Schulsystem usw. in Sardinien?

Gretas

Mitglied
Wir sind uns am überlegen in 1-2 Jahren nach Sardinien auszuwandern:)
Was uns in unserem Land etwas stört ist wie die Kinder hier in den Schulen aufwachsen, und wie verwöhnt man hier einfach ist usw. Die meisten die ich kenne, sitzen die ganze Zeit vor dem Computer oder vor dem iPhone und auch in den Schulen ist das hier schon Standard, von der Umgangssprache und den Werten in den Schulen will ich schon gar nicht sprechen (hat man keine Markenklamotten, iPhone und Compi wird man ausgespottet) ;) Ich habe so einiges mitbekommen da ich 9 Jahre mit Kindern gearbeitet habe und nun bin ich selbst schwanger.:) Ich will mein Kind auf keinen Fall das Ganze das ich erwähnt habe verbieten aber mich macht es manchmal fast etwas traurig was wir hier für Werte haben... Manchmal dünkt mich weniger ist mehr... Mich würde mal Wunder nehmen ob es in Sardinien auch Standard ist das man bereits in der 2.Klasse den eigenen Pc hat+ all die Luxussachen und ob die Kids untereinander etwas mehr Respekt untereinander haben? Wie ist das ganze Schulsystem aufgebaut ist das ähnlich wie in der Schweiz/Deutschland, wer kann mir von seinen Erfahrungen berichten?

Danke für eure Antwort bin gespannt :)
 
Das ital. Schulsystem (u. damit auch das sardische) ist (noch) komplett anders als das dt. System. Es ist ein Gesamtschulsystem u. m.E. viel besser als das dt., eher dem schwedischen vergleichbar.
Unser Sohn ist hier im Dorf längere Zeit auf die Grundschule gegangen, die ist viel anspruchsvoller als in D., u. wegen der niedrigen Geburtenrate sind die Klassen klein.
Auch die Kindergärten haben einen guten Standard.
Das einzige, was etwas kümmerlich ist, ist der Fremdsprachenunterricht.

LG Günther
(wir leben seit gut vier Jahren auf der Insel)
 
also einen eigenen pc haben die kinder, zumindest in ländlichen gegenden, bestimmt nicht. und die kleinen habe ich auch noch nicht mit dem telefon herumlaufen sehen. zumindest bei uns in der umgebung (medio campidano) hat man hierfür einfach nicht das nötige kleingeld.
ich muss su corvu beim fremdsprachenunterricht absolut recht geben, der ist ganz schlecht. meine nichte hatte ab der grundschule englisch und heute mit 17 jahren kann sie wirklich kaum einen satz bilden. aber auch das wird sich in den kommenden jahren sicher ändern, denn auch auf sardinien hat man bemerkt, dass fremdsprachen an wichtigkeit zunehmen.
was mir sehr gut gefällt, sind projekte an den schulen, wo wieder die landessprache gelehrt wird.
markenklamotten hat es auch hierzulande, aber eben nicht in dem mass wie in deutschland.
mir gefällt es auch gut, dass die kinder in den grundschulen und im kindergarten noch diese jäckchen (schuluniform) anhaben. und auch die kinder sind sehr stolz darauf.
 
Danke an beide für die sehr hilfreiche Antwort! Das heisst in Sardinien sieht man draussen auch noch gemeinsam Spielen? (Hier sitzen sie ja meistens vor dem Pc und haben ihre Freunde auf Facebook ;-)).
Lernt man in Sardinien in den schulen auch noch etwas spielerisch? Also nicht wie ganz früher (da war alles etwas langweilig und öde das ist zum Glück nicht mehr so hier ;-))
Ist das integrieren in Sardinien als "Auswanderer" auch kein Problem? Also habt ihr und eure Kids euch Willkommen gefühlt?

