Schulsystem usw. in Sardinien?
Meine Info deckt sich mit der von Pitti. Aber es besuchen ja sowieso ca. 95 % aller Kinder im entsprechenden Alter die Scuola d'Infanzia. Das heißt, die Kindertagesstätte ist in I. eine total akzeptierte Institution, u. das gegeneinander Ausspielen von öffentlicher Erziehung u. Familienerziehung (wie oft in D.) gibt es hier nicht.

Ich habe übrigens schon viele "Kindergärten" in Italien besucht, zunächst in der Emilia Romagna (Bologna u. Modena), später auch hier auf Sardinien, u. war immer sehr positiv beeindruckt. Und Lernen u. Kreativität wird auch nicht als Gegensatz gesehen. Bei uns in D. wird viel "Lernbudget" im Vorschulalter vergeudet, was dann in der Grundschule nachgeholt werden muss.
 
hm, wenn Pitti und Du das sagen, glaube ich das auf jeden Fall, Su Corvu. Ich weiß, dass ihr Beide sehr kompetente Info's weitergebt.
Uns wurde eben gesagt, als wir auf Sardinien ankamen, Schulpflicht bis 18 Jahre (auf der Comune und dem Schulamt auf dem wir den Großen 2007 anmeldeten - der Kleine war damals knapp 2 und es hieß, ab 3 muß er in den Kindergarten und Vorschule ist Pflicht. Ich habe das natürlich nicht nachrechergiert, weil ich auch in D. logischerweise die Kids in Kita und Schule geschickt hätte).

Dennoch, zu mir hieß es dann auch im Laufe der letzten Jahre, als immer mal das Thema aufkam, Kind könnte möglicherweise die Schule schmeißen: NEIN, bis 18 ist Schulpflicht! Eben auch im Gespräch an der Superiore im Januar, da dort wirklich einige Mitschüler unseres Sohnes überlegen, die Schule ganz zu schmeißen und demzufolge auch sehr oft schwänzen. Logisch dachte Unserer, da kann er mal mitmachen und "Blau" machen. Flog auf, wir durften in der Schule antanzen (und er ist 16) kam die Aussage des Prof' "wenn jemand von der Schule will, dann höchtens um auf eine andere zu wechseln".

Gut, für mich kommt vorzeitiger Schulabbruch oder überhaupt ohne Abschluß ABSOLUT und 100%ig NICHT in Frage und logischer Weise laß' ich das auch nicht bei meinen Söhnen durchgehen und wie gesagt, wenn die Superiore - ohne Sitzenbleiben - beendet ist, ist er 19. ;)

Also Gretas, wenn die KiTa bzw. Vorschule nicht Pflicht ist - es ist dennoch nicht vom Nachteil, das Kind hinzugeben.

Aber warum muß ich dann mein Kind bei Krankheit länger als 3 Tage mit einem ärzlichen Attest entschuldigen? Wenn die Scuola Materna keine Pflicht ist, würde es doch ausreichen, wenn ich als Mutter entscheide, wie lange mein Kind zum Genesen zu Hause bleibt? Gut bei einer ansteckenden Krankheit wie Windpocken, etc. verstehe ich die Melde- und Attestpflicht, aber bei einer Erkältung z.B.?
Das war nämlich ein Punkt, den ich nicht kannte, ließ Sohnemann mal eine Woche daheim, weil er erkältet war und dann gab es Anschiß. Mußte den Attest nachreichen. Es hieß, alles was über 3 Tage Fehlzeit ist, MUSS vom Arzt attestiert werden - auch in den Schulen.

LG Simone
 
Entschuldigt bitte. Aber die scuola materna oder jetzt scuola dell'infanzia genannt... ist nicht Pflicht! Wir haben eine Schulpflicht. Die dauert von 8-10 Jahre, beginnend ab dem 6. Lebensjahr. Fuer Februar-Mai Geborene koennen auch bereits mit 5 1/2 Jahren eingeschult werden, das muss von Fall zu Fall entschieden werden, da macht es Sinn, dass ein Kind die scuola dell'infanzia evtl. bereits besucht hat, ist aber absolut kein Muss! Spaet. ab einem Alter von 16 Jahren besteht keine Schulpflicht mehr!

danke pitti, ich habe mich schon über die ganzen beiträge gewundert.
und natürlich darüber, dass die meisten jugendlichen die ich kenne nicht in der schule sind, leider. vor allem eben die mädchen.
und es mit den ausbildungen eben auch nicht so ist, wie man es hier gerne schön redet.
natürlich sind die kinder der deutschen einwanderer klar im vorteil, da die eltern schon eine andere bildung als viele einheimische haben und diese dann auch von ihren kindern erwarten, bzw was anderes vorleben. aber auf den dörfern ist das eben immer noch ein bischen was anderes, zumindest, wenn man weit entfernt von der nächsten größeren stadt ist und auf das öffentliche verkehrssystem angewiesen ist. manchmal bedeuten da 12 km dann eine halbe weltreise, wenn dann gerade mal wieder ein steinschlag, erdrutsch etc. war der nicht zeitnah wie in deutschland beseitigt wird, sondern einfach mal so 6 monate die strasse versperrt und man dann einen umweg über serpentinen von weiteren km in kauf nehmen muß.
und leider ist es auch noch nicht in den köpfen der älteren generation drin, dass man die wichtigkeit erkennt, seine kinder eine ordentliche ausbildung machen zu lassen.
da lässt man die jungs immer noch mit 16 jahren irgendwelche hilfarbeiter-jobs machen, damit noch ein wenig geld in die familienkasse kommt und die anderen hungrigen mäuler zu stopfen.
 
