Heute ein Artikel zur Dürre-Glaubwürdigkeit in der Unione Sarda:
Dürre - das Geheimnis des Staudamms von Maccheronis
Reise zum Stausee in der Baronia, quer vorbei an unvollendeten Bauwerken und entlang des Damms sowie den hier allerorts verdorrenden und zerstörten Baumkulturen.
Die Erde wirkt verbrannt. Die Obstgärten sind in einem hoffnungslosen Zustand und ähneln eher einem Holzfriedhof bzw. wie die übriggebliebenen Wurzeln & Reste eines imposanten baumbestandenen Erbes, das mehr oder weniger kurz vor dem völligen Niedergang & der Aufgabe steht.
Vom Tal und von Torpe bis nach Posada, quer bis nach Siniscola und rüber bis nach Budoni, überall scheint jegliche Ernte vernichtet. Die welken Blätter und das Laub der Obstgärten sind allgegenwärtig, sobald ein bißchen Wind übers Land weht; was im übrigen immer noch von den ehemals heftigen Überschwemmungen geprägt ist, die immerhin schon 11 Jahre her sind und die seinerzeit Tod & Zerstörung ohnegleichen gebracht haben. Das Bett des Posada-Flusses ist heute einfach nur noch ein Weg, bestehend aus abgeschliffenen Steinen und gesäumt von Kiesrändern (vormals: Ufern!). Der Fluss (flussabwärts mit dem verfluchtesten Staudamm der Insel - dem Maccheronis-Stausee) fließt schon länger nicht mehr sondern hört bereits lange vor der letzten Brücke auf, die diesen Wasserlauf überquert.
Alle sprechen von Dürre
Hier klagen fast alle seit Monaten nur noch von 'der Dürre'. Man könnte nahezu sagen: es fehlen einzig und allein nur noch die erlösenden Gebete und ein Regentanz! Irgendwelches weitere bzw. konkretere Eingreifen ist jedenfalls ansonsten am Horizont nicht zu erkennen. Aufgrund des Wassernotstandes in der Baronia erzählt man nun bereits schon von einem angekündigten „Wunder“: der/den Entsalzungsanlagen, nämlich der neuen und oder auch alten Generation von Meerwasserentsalzungsanlagen, die dieses Wasser in bestes „Mineralwasser“ verwandelt und somit dieses theoretisch dann auch trinkbar wäre.
Abbanoa & Acciona
Noch immer haben dieselben Leute das Sagen, einerseits Abbanoa, theoretisch das hauseigene Unternehmen der Region, und andererseits die Spanier von Acciona, den „Matadoren“ der öffentlichen Wasserversorgung Sardiniens. Die Wassergesellschaft hat sogar eine Sondierungsausschreibung veröffentlicht, deren Ergebnisse allerdings selbst noch im eigenen Haus unter Verschluss liegen. Es ist die Rede von der Errichtung einer Entsalzungsanlage, die weit über eine Million Euro kosten soll und sicherlich zusätzlich mit exorbitanten Kosten in der Verwaltung. All das allerdings ohne wirkliche Gewissheit über das Ergebnis, da es höchstwahrschein gerade erst mal kurz vorm "Vorabend von Ferragosto" diskutiert werden wird. In der Zwischenzeit erhalten die Touristenorte, die schon jetzt mit Ausländern überfüllt sind, weiterhin alles Wasser, das sie brauchen, nämlich nahezu das allerletzte Wasser aus dem Maccheronis-Stausee, welchen viele nur noch als Pfütze bezeichnen und welcher sein allerletztes Wasser nur noch mit einem kläglichen "Glucksen" hergibt.