Lg Rahel
 
Der "Kindergarten" (scuola materna) hier ist keine "Spielwiese", sondern eine Art Vorschule. D.h., wenn die Kinder in die Grundschule kommen (scuola elementare), können sie in der Regel bereits lesen u. schreiben.
Die Integration von Einwanderern ist (jedenfalls auf Sardinien) prinzipiell völlig unproblematisch. Aber es hängt natürlich von jedem einzelnen ab. Bei uns im Dorf (ca. 250 Einwohner) wohnen einige Frauen aus Rumänien, der Ukraine u. Russland, sie gehören dazu. Ebenso die rund 10 Menschen aus Deutschland, welche hier dauerhaft wohnen.
Die Kinder oder Jugendlichen aus dem Ausland lernen übrigens schnell Italienisch, wie von alleine. Erwachsene tun sich da manchmal schwerer, auch weil man immer jemand findet, der/die in der Emigration deutsch gelernt hat.

Grüße von der Insel,

Günther
 
Mein Sohn ist 17 und geht in Oristano (ca. 100.000 Einwohner) in die Oberstufe (11.Klasse), dort ist es offenstichtlich nicht viel anders als in deutschen grossen Staedten - die Kids definieren sich selbst gern ueber iPhone oder Computer und schwaenzen manchmal die Schule, um in Einkaufszentren herumzulungern...
Meine Frau hingegen unterrichtet im Nachbardorf (1000 Einwohner) in der Mittelschule (6. bis 8. Klasse) und ist begeistert, dass die Kinder noch zu begeistern sind, wenn man sich Muehe gibt....

Ich denke also, es kommt sehr drauf an, wo in Sardinien man sich befindet.
Natuerlich gewachsene Strukturen in alten Dorfern oder auch Staedten lassen zudem eine Integration einfacher und problemloser vonstatten gehen, als in sehr touristischen Doerfern, wo 8 Monate im Jahr tote Hose ist.

Ansonsten ist Sardinien sicher der beste Ort, um italienisch sauber und deutlich zu lernen!

API
 
Nun dazu muß ich auch sagen, es kommt bei uns in D natürlich auch darauf an, wo man zur Schule geht.
Meine Kinder sind in einem Weiler in Bayern mit 15 Häusern , total ländlich aufgewachsen. Da hat es außer beim nächsten Bauernhof spielen auch nichts gegeben. Das ist überwiegend heute noch so. Klar hat man auch Computer, aber da wird einfach noch das gemeinsame Landleben gefördert.
Da ist auch jeder in irgend einem Verein und die Kinder mit.
In der Stadt ist es leider nicht mehr so, da findest du meist keinen Nachwuchs mehr. Da ist iPhone und facebook eher angesagt.
 
Hi Gretas

Ich würde dir raten, dich beim nächsten Sardinien-Aufenthalt mit Eltern zu unterhalten und die zu fragen, ob du dir mal die Schulbücher anschauen kannst. Vielelicht guckts du mal in eine Schulstunde rein... Spielerische lernen, ich glaube, da ist oft eher das Gegenteil der Fall. Von den kleineren Kindern her, die ich kenne, scheint mir der Unterricht tendenziell vor allem aus Auswendiglernen zu bestehen – wobei mein Eindruck auch falsch sein kann (hängt wie überall auch von den Lehrpersonen ab). Ich kenne zudem keine Eltern, die nicht täglich weit über eine Stunde mit ihren Kindern Hausaufgaben machen müssten, sodass ich mich oft frage, ob man in der Schule überhaupt noch was anderes macht als dann diese Hausaufgaben zu kontrollieren.

Iphone wirst du bei sardischen Teenagern nicht weniger häufig sehen als bei deutschen Teenagern – sie haben das vielleicht nicht schon mit 9 sondern etwas später, das kann schon sein (wie es in einigen Jahren ist, wenn dein Kind in dem Alter ist, kann man ja eh nicht sagen). Einen eigenen Compi brauchts dann ja fürs Private nicht mehr wenn man ein Iphone hat… Ich bin via Facebook mit etlichen Teenies (12-16 Jahre) auf Sardinien „verbunden“, etliche sitzen quasi nonstop davor und schreiben – genau wie Teenies in der Schweiz.