Entschuldige Du mal @CNI, ich rede hier überhaupt nichts schön!!!!!! Kinder, die heute immer noch nicht zur Schule geschickt werden um eine Ausbildung oder sonstiges zu machen, sind ja wohl nur noch Ausnahmen und wohl auch mehr Gründe dahinter. Meine Nichten - aus ursprünglichen und sowas von sardischer Hinterlandherkunft - gehen dennoch einer Ausbildung nach auch wenn eine von denen wirklich lieber Mutter und Hausfrau machen will in Zukunft!

Ich bin es echt langsam satt, jeder will Info's über und um Sardinien, weiß immer alles besser - egal in welchem Threat! Kommt was Positives, dann heißt es, es wird schön geredet, kommt was negatives heißt es: ach, ihr wollt nur lalala und rosarot von der Insel sprechen.

Entscheidet euch mal! Wenn etwas positiv ist, dann wird es so sein und wenn was Müll ist, dann eben auch. Das Schulsystem fällt mal nicht darunter! Kommt mal von eurem hohen Ross runter mit dem deutschen Bildungssystem!

Und ja, Kinder aus gebildetem Elternhaus erfahren automatisch mehr Bildung, weil kein Elternteil absichtlich und vollem Wissens sein Kind dumm zu Hause behalten will! Logisch ist ein Immigrantenkind aus Westeuropäischem Lande im Vorteil! Das würde ja dann auch bei Gretas Kind mal eine Rolle spielen, wenn sie mit Kind und Mann nach Sardinien ziehen will.

So wie ich schrieb, ist das Bildungssystem und das war die Frage!

Simone
 
Hi Simone
Wieso in aller Welt musst du denn immer alles so vehement verteidigen? Es gibt nun mal verschiedene Ansichten, egal zu welchem Thema, es ist nun mal so dass Leute auch mal was schreiben, dass nicht direkt zur Frage gehört. Du bist nicht mit jeder Bemerkung persönlich gemeint, wie kommst du denn darauf? Lass mal gut sein, hier haben alle verstanden was du meinst und dass du positive Erfahrungen gemacht hast. Die Fragestellenden werden sich schon das rauspflücken, was sie wissen wollen. Hier muss sich keiner entscheiden. Und jeder darf auf dem Ross sitzen, auf welchem er will (auch das kann der Fragestellende wahrnehmen). Darum: Was kämpfst du denn die ganze Zeit gegen irgendwas an - hast du das italienische Bildungssystem erfunden oder bist du sonst irgendwie dafür verantwortlich :)
Grüsse, Maren
 
jo, stimmt auch wieder :oops: bin wohl momentan allgemein gereizt, weil draußen schlecht Wetter ist, bei dem man noch nicht mal nen Hund vor die Tür schickt, also lese ich quer im Forum und im Netz rum und da kam wohl zu viel "Läster" bei mir an. So bin ich nun mal ;)

Nein, hab's weder erfunden noch bin ich verpflichtet es zu verteidigen;) Ich finde es nicht schlecht und punkt.

Grüße Simone
 
@Simone und Maren und vielleicht noch andere, die sich nicht einig werden können,

Ihr habt alle Recht, jeder mit seinen eigenen gemachten Erfahrungen in eigenen Städten oder Dörfern. Kann es aber sein, dass dabei vergessen worden ist, dass ein und das selbe Gesetz in jedem Ort verschieden ausgelegt werden kann? Und es auch wird? Ein Bürgermeister ist für gute Schulbildung und infolgedessen für 18 Jahre, der andere setzt in seinem Ort andere Prioritäten und kümmert sich wenig um scuola materna oder Fehlzeiten.
Dieser schreckliche Satz, den ich nur einmal direkt gehört habe: Natürlich haben wir Gesetze, aber die gelten doch nicht für uns!!! scheint viel weiter verbreitet zu sein als man sich vorstellen kann.
Da müssen wohl alle Eltern so gut wie möglich selbst für ihre Kinder sorgen.Und sich eine gewisse Sturheit zu Eigen machen. Nichts für ungut, wollte eigentlich nichts Negatives sagen, aber bevor wir uns im Forum sinnlos streiten zu müssen glauben..

Lg Ju
 
Hallo anobius,

Da hast du mich etwas missverstanden. Wollte durchaus nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen machen sondern nur eine Möglichkeit zum Verständnis sardischer Gegebenheiten in die Runde werfen.

Von Verbiegen kann keine Rede sein, muss mich nur oft selber zügeln um nicht NUR Negatives zu schreiben.

Kleine Geschichte als Beispiel, fast zum Lachen:

Ein Mann will auf seinem Grundstück ein Haus bauen, Keller, ein Stockwerk plus Dach. Die Dame auf dem Bauamt genehmigt ihm den Keller nicht. Der Mann denkt: wie blöd, jeder braucht doch einen Keller, alle anderen in meiner Ummgebung bauen doch auch Keller, merkwürdigerweise immer im Verborgenen und am Wochenende. Die Dame sagt weiterhin NEIN. Der (junge) Mann rafft all seinen Charme zusammen (und er hat eine Menge davon) und bittet die Dame, doch im Gesetz nachzuschauen, das Buch steht doch hinter ihr im Regal. Die Dame ist hilfsbereit, beide sitzen einträchtig beisammen und blättern.Dann schaut sie hoch u.meint, von einem Kellerverbot steht da ja wirklich nichts. Er bekommt seinen Erlaubnisstempel aufs Bauprojekt und geht, nicht ohne sich herzlich zu bedanken. An der Tür angekommen, hört er, wie sie leise meint: aber sagen Sie es bitte nicht weiter, ich habe schon so viele Keller verboten.

Dass aus dem Hausbau am Ende doch nichts wurde ist eine andere Geschichte. Und gehört nicht hierher. Ju
 
oje......