Das Video eines Ingenieurs
Soweit vorab: dann aber taucht in den Chat-Nachrichten der Baronia ein angeblicher 'Video-Gegenbeweis' (?) auf, von diesem Ingenieur, nämlich von: Gianfranco Dalu, geboren 1957. Er war für alle hier immer der „Gebieter übers Wasser“ und damit der Mann an vorderster Front von Govossai bis Abbanoa und geprägt von seiner Tätigkeit in der Wasserverwaltung, sowie von den Aufgaben & Rollen, die ihm anvertraut wurden, und durch die direkte Verwaltung der Systemsicherheit des Stausees des Govossai-Konsortiums, bis hin zur Spitzenrolle in der Regierung für Trinkwasseraufbereitungs- und -reinigungsanlagen auf der Insel. Er mag zwar manchmal ruppig sein, aber ansonsten wirklich offen oder sogar eher introvertiert gegenüber seinen Gegnern, jedoch umgänglich gegenüber denen, die ihn respektieren. Der Ortstermin ist in Talavà, einem Weiler von Torpè, in der Nähe des Maccheronis-Stausees. Hier lebt er. Er atmet den gleichen Atem der Erde und es berührt ihn mit dem gleichen Schmerz wie auch jene, die hier gerade und im Augenblick quasi zu Opfern werden und ihre ganze Lebensleistung verlieren. Er hat sich vor einigen Jahren bereits zur Ruhe gesetzt.
Die Reaktivierung ob der fortschreitenden Dürre
Der Fortgang der fortschreitenden Dürre zwang ihn jedoch, seinen Computer wieder einzuschalten, um über die Landkarten und die möglichen Verbindungen nachzudenken, von denen zwischen den Trinkwasseraufbereitungsanlagen im Norden der Insel bis hin zu den Rohrleitungen und der Systematisierung der Wassersammelbecken. Er grübelte aus Not und Leidenschaft, bis er letztendlich sogar beschloss, die Serpentinen zum Staudamm hinaufzufahren, der seit jeher den Bezirk 5 der Baronia, speist.
Die Zweifel an dem 'Gespenst von einem Stausee'
Er hatte keinen Grund, an den Informationen zu zweifeln, die überall verbreitet wurden:
Der Stausee ist leer und nur noch eine Pfütze aus 5 Millionen Kubikmetern Wasser und Schlamm. Als er die Höhe der Staumauer erreicht, war es bereits später Nachmittag. Für ihn, der sich diese Szenario ansieht, ist der von Schlamm und trübem Wasser bedeckte Damm quasi nicht einmal aus der Ferne wirklich auszumachen.
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Mit oder ohne 'Augenmaß'?
Er ist zwar ein Experte, aber er weiß, dass die in einem Staudamm gespeicherte Wassermenge nicht per „Augenmaß“ gemessen werden kann. Er weiß aber, wo er hinschauen muss, um eine erste Antwort auf seine Fragen zu bekommen, auf jene Zweifel, die die in den letzten Monaten mit vollen Händen „gestreuten“ Gewissheiten erschüttern. Sein Blick ist auf die Staustufe(n) gerichtet, nämlich auch auf die „Krone“, die eigentlich den höchsten Wasserstand anzeigt.
Einfach nur ein Fehler oder aber sogar Schlimmeres?
Anhand der 'Krone' kann man näherungsweise erkennen, ob der Damm leer, halbleer oder halbvoll ist. Jedenfalls: die dringenden Appelle & Forderungen, die aus vielen Ecken der Insel kommen, als „Rechtfertigung“ für das Abstellen des Wassers für Landwirte, hier vor allem für diejenigen mit Baumkulturen, Obstgärten und Olivenhainen, scheint in seinen Augen jetzt allerdings nur noch ein 'Schreckgespenst' zu sein, womöglich das Kind eines fatalen Irrtums, wenn nicht sogar hierbei eines wirklich Schlimmen.
Sofort studiert er Diagramme und Staukurven und fragt sich, was in diesem Staudamm mit seinem potenziellen Fassungsvermögen von 25 Millionen Kubikmetern Wasser vor sich ging, während die offiziellen „Berichte“ nur noch 5 Millionen Kubikmeter Wasser ausweisen. 2- oder 3- mal kommt er zurück, der Herr Ingenieur und jedes Mal noch mit einem anderen technischen Begleiter und Sachverständigen im Schlepptau. Das/die Ergebnisse bleiben jedoch immer gleich und die Zahl(en) ändern sich jedenfalls nicht!