Wobei man über dieses Thema natürlich streiten kann, diese ganze Technik gehört heute halt zum Leben. Der andere von dir angesprochene Punkt, nämlich welches Wertesystem man hat oder ob alles Selbstverständlich ist, ist in meinen Augen entscheidender. Und das kann man den lieben Kleinen eigentlich nur selbst vermitteln, da spielt es letztlich keine wirklich grosse Rolle, wo man lebt. Also kannst auch Sardinien sein… :)


Grüsse, Maren
 
schön gesagt, maren.
oder anderst:
man kann seine kinder noch so gut erziehen, sie machen einem ja doch alles nach.
 
Also während ich noch versucht habe meine Kinder mit Holzspielzeug zu erfreuen, haben ihre gleichaltrigen sardischen Cousins schon längst auf dem Mega Breitbildfernseher Playstation XXLgespielt. Machen wir uns doch nichts vor.... Unsere Kindergeburtstage in Deutschland sind pädagogisch durchgestylt, während man in Italien auch gerne mal bei Mäces feiert, denn.... das macht ja keinen Dreck..... Is so... kann ich mit leben... und mach es bei meinen Kindern trotzdem anders.

In diesem Sinne

Viele Grüße

Gianna
 
sicherlich halten ausgesprochen viele sardische eltern nichts davon, ihre kinder nach pädagoischen, deutschen massstäben zu erziehen. eher nach den alten tradizionen, wo man einen jungen zur schule schickt, auch wenn er sich noch so doof dranstellt und die meißte zeit schwänzt um auf dem fussballplatz zu sein. gleichwohl werden mädchen zu häuslichen aufgaben herangezogen und kein so großes augenmerk auf die schulische laufbahn geworfen. sie sollen ja in erster linie den haushalt führen und die kinder großziehen.
ja, es gibt auch viele, viele einheimische, die sämtliche technischen finessen in ihren haushalten vorweisen können, sei es, weil sie das nötige kleingeld dafür haben oder auch familie die im ausland arbeitet und diese teuren geschenke machen kann.
aber die mehrzahl der leute die ich kennengelernt habe, und das sind eine ganze menge in 23 jahren, mehrmals jährlich, auf der insel sind diejenigen, die froh sind, wenn sie ihre kinder nicht nach "Ferrero Germania" oder zum Ristorante eines Cousins in Germania zum malochen schicken müssen und ihnen selbst die täglichen mahlzeiten bieten können.
das sind die, wo auf eine siebenköpfige familie nebst nonna ein kleiner fiat kommt, und da ist man dann froh, wenn man überhaupt was fahrbares hat.
das sind die, die dankbar sind, wenn der besitzer des großen olivenhains erlaubt, nach seiner ernte die reste zu holen um sich öl zu pressen, etc.
das sind die, die in ihrer ortschaft überhaupt keinen mäces haben und auch gar nicht dahin kommen.
die ihre klamotten auf dem markt oder beim chinesen kaufen, weil einfach nicht mehr geld da ist.
klar gibt es auch die besser betuchten, aber machen wir uns nichts vor, von denen gibt es auf der insel dann doch relativ wenige.
 
... Manchmal dünkt mich weniger ist mehr... :)

Ciao Gretas,

das, was du deinem Kind vermitteln möchtest, kannst du doch ÜBERALL tun. Dazu brauchst du doch nicht nach Sardinien auszuwandern! Ich denke, es ist ein Irrglaube zu denken, dass auf Sardinien alles noch viel ursprünglicher, natürlicher und besser ist. Aber das wirst du erst erfahren, wenn du wirklich mal dort lebst und es für dich/euch ausprobierst. Vielleicht ist es ja genau das Richtige und dann ist es gut für dich. Und falls es nicht das Richtige ist, würde ich zusehen, dass ich VOR DER EINSCHULUNG meines Kindes wieder nach D / CH oder wo du wohnst zurückkomme!

Wie marai oben schon geschrieben hat: Auch bei uns gibt es noch viele Kinder, die lieber draußen spielen als pausenlos vor dem PC oder dem Fernseher zu sitzen. Und solche Zeiten kann man den Kindern ja auch reglementieren. Mein Sohn durfte nie länger als 1 Stunde an den PC. Und heute findet er es gut, dass ich so strikt mit ihm war. Mittlerweile ist er 17, hat kein I-Phone, sondern nur ein ganz normales Handy zum Telefonieren, trägt keine Markenklamotten - braucht er nicht! Und TROTZDEM er hat FREUNDE ! Und das in Deutschland! Kaum zu glauben, oder?