Nur kurz: Die scuola superiore (sowas wie die Oberstufe und/oder Gymnasium) ist keine Pflicht - waere ja noch schoener. Manche (ohne beleidigen zu wollen) gehoeren da auch nicht hin.

Somit haben wir eine Schulpflicht von 5 Jahren Grundschule (scuola dell'obbligo oder scuola elementare) + 3 Jahre scuola media (koennte man mit dem alten deutschen Begriff der Mittelschule uebersetzen oder vergleichbar mit der Realschule bei uns? Keine Ahnung ehrlichgesagt. Auf jeden Fall waeren das nach Adam Riese 8 Jahre. Und die sind Pflicht. Alles andere nicht.

@Siyam: Wenn dann ein Buergermeister, oder wer auch immer behauptet bei ihnen waere das anders, ist in diesem speziellen Fall lobenswert - aber nicht Gesetz. Ganz fair finde ich das dennoch nicht, euch z.B. gegenueber Dinge zu erzaehlen, die so nicht der Wahrheit entsprechen, jeder von uns hat seine eigene Geschichte und Grundvoraussetzungen, aber wir "Fremde" sind da oftmals hilflos dessen ausgesetzt, da wir ja nicht mal mehr ahnen, dass es gar nicht stimmen koennte.

Die scuola d'infanzia ist nicht Pflicht. Das haetten die wahrscheinlich gerne, ist aber nicht. Ich habe aber keine gesetzliche Quelle dazu, evtl. kann ich mal stoebern und suchen, parat habe ich aber nichts zur Hand.

Ich weiss nur, dass viele Kinder auch NICHT den Kindergarten oder eben nun Neudeutsch - ops, Italienisch scuola materna/dell'infanzia besuchen und ich ja selbst vor ein paar Jahren in der Verlegenheit war ob nun meine Tochter in den wie ich ihn noch nenne KINDERGARTEN zu schicken oder eben nicht. Da Sofia ein Einzelkind ist, fand ich das gut. Sonst haette ich es evtl. nicht gemacht - ich weiss es nicht.

Beim Eintritt in die Grundschule ist es eigentlich auch gar nicht wirklich so gerne gesehen, dass die Kinder bereits lesen oder schreiben koennen, einfach um einen gleichen/homogenen Stand/Start allen ABC-Schuetzen gewaehren zu koennen und sie dann zusammen anfangen zu lernen.

Was stimmt: Diejenigen Kinder, die eine halbwegs gute scuola dell'infanzia besuchen, duerfen im letzten Jahr sowas wie Schreibuebungen machen, einfach um die Handfertigkeit und das Verstaendnis fuer die Schrift ein wenig zu ueben. Ob das wirklich Sinn hat, und ob das was bringt, sei einfach mal dahingestellt, bzw. bin ich keine Paedagogin, um das beurteilen zu koennen.

@Anobius:"Die Problematik des Schulsystems in Sardinien legt doch nur die fluchtbedingte Unauffindbarkeit eines sich immer mehr aus der öffentlichen Verantwortung zurückziehenden Staates offen."

Meiner Meinung nach hat Sardinien kein groesseres Problem in seinem Schulsystem (welches im Uebrigen in ganz Italien gleich ist), als auch im Rest Italiens. Nicht nur Sardinien hat weit bevoelkerte und weniger bevoelkerte Regionen, so auch der Rest Italiens. Und ob dies nun einen Staat offenlegt, der sich aus einer oeffentlichen Verantwortung zurueckziehen will, tut zum Schulsystem an und fuer sich, nichts zur Sache.

Meine pers. Erfahrung: Es wird weniger Wert auf die komplette, ich nenne es mal "technische Seite" gelegt, als auf die Vermittlung eines Gesamtkonzeptes. Da gehoeren Latein ebenso dazu wie vor ALLEM ITALIENISCH mit all ihren Dichtern und Denkern (ja, die gibt es in Italien auch), auf korrekte Sprachbeherrschung (auch wenn es durch FB und SMS etc. aus den Rudern zu kommen scheint). Englisch ist mittlerweile als Pflichtfach erfolgreich eingefuehrt worden und wird ab dem Kindergarten praktiziert und gefoerdert. Eine weitere Fremdsprache wird angeboten (u.a. auch Deutsch, neben Franzoesisch und vor allem weiterhin Spanisch). Das Allgemeinwissen ist nach meinem Empfinden durchaus fundiert, auch wenn weniger auf Goethe, dafuer aber z.B. auf Dante ausgerichtet. Die bildenden Kuenste werden weiterhin gefoerdert, Philosophie ist nicht verpoent.

Ich pers. habe in Deutschland Grundschule, Gymnasium, Studium und Arbeit durchgezogen und bin dennoch oft genug positiv darueber ueberrascht wie fundiert hier teilweise das Grundwissen und auch detailliertes Wissen ueber bestimmte Dinge ist.

Es sei vermerkt, dass ich in Cagliari lebe, nicht in einem Dorf.

@Bo-Ju: Erinnert mich an etwas, das ich kuerzlich las: "Alle sagten das sei unmoeglich. Dann kam einer, der wusste das nicht - und hat es trotzdem gemacht!"
 
Daß sich der Staat fast überall in Europa aus seiner (nicht nur) bildungspolitischen Verantwortung stiehlt, ist Realität.
Dennoch haben wir hier in unserem 250-Seelen-Dorf noch einen kommunalen Kindergarten, die Elementarschule u. die Sekundarstufe I (scuola media). Für die Schulen der Sekundarstufe II mussten die SchülerInnen schon immer in die nächstgrößeren Städte fahren, meine Frau z.B. nach Siniscola u. ihre Schwester nach Olbia.

