Persönlich könnte mich ein Winterurlaub interessieren, ich bevorzuge generell keine Massen. Aber persönlich kenne ich trotzdem niemanden, der auf Dinge, wie man sie in anderen südlichen Gefilden das ganze Jahr über vorfinden kann verzichten möchten.
Das große Plus Sardiniens ist das grandiose Meer, die Landschaft und die Strände. Pittoreske Städte und Dörfer sind in der Minderheit. Nur Alghero bietet da auf allen Gebieten etwas. Wenn man nicht baden kann, sich nicht an den Strand legen kann, bleibt die tolle Landschaft und die wenigen Kulturdenkmäler, von denen andere Regionen deutlich mehr besitzen. Da muss jetzt nichts verklärt werden, das ist leider so, dass die Kunstepochen an Inseln eher vorbei gehen, wenn sie nicht Sizilien heißen.
Andererseits scheint es so zu sein, dass kein Verantwortlicher die Saison ab Ende August attraktiv machen will, Badewetter wäre doch noch lange, wie in fast allen Regionen am Mittelmeer. Warum ist ab September tote Hose?
Persönlich finde ich das nicht schlecht, kommt mir das Desinteresse an Urlaubsgästen doch insoweit entgegen, dass ich dort selbst im Sommer keinen Massentourismus vorfinde. Aber die wenigen Überfahrten im Winter erklären die allgemeine touristische Lage wiederum fast von selbst.
Die meisten Ferienwohnungen sind nicht gerade der optische und qualitative Brüller, zumal Dinge wie Zentralheizung für die Nebensaison praktisch überall fehlen. Viele Hotels und Restaurants haben geschlossen. Gut kochen geht nur mit hervorragenden Produkten aus guten Lebensmittelgeschäften. Mir scheint, dass dafür die Einheimischen wenig Interesse haben und die Dinge, die wirklich gut sind werden schlecht angepriesen.
Es waren genau diese Sachen in den letzten Urlauben, die mich nervten.
Das gute Öl aus Alghero kann man in keinem Geschäft dort kaufen, nur nach betteln meinerseits, durfte ich in der Fabrik etwas erstehen. Das so hoch in Reiseführern angepriesene Berchidda mit Direktverkäufen von z.B. der Firma Rau war 1. kaum zu finden, auch die Menschen auf der Straße hatten 2. keinen Schimmer, wo der Verkauf denn sei, bzw. sie wollten es nicht sagen. Schließlich, 3. nach langem Suchen war um 17 Uhr alles verrammelt. Den Honig etc haben wir in mindestens gleicher Qualität dann auf dem Festland gekauft.
Ein guter Freund von mir hat einen Weinladen mit ausschließlich sardischen Weinen, bangt aber, dass seine vor Monaten bestellten Paletten bis zum Weihnachtsgeschäft evt nicht eintreffen. Dabei ist sein Partner ein Sarde. Seine Meinung, die wollen gar nichts verkaufen und Geld verdienen. Dabei ist auch der Wein Spitze, aber gegenüber in der Toscana ist eine viel größere Konkurenz, die viel besser vermarktet. Einzig Sella e Mosca, wieder Alghero, kommt international rüber.
Einfach schade, dass das alles nicht besser läuft. Ich liebe die Insel, verkläre aber nichts und momentan überwiegen eher negative Seiten.
Wenn man dann noch pubertäre Töchter hat, die shoppen möchten, aber keine Möglichkeit haben, dann wird das schon verdammt schwierig, und selbst meine Frau und ich finden auf dem Gebiet nichts,
da ist die Insel wahrlich so weit vom Festland, dem Schlaraffenland, entfernt wie man das in Zahlen nicht benennen kann.
Der Fährenrückgang wundert mich überhaupt nicht.
chefkoch