LG - Barbara ;)
 
Zwei Dinge sind auf dieser Insel und im Sueden Italiens allgemein noch vorhanden
(und das finde ich sehr gut!)

Der Zusammenhalt der Familie.
Ich meine nicht den Familienclan wie in Sizilien, sondern die Tatsache, dass Familien im Allgemeinen bei Problemen
einzelner zusammenhalten und Loesungen suchen und finden.
Das kann in materieller Hinsicht sein, aber vor allem bei alltaeglichen kleinen Problemchen.
Erlebe ich selbst staendig in der Grossfamilie in die ich eingeheiratet habe!

Der Respekt vor aelteren Menschen.
In der positivsten Form, nicht aus Angst oder falscher Freundlichkeit.
Einfach, weil aeltere Menschen aufgrund ihrer Vergangenheit, ihrer Erfahrungen und Leistungen Respekt verdienen.
Man wird auf der ganzen Insel keinen Jugendlichen oder Jungen Menschen finden, der nicht aeltere Menschen mit der
angemessenen Hoeflichkeit und eben dem angemessenen Respekt behandelt.

@Barbara:
insofern muss ich Dir widersprechen!
Diese beiden und noch ein paar andere Dinge sind durchaus anders als in D oder CH und machen die Ueberlegung Wert,
hierher auszuwandern!

API
 
Hallo Gretas,

habe ich das richtig verstanden: du erwartest dein erstes Kind und machst dir jetzt Gedanken wie du es in deinem Sinne erziehen sollst? Da kann ich Barbara nur zustimmen, es liegt doch an dir und nicht an dem Land, in dem du lebst, welche Werte du deinem Kind vermittelst. Meine Kinder haben z. B. nie einen eigenen Fernseher gehabt, den haben sie sich mit 15 bzw. 17 selbst gekauft. Aber dadurch mussten sie im Wohnzimmer gucken und ich habe mitbekommen, was sie sahen. Bei uns gabs u. gibts heute noch keine PlayStation ... und gespielt wurde mit Freunden draußen. Gut, wir wohnen auf dem Land, hat viele Vorteile, ist manchmal etwas lästig für die Eltern. Bei uns ging der letzte Bus aus der Stadt um 19.30h, das hieß, beim Kinobesuch vom 18.00 h Film musste einer von uns fahren, um die Kinder abzuholen.

Wenn du gerne in Sardinien leben möchtest, dann tue das. Aber dort wird dein Kind nicht besser od. schlechter erzogen als anderswo, denn DU erziehst dein Kind. Die Schule in Sardinien ist bestimmt gut (außer den Fremdsprachen, wie Günther schon erwähnte). Aber es ist nicht so ganz einfach, einen sard. Schulabschluss als einen vergleichbaren deutschen anerkannt zu bekommen, diese Erfahrung hat gerade eine junge Bekannte von uns gemacht.

LG - Ute
 
@ api:

Du meinst also, in Deutschland gibt es den Zusammenhalt in der Familie nicht und auch keinen Respekt vor älteren Menschen?

Ich denke, so pauschal wird man das nicht sagen können. Ich kenne sehr viele deutsche Familien, die gerade in Notsituationen zusammenhalten und Respekt vor älteren Menschen sollte man doch eigentlich gleich schon primär mal seinen Kindern beibringen. Mein Sohn schaufelt freiwillig Schnee bei einer 86jährigen Nachbarin, hilft fremden älteren Menschen, die Einkaufstaschen von der Stadt nachhause zu tragen etc. - einfach so!

LG - Barbara ;)
 
Hallo Api,

teils muß ich dir Recht geben.