Vergleicht man das mit den flächendeckenden Schulschließungen in ländlichen Gebieten in D., dann haben wir hier noch eine fast rosig zu nennende Situation.
 
Ciao pitti,

danke, dass du da mal ein paar Dinge geradegerückt hast. Ich wusste gestern auch nicht mehr, was jetzt da wohl Fakt ist auf Sardinien bzw. im italienischen Bildungssystem und was einige sich nur wünschen, dass es so wäre. Das kann ich ja als Außenstehende, die das italienische Bildungssystem nur ganz peripher auf einer italienischen Uni mal genießen durfte, auch nicht beurteilen.

LG - Barbara ;)
 
@Siyam: Einen Gesetzestext bzgl. einer Pflicht oder besser eben der nicht vorhandenen Pflicht zur scuola dell'infanzia habe ich nicht gefunden, aber einen Eintrag auf Wikipedia, leider nur auf Italienisch: http://it.wikipedia.org/wiki/Scuola_dell'infanzia

Da heisst es dann irgendwann: ".....Non riveste carattere obbligatorio..." - also keine Pflicht.

Ich pers. bevorzuge weder das System in Italien, noch das System in Deutschland, dies will ich gerne erklaeren: In Deutschland muss man sich relativ frueh entscheiden (abgesehen von der Ausgangslage nach nur 4 Jahren Grundschule, hier entscheidet sich, ob ich auf das Gymnasium kann oder eben nicht), ein alternativer Weg im Nachhinein ist schwer und muehsam und verbunden mit einer weiteren Pruefung - dies habe ich in Italien so nicht. Es entscheidet sich erst nach der Mittelstufe (scuole medie), also ganze 4 Jahre spaeter, ich stufe das als klaren Vorteil ein! Wobei man die Moeglichkeit in Deutschland einer fundierten Ausbildung (Lehre) nicht vergessen darf - ein klarer Vorteil m.E. und manchmal weitaus sinnvoller als irgendein akademisches Studium....

@Anobius: Tagli, also Geldeinkuerzungen am Bildungssystem, an Forschung und Entwicklung halte ich prinzipiell fuer ein gewagtes Spiel, dessen Charakter sich meist erst Jahrezehnte spaeter in der Gesellschaft widerspiegeln, ein kurzfristiges und m.E. dummes Denken, wie die Folgen sind, dazu brauche ich nicht unbedingt den Buergermeister von Cagliari befragen, das kann man sich ausmalen, bzw. kann man evtl. auch an anderen Beispielen anderer Laender ablesen und ableiten.

An unserer Grundschule hat man nun (aus der Not heraus?) ein wie ich finde sehr schoenes Projekt ins Leben gerufen: Die Ressourcen der Eltern fuer Schulzwecke nutzen. So wurde ich pers. darum gebeten in einem kleinen Projekt ein paar Stunden Deutschunterricht zu geben. Ist klar: Ich werde nicht die Sprache lehren (erstens bin ich nicht dazu ausgebildet, zweitens will ich das auch gar nicht), doch eine Bereicherung fuer unsere Kinder kann das allemal sein. Es werden alle Klassen unserer Grundschule einbezogen werden, das sind jeweils 2 Klassen pro Jahrgang, also 10 Klassen, ich habe mich gerne als einverstanden erklaert. Mein Mann kommt aus der IT-Branche und hat selbst vorgeschlagen mit den Kindern einen Computer zu bauen, also Hardware in erster LInie um dann evtl. in einem weiteren Projekt auch in die Anwendungen einzusteigen. Dieses Projekt muss natuerlich finanziert werden und wird von uns Eltern gestemmt werden.
 
Zum Thema Schule habe ich noch eine andere Möglichkeit:

Bildungspflicht vor Schulpflicht

Diese wird von einigen Eltern auch genutzt, aber leider bei uns in Deutschland verboten

Es geht um Hausunterricht (Homeschooling), wo die Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten.
Diese Möglichkeit gibt es in ganz Europa mit einer Ausnahme: Deutschland, und zwar erst seit 1938, davor wurde diese Möglichkeit genutzt.

Und diese Freiheit ist im Nazistaat verboten worden, um die Kinder "richtig" zu polen.

Ein Auszug aus diesem Gesetz:
§ 1. Allgemeine Schulpflicht. Im Deutschen Reich besteht allgemeine Schulpflicht. Sie sichert die Erziehung und Unterweisung der deutschen Jugend im Geiste des Nationalsozialismus. Ihr sind alle Kinder und Jugendlichen deutscher Staatsangehörigkeit unterworfen, die im Inlande ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben.

In Italien ist es auch erlaubt und es gibt einige Materialien zur Hilfe und Unterstützung der Eltern, die diese Möglichkeit nutzen wollen.
 
Ich pers. interessiere mich zwar nicht fuer diese Moeglichkeit, dennoch wuerde mich interessieren: Wie stellt man diese Kinder/Absolventen am Schluss des Liedes dar? Also wie weiss ich ob dieser Mensch Lesen und Schreiben kann? Natuerlich stark uebertrieben die Frage.....

