Sollen diese 50 km Küste mal wieder der Maßstab für ganz Sardinien sein?
Nein und ja.
Nein, wenn es um den Erhalt der einzigartigen Natur und Identität Sardiniens geht.
Ja, wenn es um eine konkurrenzfähige und eine hinreichende Wirtschaftlichkeit ermöglichende Infrastruktur geht. Der Flughafen Olbia hat nicht umsonst den Beinamen Costa Smeralda. Ohne den dortigen Luxustourismus drohte ihm das gleiche Schicksal wie dem Flughafen Alghero.
Am Samstag habe ich von einem Strandbetreiber an der Costa Smeralda die Aussage gehört, dass die Luxushotels dort dieses Jahr 30 bis 40 % weniger Gäste hatten als im Durchschnitt der letzten Jahre, weil die Superreichen lieber auf ihren Booten blieben, als in den zum Teil angeranzten Schuppen 2.500 EUR die Nacht auszugeben. In anderen Luxusdestinationen in Europa und weltweit wird gebaut oder wenigstens renoviert, auf Sardinien, vor allem an der Costa Smeralda, vom Ruf und Glamour der Vergangenheit gelebt. Es heißt, dass 70 bis 80 % der Immobilien auf Sardinien mittelmäßig bis stark renovierungsbedürftig sind. Die Immobilienpreise treten, andere als in anderen bekannten Mittelmeerdestinationen, seit vielen Jahren auf der Stelle, weil Sardinien für die Klientel, die bereit wäre, Geld auf der Insel zu lassen, woanders zufriedener gestellt wird.
Nun ist es leicht zu sahen, „die können mich mal“, aber der wirtschaftlichen Situation der Insel ist das nicht eben zuträglich.
Alle sind grundsätzlich willkommen, die Camper, die WoMo-Urlauber, die Ferienwohnungsliebhaber, die B&Bler, die Stazzu-Renovier, die Luxus Suchenden. Aber unter dem Strich muss der Tourismus genug und möglichst mehr und mehr ganzjährige Arbeitsplätze schaffen.
Sardinien ist so groß, hat so viele verschiedene Ecken, dass ich überhaupt kein Verständnis dafür habe, die Menschen, die Komfort, ja Luxus suchen und bereit sind, dafür viel Geld auf der Insel zu lassen, zu verteufeln. Auch wegen dieser Menschen gibt es die wenigstens im Sommer guten Flugverbindungen zu weitgehend akzeptablen Preisen und einen nicht unerheblichen Teil der Fährverbindungen.
Es droht wohl kaum eine Gentrifizierung der gesamten Insel. Das Vorhandensein von Pools auf Sardinien zu verteufeln hilft niemandem, vor allem nicht der Lebensqualität der Einheimischen. Es wäre doch viel sinnvoller, die Voraussetzungen für den Bau von Pools nachhaltiger zu gestalten, z.B. durch die Verwendung aufbereiteten Meerwassers.
Warum sind in weiten Teilen der Insel die Extremisten bei Wahlen so stark? Doch nicht, weil alle Einwohner mit dem Status Quo so glücklich sind. Warum hat Mallorca immer wieder eine sozialistische Regierung? Weil es den Einheimischen so gut geht, dass sie Menschen wählen, die den Übertourismus eindämmen wollen. Davon ist Sardinien weit entfernt!