Aber wenn man auswandern möchte, keine Familie hat, praktisch in eine andere Welt ankommt. Weiß nicht wie es mit den italienisch Sprachkenntnisse bestellt ist. Und vor allem die beruflichen Aussichten sind da doch sehr wichtig. Es hilft doch nichts, wenn es dem Kind vermeintlich besser geht, ich selbst aber keine Arbeit habe.
Da ist es oft für die Kinder viel schlimmer, wieder nach D zurückzukehren, in für sie dann vielleicht fremden Welt.
 
@marai

ueber die beruflichen Aussichten von Gretas wissen wir ja nichts -
vielleicht sind sie und ihr Mann Freiberufler und haben die Moeglichkeit auch von Sardinien aus zu arbeiten...?
Darum ging es doch auch gar nicht....

@Barbara
natuerlich gibt es darueber keine pauschalen Aussagen, alles ist relativ und subjektiv....
Aber fest steht, dass es hier undenkbar ist, dass alte Menschen auf der Strasse bepoebelt oder gar ausgeraubt werden...
Wenn sowas dann doch mal vorkommt, ist das ein Skandal -
waehrend in D sowas auf der Tagesordung steht und man sich schon dran gewoehnt hat.
 
Nein Api, das ist in D auch nicht an der Tagesordnung! Natürlich gibt es das, aber eher in sozialen Brennpunkten.
 
da muss ich apixedda absolut recht geben.
in deutschland werden die alten mitbürger nach möglichkeit in bessere oder nicht so gute altenheime abgeschoben und zu ostern oder weihnachten mal wieder ausgeführt. in sardinien erlebe ich bei fast allen bekannten und freunden mindestens ein sehr altes familienmitglied, mit denen immer sehr liebevoll und respektvoll umgegangen wird. sei es in sachen körperpflege, essen oder ausfahrten zu freunden oder in die campagne.
ich kenne auch eine alte frau (über 90), die keine eigentliche familie hat, weil ihr mann verstarb, als sie noch eine ganz junge frau war und sie ich niemals wieder verheiratet hat. zia amelia hat also nur die familie aus der angeheirateten familie ihres mannes und das sind mindestens 7 ecken.
die holen sie einmal im monat ab und gehen sonntags mit ihr zum essen in ein agritourismo, da weiß man, was sie am liebsten mag. man wischt ihr den mund ab, schneidet ihr das fleisch klein, hilft ihr beim trinken, passt auf, dass sie sich nicht verschluckt etc, und freut sich, ihr eine freude zu machen.
in deutschland wäre diese frau, mangels eigener familie schon längst vergessen worden.
es ist nicht nur der respekt vorm alter, der hier noch wichtig ist.
und es ist auch tatsächlich so, dass die familien zusammenhalten. es kann ja auch jeden einmal treffen. und nein, barbara, das ist in deutschland nicht so, da gibt es ein ganz anderes funktionierendes sozialsystem, da braucht es die familie in der form nämlich nicht mehr.
und auch wenn es einem sarden schlecht geht, dann hat er immer noch seinen stolz und das merkt man ihm an.
und das ist etwas, was ich leider ganz oft bei einem deutschen in deutschland nicht finden kann.
 
ich muss eumel widersprechen. das gibt es in deutschland nicht nur in sozialen brennpunkten.
deutschland ist ein land, wo es normal ist, dass kinder ab 13 jahren an den wochenenden unter dauerstrom stehen.
2,3 promille sind da oft gar nichts.
werte bei denen wir vielelicht hinüber wären.
die jugendlichen sind aber heutzutage geeichte kampftrinker. das steht in den zeitungen, das kommt in den nachrichten, darüber gibt es studien und das siehst du auf der strasse.
und wenn du dann was sagst, dann gibts was auf die fresse.
und wenn mal eine alte frau mit dem gehfrei um platz bittet um in den einkaufsmarkt zu kommen. dann schmeist man ihr ne leere flasche vor die füsse.
usw.

das habe ich in sardinien noch nie erlebt.
vielleicht, weil da die familien noch für die erziehung zuständig sind und nicht der gesetzgeber, der kindergarten oder die schule
 
Dann möchte ich mal gerne wissen, wieviele der leider SEHR, SEHR VIELEN ARBEITSLOSEN SARDISCHEN JUGENDLICHEN nicht nur an Wochenenden "unter Dauerstrom" stehen?