Zurueck zur anfaenglichen Frage: Ich lebe in Cagliari, da ist das iPhone, iPad, PC und was es nicht alles so gibt heutzutage Tagesprogramm. Nicht anders als in anderen europaeischen Grossstaedten auch (denke ich zumindest mal). Da kann ich nur meinen Vorrednern Recht geben - Werte werden vor allem durch Eltern/Familie vermittelt. Fernhalten kann man die Kinder heutzutage nicht mehr von diesen Dingen und ist meines Erachtens auch nicht unbedingt angebracht, koennte dies genau das gegenteilige Ergebnis hervorrufen, welches man eigentlich moechte. Auch will ich meinem Kind den Umgang mit dem PC nicht verwehren, im Gegenteil, je eher, desto besser, diese Entwicklung war vor Jahren schon nicht mehr aufhaltbar, je eher, desto besser also. Wir leben leider nicht alle unter gleichen Bedingungen. Wie gerne wuerde ich meiner Tochter heute sagen: klar, geh einfach runter spielen. Ein "runter" gibt es hier, wo wir wohnen nicht. Wir oeffnen das Einfahrtstor und stehen mitten auf der Strasse. Von anderen Kindern weit und breit keine Spur. Auch kein Kinderspielplatz - so einfach ist es also nicht immer.

Ob es nun sinnvoll ist um ein solch gewuenschtes Ergebnis zu erzielen, gleichmal nach Sardinien auszuwandern, oder vielleicht doch eher eine etwas laendlichere Gegend auch in Deutschland...???? Oder ist es ein Vorwand um einen Schritt zu tun, bei dem man sich evtl. noch nicht so ganz sicher ist und man sucht einen "guten Grund"?

Ich liebe diese Insel und moechte nach Moeglichkeit nie wieder weg von hier, doch um meinen evtl. kommenden Nachkommen ein anderes Schulsystem bieten zu koennen und/oder vor einer Kommerzialisierung zu schuetzen, scheint mir dieser Schritt ein wenig bei den Haaren herbeigezogen. Sorry, soll nicht beleidigend sein, aber scheint mir einfach uebertrieben oder evtl. einfach nur schlecht dargestellt.
 
Zurueck zur anfaenglichen Frage: Ich lebe in Cagliari, da ist das iPhone, iPad, PC und was es nicht alles so gibt heutzutage Tagesprogramm. Nicht anders als in anderen europaeischen Grossstaedten auch (denke ich zumindest mal). Da kann ich nur meinen Vorrednern Recht geben - Werte werden vor allem durch Eltern/Familie vermittelt. Fernhalten kann man die Kinder heutzutage nicht mehr von diesen Dingen und ist meines Erachtens auch nicht unbedingt angebracht, koennte dies genau das gegenteilige Ergebnis hervorrufen, welches man eigentlich moechte. Auch will ich meinem Kind den Umgang mit dem PC nicht verwehren, im Gegenteil, je eher, desto besser, diese Entwicklung war vor Jahren schon nicht mehr aufhaltbar, je eher, desto besser also. Wir leben leider nicht alle unter gleichen Bedingungen. Wie gerne wuerde ich meiner Tochter heute sagen: klar, geh einfach runter spielen. Ein "runter" gibt es hier, wo wir wohnen nicht. Wir oeffnen das Einfahrtstor und stehen mitten auf der Strasse. Von anderen Kindern weit und breit keine Spur. Auch kein Kinderspielplatz - so einfach ist es also nicht immer.

Ob es nun sinnvoll ist um ein solch gewuenschtes Ergebnis zu erzielen, gleichmal nach Sardinien auszuwandern, oder vielleicht doch eher eine etwas laendlichere Gegend auch in Deutschland...???? Oder ist es ein Vorwand um einen Schritt zu tun, bei dem man sich evtl. noch nicht so ganz sicher ist und man sucht einen "guten Grund"?

Ich liebe diese Insel und moechte nach Moeglichkeit nie wieder weg von hier, doch um meinen evtl. kommenden Nachkommen ein anderes Schulsystem bieten zu koennen und/oder vor einer Kommerzialisierung zu schuetzen, scheint mir dieser Schritt ein wenig bei den Haaren herbeigezogen. Sorry, soll nicht beleidigend sein, aber scheint mir einfach uebertrieben oder evtl. einfach nur schlecht dargestellt.


das hat pitti jetzt richtig schön gesagt! :)
 
Ich pers. interessiere mich zwar nicht fuer diese Moeglichkeit, dennoch wuerde mich interessieren: Wie stellt man diese Kinder/Absolventen am Schluss des Liedes dar? Also wie weiss ich ob dieser Mensch Lesen und Schreiben kann? Natuerlich stark uebertrieben die Frage.....

Ein Beispiel von Österreich:
Die Kinder müssen jedes Jahr einen Test machen, ob sie die Lernziele erreicht haben.
Falls ja, weiter mit Hausunterricht. Falls nein, ab in die Schule.

Und es gibt Beispiele, die die Qualität dieser Möglichkeit aufzeigen:

http://www.homeschooling.de/

Wer Interesse hat, schaut einfach mal auf diese Seite.
 
Klingt sehr schoen, aber wohl nicht ganz einfach. Vor allem, wenn alleine auf weiter Flur.....

Ich gebe ja offen zu: Wenn mein Kind von Mo-Fr in der Schule ist, kehrt hier zumindest bis 16:30 Uhr nicht nur Ruhe ein, dann kann ich auch in Ruhe arbeiten und ich spare mir einen Babysitter, Prinzip Ganztagesschule (Samstag frei).

Dennoch interessant das Prinzip. Denke aber auch: Hat ebenso Nachteile (wie natuerlich Vorteile) wie das herkoemmliche System auch. Will das aber jetzt hier nicht breit treten - war auch nicht die anfaengliche Frage...Danke dennoch, sehr interessant!
 
Hallo Urmel,

ja, ich kenne eine Familie, die das in Deutschland gemacht, sind aber vor einiger Zeit nach Kanada ausgewandert,
weil sie sonst sehr viel Schwierigkeiten mit Schulbehörde etc. bekommen hätten.

Dann kenne ich noch einige andere Familien, die das machen und ich muss sagen, diese Kinder sind auf keinen Fall
soziale Außenseiter oder nicht beziehungsfähig, wie das von den Gegnern der Heimschule angebracht wird.

