Das Wunder von Italien

Beppe

Sehr aktives Mitglied
Das Wunder von Italien

Die Regierung in Rom hat die Strände neu vermessen lassen - mit erstaunlichem Ergebnis


Aufgrund der klimatischen Änderung des Weltklimas und dem damit verbunden Anstieg des Meeresspiegels sowie der gleichzeitigen Erosion der Strände, sollte man eigentlich annehmen, daß die Küstenlinie in Italien eigentlich und irgendwie sogar eher kürzer geworden ist. Doch weit gefehlt - nicht so in Italien!

In der geographischen Literatur wird seit jeher die Küstenlinie in Italien mit ca. 8000 KM angegeben. Hierin eingeschlossen sind ebenfalls die Küsten der beiden großen Inseln Sardinien und Sizilien, sowie aller anderen kleineren Inseln. Dass in der Literatur bisher nie eine ganz auf den Meter genaue Angabe erfolgte, liegt vornehmlich an der sehr zerklüfteten Küste, was eine 100%-ige genaue Vermessung nahezu unmöglich macht.

Doch genau dieses Kunststück ist dem technischen Gremium gelungen, welches die Rechtsregierung von Giorgia Meloni in der Frage der Strandbadkonzessionen berät.
Laut dieser Arbeitsgruppe beträgt die Länge exakt: 11.172 KM und 794 Meter.

Hierzu muß man allerdings noch folgendes wissen:

Die Strandbadkozessionierung ist in Italien ein Politikum 1. Ranges; weswegen Rom hiermit vehemente Probleme mit der EU hat. Hierbei geht es insgesamt um 30.000 "stabilimenti balneari" - so werden allgemein die "Bezahlstrände" benannt. Diese beschäftigen in der Saison gut und gerne etwa 300.000 Mitarbeiter und verbuchen pro Jahr einen Umsatz von rund 15 Milliarden Euro.

Doch nach Ansicht der EU sind die Bezahlstrände illegal: weil sie knappen, öffentliche Grund belegen und sie hiermit unter die sogenannte Bolkenstein Richtlinie fallen (benannt nach dem ehemaligen niederländischen EU-Kommissar), die bereits 2006 erlassen wurde.

Die staatlichen Konzessionen müßten zur Belebung der Konkurrenz hiernach regelmäßig neu ausgeschrieben werden. Werden sie aber nicht!
Sämtliche italienische Regierungen haben sich bisher geweigert, den EU-Forderungen nachzukommen. Die Lido-Lobby ist ausgesprochen stark und auch viele der Badegäste sähen es nur ungern, wenn 'ihr Lido' Betreiber seine Konzession z.B. an einen chinesischen Tour-Operator verlieren würde, z.B. weil ja gerade dieser dem Staat ein besseres Angebot gemacht hat.

Bereits im Wahlkampf hatte Giorgia Meloni lauthals verkündet:
"Sollte ich ergfolgreich gewählt werde, dann erfolgt ein Ausverkauf der Lidos nur über meine Leiche!".
Letzte Woche ist nun der EU-Kommission der Geduldsfaden gerissen und Brüssel hat ein Verfahren gegen Italien eingeleitet.

...und jetzt kommt die wundersame Streckung der Strände ins Spiel:
Falls die Regierung der EU beweisen könnte, daß es sich bei den Stränden nicht um ein "knappes Gut" handelt, dann würden ergo die "stabilimenti balneari" auch nicht von der Bolkenstein Richtlinie erfaßt.

Tatsächlich belegen die LIDOS "nur" 2.143 Küstenkilometer. Bei einer Küste von über 11.000 Kilometern wäre dies weniger als 1/5 (= <20%) , ein geradezu lächerlich kleiner Teil - und die unerfreuliche Geschichte mit dem Vertragsverletzungsverfahren wäre aus Sicht Italiens erledigt.

Auch die Legambiente (Umweltschutzverband in Italien) ist der 'freizügige' Umgang mit den Bezahlstränden ebenfalls ein Dorn im Auge und diese sieht das auch ganz anders. Diese macht darauf aufmerksam - egal ob die Küste nur 8000 KM oder auch 11.000 KM lang ist, es wenig sachgerecht und sachdienlich ist, die gesamte Küstenlinie als Bemessungsgrundlage anzulegen. Hierzu macht die Legambiente darauf aufmerksam, daß die Konzessionen für die "stabilimenti balneari" fast ausnahmslos für Sandstrände erteilt werden und nicht für abgelegene oder unwegsame Felsenküsten. Die Gesamtlänge aller Sandstrände in Italien beträgt aber lediglich 3.418 KM. Davon belegen die Lidos bereits 63 %, obwohl lt. einem italienischen Gesetz hierfür nur ein Maximum von 40 % erlaubt wären.
Lidos verstoßen insoweit sogar bereits gegen italienische Vorschriften (!).

Insbesondere macht die Legambiente noch darauf aufmerksam, daß in dem Beratergremium der Regierung, das die Strände neu vermessen hat, nicht weniger als 24 Vertreter der Lidos aber kein einziger Wissenschaftler vertreten ist/war.
 
Zuletzt geändert:
Also gaaaanz persönlich, ich finde es auch schade, dass heut so viele 'Lidos' sind. z.B. am Poetto ist eins nach dem anderen und 'frei' Strand/Meer benutzen fast unmöglich......
Will man nur für 1 oder 2 Stunden an den Strand, hat man nur noch wenige Möglichkeiten......
 
@MariaJ.

bei der Gemengelage wundert es mich nicht, daß auch viele hier ihre Unterkunftsanfragen explizit mit Pool stellen bzw. alternativ auch viele den Bau und/oder die Unterhaltung eines Pools betreiben.
 
a proposito:

es ist sicherlich auch nur noch eine Frage der Zeit, bis eine italienische Regierung erkennt, daß sie für das Durchpflügen und Befahren der 'kostbaren' italienischen Gewässer von den Freizeit- und Wassersportfahrzeugen eine generelle jährliche Permit- oder sogenannte Befahrensgebühr erheben kann.
 
Zuletzt geändert:
würde mich aufgrund der phantastischen Küstenlinienvermehrung übrigens nicht wundern, wenn in Italien
nunmehr der Ruf nach einem offiziellen "Fama Signorum" eingeleitet würde und ob der unglaublichen
Wundertätigkeit von dieser Giorgia Meloni, diese dann von Papst Franziskus noch 'Seeliggesprochen' wird.

Der einzige Nachteil:
In der kath. Kirche ist die Seeligsprechung ausschließlich nur nach Ableben des Wundertätigen erlaubt.

Vielleicht drängen ja auch die Mitglieder des Vermessungsgremiums darauf, ob der Großartigkeit dieses einzigartigen Wunders, die Meloni zukünftig dann sogar doch noch "Heilig zu sprechen".
 
Zuletzt geändert:
Chinesische Touroperator? Zeigt keine besonders fundierte Kenntnis der Sachlage, aber Polemik geht ja immer. Infos zu sardinien wären indem Zusammenhang auch noch interessant.
 
Anzeige

Themen mit ähnl. Begriffen

Top