Die meisten Drogenabhängigen von ganz Italien gibt es übrigens in der Region Cagliari! Traurig, aber wahr.

... und auch wenn es einem sarden schlecht geht, dann hat er immer noch seinen stolz und das merkt man ihm an. und das ist etwas, was ich leider ganz oft bei einem deutschen in deutschland nicht finden kann.

Schon vergessen? Ein Deutscher hat nicht mehr stolz zu sein! Das wurde uns doch abgewöhnt.
 
CNI, ich habe garnicht abgestritten, dass es dies gibt. Aber es ist nicht die Norm - egal, was durch die Medien geht.

Meine Kinder, Tochter, 22 und Sohn, 24 Jahre alt, und das gilt auch für ihren jeweiligen kompletten Freundeskreis, haben durchaus Achtung vor dem Alter, haben noch nie am Komasaufen teilgenommen, sind engagierte Mitgleider in ihren jeweiligen Vereinen (mein Sohn ist Kassier in seinem Musikverein, meine Tochter ist (ehrenamtlich) Rettungssanitäter bei den Johannitern) - und "anständige" Mitglieder dieser Gesellschaft.

Ich möchte hier nichts kleinreden, aber ich wehre mich vehement gegen: in Deutschland ist alles schlecht, in Sardinien ist alles gut. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass wir hier am Bodensee auf dem Land wohnen, mit einem vergleichsweise geringem Anteil an Migranten und vor allem fast Vollbeschäftigung. Aber die Verteufelung der heutigen jungen Erwachsenen ist einfach nicht pauschal gerechtfertigt!
 
Ja das ist schon sehr pauschal.
Ich behaupte, es kommt schon sehr darauf an, wo man wohnt.
Mir ist kein einziger Fall in unserem Landkreis bekannt, daß Jugendliche ältere Menschen ausgeraubt hätten.
O.K. saufen gibts natürlich, hat es aber zu meiner Jugendzeit (vor 40Jahren) auch schon gegeben.
 
eumel,

wenn es denn um die Migranten geht:
das sind hier auf der Insel wir....z.B. mein Sohn und ich....

wie gesagt, nichts ist pauschal anzuwenden, es bleibt ein subjektiver Eindruck -
aber ein sehr starker!
 
Und jeder sieht es positiv oder negativ was er sehen will oder nicht.
Einige Tugenden wie Pünktlichkeit,Disziplin,Fleiß,Selbstlosigkeit sind hier jedenfalls mangelhaft und das in der Stadt.In nem Dorf vielleicht weniger weil da mehr drauf geachtet wird um den Namen der Familie nicht in den Dreck zu ziehen.
Wenn die Eltern Lust und Zeit haben sich um den Nachwuchs zu kümmern wird er/sie überall was werden,das sogar im Jungle von Brasilien.
Alkohol und Drogen sind wie überall ein Thema nur vielleicht fällt das etwas mehr auf weil am Ende ja doch jeder jeden kennt und der Klatsch über Buschfunk bestens funktioniert hier.
Denke das wenn das Baby geboren ist,es die ersten Lebensjahre hier bestimmt toll auf wächst mit Meer und Natur aber zur Schule würd ich es hier nicht geben,zumindest wenn das nur für 1-2 Jahre sein soll.
Sprachen werden doch schon an geboten oder nicht?Der Sohn meiner Freundin ist 12 und macht Englisch hier in Olbia.
Alte Leute seh ich hier meistens nur in Begleitung von jüngeren,ansonsten gehen die weniger vor die Tür,zumindest in der Stadt.
Leider ist ein Teil der neuen Jugend dabei sich nicht so Vorteilhaft zu entwickeln,liegt wohl an der Entwicklung einiger Eltern die sich nicht mehr an das erinnern was ihre Eltern ihnen bei gebracht haben.
Günther,stimmt,Brunella ist toll vom Zusammenhalt und der Akzeptanz,hier in der Stadt ist die Realität etwas anders!
 