Leider muss man in Deutschland damit rechnen, das einem die Kinder entzogen werden, Konten gesperrt werden oder die Eltern sogar mit
Gefängnis bestraft werden, wenn sie ihre Kinder daheim unterrichten und erziehen (ich weiß von solchen Fällen).

Viele Grüße

Peter
 
Günther,

Koks bestimmt das ist für die Gelangweilten, die es haben wahrscheinlich noch der einzige Kick:)
Mir hat man gesagt das die Heroinabhängigen in Olbia am Friedhof ab hängen sollen,ich persöhnlich hab nichts gesehen ausser Spritzen am Strand (also schön die Schuhe an lassen bevor da sauber gemacht ist) aber Kokain scheint total verbreitet zu sein,schon bei den 18. Geburtstagen.
 
oh weh! die frage nach dem schulsystem hat eine ganz seltsame richtung eingeschlagen.
ich fürchte, die unsprüngliche fragestellerin wird sich eine neue bleibe suchen - denn die aussichten nach der schule lesen sich ja wirklich gruselig....
 
unser Schulsystem (in Cagliari) ist das Schlechteste nicht. Drogen spielen garantiert auch eine Rolle, jedoch nicht in der Grundschule (Gott bewahre) und im Uebrigen wie im Rest der Welt auch. Eigenschulung oder wie man das nennt finde ich interessant, kaeme fuer mich aber nicht in Frage (aus vielen Ueberlegungen heraus). Das Problem der Fremdsprachen haben wir gluecklicherweise nicht, ich erziehe meine Tochter zweisprachig und Englisch ist unser taeglich Brot in der Arbeit, sei es gesprochen wie geschrieben.

Das was urspruenglich erfragt wurde kann man ueberall finden, in Sardinien wie in jedem anderem Land auch. Das hat m.E. wenig mit Sardinien zu tun. Dennoch ist das Thema mit Sicherheit interessant (auch fuer uns, die wir hier leben und uns mit diesem Anstoss austauschen koennen - danke fuer den Anstoss an dieser Stelle!)

Meine pers. Meinung: Es wird grundlegend tendenziell mehr Wert auf Literatur und Philosophie gelegt als auf naturwissenschaftliche Faecher, aber das kann man im Privaten gut foerdern. Ich pers. bin (noch) rundrum zufrieden.
 
kleiner Nachtrag noch - immer aus der Sicht meiner persönlichen Erfahrungen - nachdem unsere Kids über eine Woche in der Schule fehlten, wegen sehr starkem Grippe Infekt - galt es nun 1 Woche versäumten Schulstoff aufzuholen.
Superiore: gab unserem Sohn eine Liste mit den Sachen die ohnehin zu Hause aufgearbeitet werden musste + die Möglichkeit in einer Freistunde zusammen mit einem Lehrer um den Stoff nochmals erklärt zu bekommen.
Grundschule: auch hier: ich rief zwar an und sprach mit der Mathelehrerin um in Erfahrung zu bringen, was genau momentan in der Schule gemacht wird und wo unser Lütter zu Hause ins Buch schauen soll, ihre Antwort: erstmal auskurieren, wir geben ihm alles, wenn er zurück in der Schule ist. Und so war es, alles wurde kopiert um es zu Hause aufarbeiten zu können + extra Zeit nur für ihn um die neuen Gleichungen, die sie gerade durchnehmen, nochmals von der Lehrerin erklärt zu bekommen.

Ich kenne das auch anders, da musste ich rumtelefonieren und mit Glück gab es einen Mitschüler, der mitschrieb und sein Heft für einen nachmittag entbehren konnte (in Deutschland) - da gab es auch oft die Ausrede: "das weiß ich nicht, das hab ich nicht gelernt, da war ich krank!"
Diese Ausrede kann hier gar nicht gelten!

Also, auch wenn ich da falsch informiert war und dies so weitergab, von wegen Schulpflicht ab Scuola materna einschl. Superiore, ändert es ja nichts an der Tatsache, dass es diese Bildungsmöglichkeiten gibt und real sind und demzufolge nichts mit Wunschdenken zu tun haben.
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Schlimmer wäre es, wenn es hieße: Schulpflicht nur von 1. - 8. Klasse und danach gäbe es auch keine weiterführenden Schulen, weil diese ja "eben nicht Pflicht ist". Das wäre eine weitaus fatalere Situation! Demzufolge hat jedes Kind die Möglichkeit und auch das Recht sich schulisch zu bilden.

Noch einen Nachtrag: auch ich bevorzuge bei einer Lehrausbildung ein duales Ausbildungssystem, aber auch dieses ist nun hier am wachsen. Wie gesagt, unser großer Sohn hat genau die Möglichkeit: Schule und Praxis. Es steckt noch am Anfang, aber genau deshalb wählten wir diese Schule in Sassari und er muß Bus fahren, jeden Tag, aber was soll's. Ich bin in Deutschland auch zur Fachhochschule täglich 45 min mit der Bahn und später mit dem Auto gefahren und bin nicht gestorben, sondern habe meinen Abschluß auch gepackt, trotz dass ich in einer kleinen Ortschaft gewohnt hatte und in die Stadt mußte, täglich.

LG Simone - die noch immer sehr zufrieden mit dem Ablauf des ital. Schulsystemes ist (auch kenne ich hier kein: mobben, Prügelein mit schweren Verletzungen, die bis ins Krankenhaus führen - auf GRUNDSCHULEN, so wie der aktuelle Fall der gerade durch die Medien ging......) hier spielen die Kinder noch miteinander und müssen nicht gegenseitig aufeinander aufpassen, damit niemand anderes sie schlägt oder mobbt. Ein Fall der mich sehr fassungslos machte und schon fast unglaublich ist, aber leider doch wahr.
 
