wenn gewisse Kinderkrankheiten keine Gelegenheit hatten, das Immunsystem zu stärken
Das Problem bei vielen, und besonders stark bei den Impfgegnern, dürfte sein, dass anscheinend kaum jemand über das Funktionsprinzip einer Impfung Bescheid weiß oder sich die grundlegenden Informationen dazu beschafft.
Allein die Vermutung, da würde weiß Gott was in den Körper gepumpt, zeigt, dass beliebten Verschwörungstheorien mehr geglaubt wird als wissenschaftlichen, staatlich strengstens kontrollierten Analysen.
Eine Impfung ist kein wilder Mix aus mysteriösen, suspekten Chemikalien, die irgendein umsatzgeiler Hexenmeisterpharmazeut in seinen Labors zusammenrührt, ohne zu wissen, was dieser Sud bewirkt.
Bei einer Impfung wird der Körper unter kontrollierten Bedingungen einer abgeschwächten Form exakt jener Krankheit (viral/bakteriell) ausgesetzt, gegen die die Impfung schützen soll. Damit - und das bezieht sich auf das Zitat von
@Sbodeschuh - wird das körpereigene, natürliche Immunsystem auf den jeweiligen Erreger "eingeschult", d.h., das Immunsystem lernt die spezifischen Merkmale des Virus oder der Bakterie zu erkennen und in der Folge zu bekämpfen. Der eigentliche Schutz wird also gar nicht von der Impfung, sondern durch das eigene Immunsystem ausgeübt, die Impfung selbst ist nur der Initialzünder. Der gemeine Trick dieser Erreger ist nämlich, sich für das "ungeschulte" Immunsystem unsichtbar zu machen. Genau dieses Erkennen des Erregers passiert auch bei einer realen Infektion, aber in vielen (dann tödlichen) Fällen reicht die Zeit nicht, der Erreger ist schneller und breitet sich mit seiner toxischen Schadwirkung aus, bevor das Immunsystem reagieren kann.
So gesehen ist eine Impfung ein "Training für den Ernstfall", das Immunsystem wird dadurch konditioniert und gestärkt und merkt sich das Gelernte - bei manchen Krankheiten befristet (dann sind Auffrischungsimpfungen/"Nachschulungen" erforderlich), bei anderen ein Leben lang.
Die Schwierigkeit bei der Entwicklung eines Impfstoffes besteht darin, dass darin einerseits alle relevanten Merkmale des Erregers vorhanden sein müssen, um eine möglichst lückenlose Identifizierung durch das Immunsystem zu gewährleisten - da aber das Immunsystem bei jeden Menschen ein wenig anders funktioniert, kommt es leider fallweise zu Überreaktionen oder es funktioniert nicht 100prozentig und die Krankheit bricht trotzdem aus, meist aber in milderer Form. Diese naturgegebenen Ausnahmen sind es dann, worauf die Impfgegner gern ihre Argumentation stützen.
Andererseits müssen aber die Erreger im Impfstoff (sie basieren ja auf den originalen Viren oder Bakterien) so modifiziert werden, dass sie nicht ihrerseits die Krankheit weiter verbreiten. Dazu werden sie entweder abgetötet oder aber (bildhaft gesprochen) "kastriert", damit sie zwar vom Immunsystem identifiziert werden, sich aber nicht mehr vermehren können.
Zu der oft behaupteten Befürchtung, Impfungen könnten Krebs auslösen: um beim Beispiel Masern zu bleiben - wenn Masern grundsätzlich Krebs auslösen können (weil ja niemand sagen kann, ob die "harmlose" Masernerkrankung eines ungeimpften Kindes nicht die Ursache für irgendeinen Krebs im Alter ist), dann könnte natürlich auch die Impfung, die nur eine kontrollierte, abgeschwächte Form einer Masernerkrankung ist, Krebs auslösen. Verursachen Masern keinen Krebs, kann es auch die Impfung nicht.
Ja, und noch was. In manchen Argumentationen hier wird eine Schutzimpfung mit einer erregerbekämpfenden Therapie durcheinandergebracht, Impfstoff wird mit Medikation verwechselt:
Medikation: du hast Stechmücken im Garten, nimmst den Spray und killst die Biester. Wenn du Pech hast, erwischt du den falschen Spray und die Mücken stechen dich munter weiter. Nebenwirkung - auch die hübschen Schmetterlinge geben den Löffel ab.
Impfung: du veranstaltest einen Lehrgang für Spinnen, Frösche und Fledermäuse, woran man Stechmücken erkennt und wie man sie fängt.
Hab fertig.