Api, mein Post ging auch nicht gegen Migranten! Ich freue mich, dass du gut aufgenommen und integriert bist auf Sardinen.

Und schließlich haben wir uns ja auch in diese Insel verliebt, nicht zuletzt wegen der Gastfreundschaft und der Kinderliebe der Sarden. Und auch wenn wir nicht dort leben, sondern nur 8-10 Wochen/Jahr auf der Insel sind, haben wir uns im Laufe von 20 Jahren einen Freundeskreis aufgebaut und einen kleinen Einblick in das "wirkliche" Leben bekommen. Heute sehe ich einfach manches differenzierter, denn inzwischen kenne ich auch auf Sardinien "Negativbeispiele".
 
stimmt, es liegt in allererster Linie an den Eltern, in welche Richtung sie ihre Kinder bei der Erziehung lenken, aber nicht minder zu verachten ist eben der äußere soziale Einfluß, sprich Schule, Freunde, Bekannte, Familie u.s.w.

Es gibt sehr wohl wichtige und nicht zu verachtende Werte, die ein sardisches Kind im Leben mitbekommt, greife ich API's Punkt auf: Respekt und Hilfsbereitschaft älteren Menschen gegenüber, Ja, das wird hier noch sehr groß geschrieben. Dann gab es den Punkt: muß ein Kind neueste Unterhaltungselektronik haben? Bestimmt nicht! Nicht in Sardinien nicht in Deutschland und auch nicht anderswo, aber wenn es der heutigen Zeit entspricht und das Geld für die Anschaffung da ist, warum soll es das dann nicht haben? Dies nimmt die Angst vor zukünftigen Fortschritt, man wächst eben mit. Man weiß doch nie, was das spätere Leben einem bringt?

Ich schicke gerade 2 Kids durch die schulische italienische Laufbahn - beim 3. ist die Erziehung bereits abgeschlossen und die verlief in Deutschland - und ich bin so zufrieden mit dem Schulsystem und hatte auch an anderer Stelle bereits geschrieben, dass das dt. Schulsystem sich da was abschauen könnte. Problem ist nur: was kommt danach? Arbeitsmarkt innerhalb des Landes gibt nicht viel her. Aber, was kann einem Kind besseres passieren, als mehrsprachig aufzuwachsen, in andere Kulturen reinzuschauen, neue Perspektiven entdecken, andere Mentalitäten ergründen und u.U. davon lernen für's Leben? Auch einem Erwachsenen schadet dies doch nicht.

Ich würde jetzt nicht unbedingt wegen der sozialen Einflüsse auf die Kindererziehung meine Heimat verlassen und nach Sardinien gehen, aber wenn auch andere Gründe für eine Auswanderung sprechen, dann ist eben der Aspekt Kind wächst in Sardinien auf, nicht der Schlechteste.

Unser Kids haben mod. Unterhaltungselektronik einschließlich I-Phone, Gamepads und sie nutzen sie, aber sind auch viel draußen und spielen mit Nachbarskindern, bzw. der Große hängt eben mit seinen Teenie Freunden ab. Logisch machen die auch mal Scheiß, ABER: welcher 16jährige Teenager in Deutschland geht Sonntagsmorgens in die Kirche? Wir sind evangelisch, dennoch sind unsere Kids in der kath. Gemeinde integriert und gehen sogar gern in die Kirche. Spielt bestimmt auch der Pfarrer eine große Rolle, aber auch hier lernen sie viel für das Leben. Unsere Kids wachsen modern auf und werden dennoch von Traditionen geprägt. Sie haben keinen Heiligenschein aufsitzen und sind auch mal aufmüpfig und machen echt Mist, aber sie sind einfach phantastisch!

Geburtstagseinladung: es ist kaum Geld da - wie bei vielen - was machen die Teenies? jeder gibt ein paar Kröten und dann wird was gemeinsam gekauft. Geld für Markenklamotten ist nicht da? Dann wird eben beim Chinesen Kopie gekauft, untereinander getauscht und geschenkt aber nicht mit dem Finger draufgezeigt und gesagt: du hast nichts, also darfst du nicht mit dabei sein.