Mitten aus dem Ballungsraum Ruhrgebiet kann ich vermelden, dass ich vor ein paar Wochen die Klasse meines jüngsten Sohnes (30 Jungen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren) mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf einem Schulausflug zu einer Synagoge begleitet habe und auf das Schlimmste gefaßt war. ;) Ich war positiv überrascht, wie nett und höflich es durch die Bank ablief. Ich hörte Worte wie Danke, Bitte und Entschuldigung, auch die Coolsten haben in der Bahn ihren Platz angeboten. Auch in der Synagoge waren alle sehr aufmerksam und haben interessierte Fragen gestellt, anstatt rumzublödeln. Es ist also auch in einer deutschen Großstadt noch nicht alles verloren..
 
Simone! Das war nicht tadelnd gemeint, hoechstens richtigstellend, hoffe Dich nicht gekraenkt zu haben.
Eigentlich kann man ja froh sein, dass eine scuola materna oder dell'infanzia eben nicht Pflicht ist, sondern eine Mutter sich aussuchen kann, wenn sie denn die Moeglichkeit hat, sich die ersten Jahre vor der Schulpflicht sich voll und ganz seinem Kind zu widmen ;)

Ich bin ganztats berufstaetig, meine Tochter Einzelkind, Cousins und Cousinen gibt es nicht und diejenigen 2. Grades und in ihrem Alter wohnen zu weit weg. Daher doppelt gemoppelt gut, Kind tagsueber gut aufgehoben und als Einzelkind auch genug soziale Kontakte.

Klingt interessant was Du so schreibst, besonders im Bezug auf Deinen aelteren Sohn, wir sind natuerlich nicht so weit, umso mehr habe ich Hoffnungen, dass sich bis dahin noch viel mehr am Bildungssystem in Italien getan tun wird. Ich bin kein Freund davon zu sagen: "Bei uns in D ist alles besser", alles hat Vor- und Nachteile, aber eine Anlehnung daran faende ich schon nicht schlecht, zumal es sich als ein sehr gutes Ausbildungssystem erwiesen hat, damit meine ich nun natuerlich eher die berufliche Ausbildung auch ausserhalb einer Universitaet als das reine Schulsystem.
 
@pitti, nein, um Gottes Willen, ich bin nicht gekränkt, weil du eine Tatsache richtig gestellt hast. War ehrlich gesagt überrascht, dass ich eben so eine Info von der Comune bekam und sie nicht recherchiert hatte. Ich habe es als gegeben hingenommen, dass das Kind auch Pflicht zur Vorschule hat und eben auch Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr. Ich bin ja dankbar über jede Richtigstellung, und dass hast du ja getan. (ehrlich gesagt war ich nur gekränkt über andere Reaktionen von anderen Forianern - von wegen, "danke, dass du mal was gerade gerückt hast und es wäre doch nicht so, wie das einige hier schön reden, oder auch, wie sich das einige wünschen" DAMIT fühlte ich mich angesprochen und war genervt, als würde die Tatsache - ob Schulpflicht oder eben nicht - etwas Grundlegendes an dem Vorhandensein des Bildungssystemes ändern. Aber das hat alles nichts mit Deinen Schilderungen zu tun. Ich lese gern und aufmerksam Deine Beiträge und weiß, dass Du sehr fundiert schreibst. Hab natürlich auch herausgelesen, dass auch Du nichts an der momentanen Schulsituation Deiner Tochter zu meckern hast und zufrieden bist.
Ich bin auch kein Mensch, der immer sagt: " In D. ist alles besser", und auch nicht umgekehrt. Logisch hat alles seine Vor- und Nachteile. Es gibt dolle Sachen in D., die ich mir in Italien auch wünschen würde und auch wieder umgekehrt und dann gibt es Dinge, die müssen gar nicht so sein, wie in D oder I. Liegt immer im Auge des Betrachters und an der Vorstellung, wie man sein eigenes Leben umsetzen möchte.

Da auch ich nicht gerade "Dummhausen" entstamme ;) und eine recht gute Bildung genießen durfte, denke ich einfach die hiesige Situation gut einschätzen zu können und zu sehen, ob meine Jungs eine (vielleicht auch mir genehme) Bildung erfahren an den ital. Schulen - und mein Resume: JA; sie stehen in Nichts nach! In einigen sind sie etwas früher, anderes fehlt auf der Grundschule, wird aber in der Terza Media dann ausführlich durchgenommen. Unterm Strich haben sie dann aber eine sehr fundierte Bildung. Ich würde nicht positiv schreiben in einem öffentlichen Forum , wenn die Tatsache in der Realität anders wäre und ich als Mutter feststellen müsste, dass meine Jungs in einem maroden Schulgebäude den gesamten Tag verbringen müssten und dann nach Hause kämen und nichts gelernt hätten. Dann wäre ich wahrscheinlich auch gar nicht mehr mit Beiden auf Sardinien. Gründe um nach Deutschland zurück zu ziehen gäbe und gab es schon einige, aber noch nie spielte die Schule eine Rolle. Und was hätte ich davon, etwas "schön schreiben" zu wollen? Ich schrieb ja nur meine eigenen Erfahrungen und eben die Reihenfolge des schulischen Bildungsweges auf.