Die letzte Berechnung
Gestern Morgen, bei 36°C im Schatten: der Gang zum Ufer des Stausees und die letzte Berechnung, Die letzte Kontrolle zwischen dem Schreckgespenst einer Katastrophe und den tatsächlichen Daten des Stausees. Vor Kameras und mit Drohnen wird die Messung des Stauseepegels per GPS, Technikern und Präzisionsmessgeräten durchgeführt, die in der Lage sind, Höhen und Koordinaten computergesteuert aufzuzeichnen. Jeder Meter des Ufers ist ein georeferenzierter „Schlag ins Gesicht“. Das/die Geräte registrieren und erfassen die Daten, um die endgültige Kurve(n) und Ergebnisse zu erstellen, die wir auf dieser Seite veröffentlichen.
15 Millionen Kubikmeter
Zertifizierter Nachweis mit einem endgültigen Diagramm, begleitet von der neuesten Studie über den Stausee, die von der Region unter der Leitung der Universität von Cagliari, Abteilung für Hydraulik, erstellt wurde. Die Ergebnisse sind die, die für die Sicherheit des Staudamms erstellt wurden: Im Maccheronis-Stausee, auf einer Höhe von 38 Metern ü.d.M., der gestern gefunden wurde, sind 15 Millionen Kubikmeter gespeichert, 3 x mehr als die 5 Mill. m³, die offiziell angegeben wurden. Die Erleichterung ist nur allzu deutlich: Der Höchststand des gespeicherten Wassers im Stausee wird durch eine Höhe von 45,6 Metern ü.d.M. markiert.
Wenn das Wasser diesen Punkt erreicht, bedeutet dies, dass 24,9 Millionen Kubikmeter Wasser gespeichert sind. Der aktuelle Pegel, bei dem das Wasser den Damm erreicht, hat eine zertifizierte Höhe von 38,190 Metern. Das „Delta“, die Lücke zwischen dem Höchststand und dem aktuellen Stand, beträgt 7,41 Meter. Der Wassermeister schreibt es, diktiert es, wiederholt es: „Der Maccheronis-See führt dreimal so viel Wasser, wie die offiziellen Daten zum 20. Juli 2024 mit angeblich 5 Millionen Kubikmetern Staumenge angeben“.
Geschäft mit der Dürre?
Gianfranco Dalu, der Ingenieur, den hier alle als Hoffnungsträger sehen, will niemanden beschuldigen: „Was auch immer der Grund für diesen ‚Fehler‘ ist, er muss sofort behoben werden. Wir müssen rechtzeitig einen Plan für die Bewirtschaftung der wirklich vorhandenen Ressourcen aufstellen. Es gibt genug Wasser, um nicht nur den Tourismus, sondern auch Tiere und Baumkulturen zu retten. Es muss einfach schnell gehen“. Mehr sagt er nicht, er bleibt proaktiv, aber es ist klar, dass in dieser Tasche voller Dokumente heiße Dossiers stecken. Da gibt es die Trinkwasseraufbereitungsanlage, die mit 17 Jahren Verzögerung gebaut wurde, aber nie in Betrieb genommen wurde, Entsalzungsanlagen, die für die Allgemeinheit sehr teuer und für den Notfall nutzlos sind und die man innerhalb von 15 Tagen in Betrieb nehmen möchte, denn es gibt hier in der Baronia einen akuten Wassernotstand, der zwischenzeitlich einfach Wirklichkeit und Alltag geworden ist.
Es scheint, dass die Dürre irgendwie bequem ist und hierdurch sogar zu einem Geschäft wird.
Quelle:
Viaggio nell’invaso della Baronia, tra opere mai collaudate e colture distrutte dal blocco idrico per le colture arboree
www.unionesarda.it