Im Kleinkindalter spricht auch die Natur selbst sehr für ein Aufwachsen auf der Insel. Wo kannst du schon am Nachmittag mal rasch bei Sonnenschein einen Strandwalk machen ohne dafür eine größere Anreise auf sich zu nehmen? Die Natur, die Luft, die Tierwelt ist phantastisch und bildet ein Kind auch. Es gibt aber auch Spielplätze, die bei gutem Wetter sehr frequentiert werden. Hier hat man die Möglichkeit andere Mütter kennen zu lernen (so ging es mir jedenfalls). Kindergarten ist super! Es gibt die Ludotheka - eine Art kostenloser Kinderhort einer jeden Comune - in die die Kids ab 4 - 12 Jahre Nachmittags mit anderen Kindern spielen, quatschen, Bücher lesen können. Hier werden auch Kindergeburtstage gefeiert (nicht im Mäckes!) es gibt staatliche und private Kinderhorte. Die Privaten sind auch nicht teuer und man kann mal stundenweise die Kids dort "parken" für ein Appl und ein Ei.
Im Sommer bieten die Comunen eine Art Ferienbeschäftigung am Meer oder in den Bergen, je nach Comune. Da kann man das Kind anmelden zahlt einen kleinen Oppulus und die Kids werden für 2 Wochen morgens mit dem Bus hingefahren, beschäftigt und nachmittags wieder zurück gebracht.

Kids die rumlungern, lungern weil auch von zu Hause aus nicht viel kommt, hier auf Sardinien wie auch in anderen Ländern.

LG Simone
 
Wir haben mal auch die Überlegung gehabt nach Sardinien auszuwandern. Haben dann wegen unseres 3-Jährigen Sohnes uns dagegen entschieden. Wir kommen aus München, und hier Chancen auf eine gute Ausbildung und später auf eine Anstellung sind nun viel höher.
Wir haben in Posada und La Caletta mit vielen jungen Menschen gesprochen - viele haben keine Arbeit, wenn doch, dann nur Saison abhängig oder Aushilsfjobs. Und viele wollen nach Deutschland auswandern...:(

Unser Kindergarten in Posada ist auch nicht optimal.. Es gibt fast keinen Platz draußen zum spielen, alles mit den weichen Plastikplatten zugepflastert (weil Kinds ja dreckig werden können!) Wenn es zu kalt (unter 22 Grad) oder zu warm wird, oder eine Wolke auf dem Himmel zu sehen ist, bleiben Kinder drinnen in den AirCon-Räumen. Es gibt auch keinen Schlafraum (!), sodass müde Kinder sich einfach auf den Boden legen müssen. Trockenwerden wird nicht unterstützt, und meine Nachbarin extra von der Arbeit kommen musste um ihren 3-Jährigen Sohn zu wickeln! All das haben wir von unseren sardischen Nachbarn erfahren und teilweise selber gesehen. Da wird man schon nachdenklich, wenn man Kinder hat...
Es gibt aber bestimmt große Unterschiede zwischen den Gemeinden, was Schulen und Kindergärten betrifft. Da kann ich nicht mitreden.

Was ich persönlich super finde, ist die allgemeine Kinderfreundlichkeit, was wir in München manchmal schmerzlich vermissen:confused: In Posada gibt es auch ein kostenloser Kinderhort, wo alle Kinder für ein paar Stunden am Nachmittag spielen können.

LG Irina
 
Was mir schon seit langen aufgefallen ist, hat zwar nicht unmittelbar, aber doch mittelbar damit zu tun.

Wie kommt es, daß es bei den Südländern (Spanien, Portugal, Italien) denen man doch Heißblütigkeit bescheinigt, keine Amokläufe (nicht nur in Schulen, aber auch) oder zumindest nur im geringen Maße gibt? Ich meine damit nicht nur Deutschland, sondern die „Nordstaaten“ von Europa.

Ich habe dafür keine Erklärung. Die Erziehung alleine kann es ja wohl nicht sein.

War mal so ein Gedankengang von mir.

LG

Dieter
 
Anzeige

Themen mit ähnl. Begriffen

Top