Ja, die Schule (Instituto tecnico) in die unser Großer geht, warb damit, dass sie nach dem Konzept "duale Ausbildung" ausbilden und auch dafür Fördergelder der EU erhielt und erhält. Außerdem sind sie am Almadiploma beteiligt (vielleicht kannst du mir da sogar mehr Info's oder besser gesagt präzisere Auskunft geben ob das wirklich etwas für die spätere Jobsuche bzw. angehängtes Studium ist - mein italienisch ist ja ganz passabel ;o) und ich hab natürlich bei diesem Thema recherchiert auf den verschiedenen Seiten und als super empfunden) Es gibt Partnerlabore, die dann den Schülern die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen, außerdem auch das städt. Krankenhaus in Sassari. Somit haben sie ab dem 3. Schuljahr auch mehr Praxis. Momentan ist er aber noch in der 2. Klasse, also kann ich erst im nächsten Jahr berichten, ob es auch wirklich was bringt. An der Schule selbst wurden aber auch die Gelder eingesetzt um die schulinternen Labore zu modernisieren. Sie werden immer wieder stolz präsentiert ;)

Natürlich weiß auch ich, dass es Ecken in Sardinien gibt, da ist es wirklich schwer sein Kind auf eine gute weiterführende Schule zu schicken, oder eben umständlich oder, oder oder..... kein Geld, es gibt Familien die brauchen ihre Kinder als helfende Hand im heimischen Landwirtschaftsdingen...Es gibt auch noch Grundschulen an ganz kleinen Orten, da werden wirklich noch die Kids von 1 - 4. Klasse zusammengeschmissen, weil es einfach zu wenige sind, der Nachbarort überfüllt und die Situation es nicht anders zuläßt. Normalerweise wird in jeder Comune nach guten Lösungen gesucht, aber es bleibt nicht aus, dass es auch das noch gibt. In so einen Ort zieht aber in ganz seltenen Fällen ein Ein- oder Zuwanderer aus dem Ausland mit Kind. Und wenn man überlegt wohin auszuwandern, prüft man ja auch vorher die Lebenssituation. Menschen die allerdings bereits seit vielen Generationen in diesen Orten leben, die nehmen es eben so hin (auch wenn sie nicht immer damit zufrieden sind, aber ein Umzug käme ja auch nicht in Frage, was man auch oft verstehen kann, wenn man die Heimatverbundenheit der Sarden mal erfahren hat).
Aber auch diese Situation ist bei Weitem nicht mehr so, dass es dem Kind verwehrt sein muß auf die Schule zu gehen, sondern lediglich die Entscheidung der Eltern, das Kind nicht auf die Schule zu schicken. Auch hier hat jede Comune einen bestimmten Todd an Fördergelder um armen Familien den Schultransport und die Bücher zu bezahlen, man muß sein Kind nur schicken wollen und es sollte auch nicht sitzen bleiben, sondern jedes Schuljahr bestehen. Also gilt die Ausrede auch nciht, wir haben das Geld für den Bus oder die Bücher nicht - so wie es noch vor Jahren Gang und Gebe war. Dass wollte ich eigentlich in all meinen Beiträgen hauptsächlich rüberbringen.

LG und buona notte
Simone
 
Wow Simone, klingt aber gut! Also wir haben uns bewusst fuer eine Ganztagesschule entschieden, einfach weil wir der Meinung sind, dass 2 Tage frei die Woche gut ist und weil wir beide ganztaegig arbeiten, also eine gute Alternative.

Stichwort Almadiploma - ehrlichgesagt noch nie was davon gehoert, ich werde mich mal umhoeren, haben ja auch Freunde und Bekannte deren Kinder aelter sind und evtl. diesbezueglich was zu melden haben.

Ich gebe zu, dadurch bedingt, dass wir hier mitten in Cagliari leben und arbeiten, bekomme ich nicht wirklich mit, was in den kleineren Gemeinden so passiert bzgl. Schulen. Eine Aussage jedoch hatte mich stutzig gemacht: Mein Mann wuchs in Poggio dei Pini auf (eine Villengegend ca. 20km von Cagliari entfernt, bei Capoterra). Dort gibt es wohl sowohl eine Grundschule als auch eine scuola media (soweit ich weiss). Irgendwann erwaehnte er: Wer sein Kind dort zur Schule bringt, kann davon ausgehen, dass sein Kind statt zur Schule zu gehen rumhaengt und sich bekifft. Sowohl er als auch seine Geschwister wurden damals jeden Tag von der Mutter per Auto (den Bus gab es damals wohl noch nicht wie jetzt) nach Cagliari gefahren und wieder abgeholt, der absolute Wahnsinn.

Meine pers. Erfahrung oder auch Empfinden? ist, dass eher Wert auf kulturelle/literarische Bildung gelegt wird als auf technisches Wissen? Wie gesagt, ist evtl. nur ein Eindruck von mir. Viele unserer Freund koennen heute noch perfekt Leopardi oder Dante rezitieren, ganze Saetze auf Lateinisch bilden. Ich koennte VIELLEICHT noch einen halben Satz von Goethe zusammenbringen, aber wenn ich nur an Schiller denke ist es schon wieder vorbei bei mir. Kann aber auch daran liegen, dass auch ich pers. eher die naturwissenschaftlichen Faecher bevorzugte und immer nur bis zur naechsten Pruefung lernte, also absolutes Kurzzeitgedaechtnis :confused:

PS: Ich finde es vollkommen normal (und auch richtig), dass man dem glaubt, was einem auf einem oeffentlichen Amt an Information gesagt oder gegeben wird. Es kann m.E. nicht sein, dass man immer alles in Frage stellen muss und nochmal selbst recherchieren muss, auch wenn die Erfahrung einem tatsaechlich sagt, dass das wohl besser waere. Mir geht es hier genau so. Als ich damals umgesiedelt bin und meinen Personalausweis hier beantragte, habe ich auch den Aussagen der Amtsangestellten geglaubt, doch wurde ich Jahre danach eines Besseren belehrt. Dennoch habe ich weder Lust noch Zeit alles zu hinterfragen.
 
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