst die Pascal Lota und nun die Mega III erwischt, Pech, muss nicht jedes Jahr passieren. Aber anstatt von sich aus klar zu kommunizieren, was los ist, zum Wohle eines stabilen Gesamtfahrplans einzelne, schwach frequentierte Verbindungen zu annulieren und den betroffenen Personen frühzeitig(!) alternative Beförderungsmöglichkeiten, auch mit anderen Fährgesellschaften, vorzuschlagen, fährt man eine Salamitaktik: Vielleicht klappt es bei dir, vielleicht aber auch nicht. Ups, 3h Verspätung. Hoppla, wir wissen seit Wochen, dass das Schiff ein Problem hat, aber anstatt es zu reparieren und eines der Korsikaschiffe nach Sardinien einzusetzen, fahren wir nach Piombino statt nach Livorno und du schaust, wie du weiterkommst. Würde sich Ryanair ähnliches leisten (Flieger beschädigt, wir reparieren ihn mit Ducktape und fliegen damit wochenlang nicht Hahn-Cagliari, sondern nur Memmingen-Alghero), der Aufschrei wäre zurecht riesig. 2007 zog man übrigens schon einmal so eine Nummer mit der Sardinia Express durch (nur einer von zwei Antrieben funktionierend) - die Folgen dürften den meisten noch bekannt sein ...
http://ricerca.gelocal.it/iltirreno/archivio/iltirreno/2007/08/10/LA3PO_LA301.html ... natürlich weiß niemand hier, was an der Mega III nicht stimmt, zumindest ist es aber ein Komfortverlust. Dass die Preise immer noch genauso hoch sind wie vor den Fahrplanänderungen, passt da gut ins Bild.
Die peinlichste Sache an der ganzen Nummer ist aber: Im Vergleich zu 2016 haben sie dieses Jahr mit der Pascal Lota, die repariert ist
@Monika12 (allerdings tendenziell auch etwas langsamer unterwegs ist, als vor dem Unfall, sofern die Zahlen auf den einschlägigen Seiten stimmen, vorher war sie oft mit >28kn unterwegs, jetzt meist im 26kn-Bereich), ja eigentlich ein Schiff mehr. Und, gerade wieder zu beobachten - anstatt die derzeit funktionierenden Schiffe sinnvoll in einem neuen Fahrplan einzutakten, fährt insbesondere die Pascal Lota derzeit häufig auf den Nizza-Strecken, man nutzt also ein bis zwei (auch die Mega I ist momentan häufig dort unterwegs) seiner vier schnellen Schiffe für einige der kürzesten Strecken im ganzen Netz, während auf den längeren Routen deutlich langsamere Schiffe zum Einsatz kommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, denn was fällt Moby auch ein, in Nizza aufzuschlagen, glücklicherweise mit einem langsameren Schiff. Die Kosten für diesen Schwanzvergleich zahlen die Passagiere ab Toulon (wo es keine Konkurrenz gibt) und auf der Sardinienroute ...