Arbeiten auf Sardinien

Velablu

Aktives Mitglied
Ich kann das überhaupt nicht nach vollziehen dass hier alle sagen auf Sardinien würde Armut etc. herrschen. Bei uns in Golfo Aranci wird gebaut bis zum "geht nicht mehr"
Die Gastronomiebetriebe verdienen ohne Ende (in der Saison) ansonsten kommen die Kosten aber auch in den anderen Monaten rein. Viele meiner Freunde arbeiten 4 - 5 Monaten und machen dann den Rest des Jahres Urlaub da genug verdient worden ist. Die Vermieter sind auf Monate ausgebucht.
Viele Jugendliche haben gar keine Lust auf Arbeit, da sie von zuhause aus genug Geld bekommen und dadurch völlig "versaut" sind.
Viele klagen auf einen sehr hohen Niveau. Da muss ich hier in Deutschland viel mehr und länger arbeiten.
Bin am überlegen ob ich mir jetzt auch dort ein Bistro eröffne... Wer kann mir denn hierzu etwas über Steuern etc. sagen?

Bin für jede Antwort dankbar. Lieben Gruß
France
 
Naja, Golfo Aranchi ist nicht Orune oder Norbello oder oder oder.... guck mal irgendwohin wo keine ausgeprägte Tourizone ist und kein Hafen vor der Haustür.
Für mich ist auch die Frage wer da so exzessiv baut. Sind das alles private Häuslesbauer oder irgendwelche ausländischen Investoren?
 
Golfo Aranci ist sicher ein Beispiel für einen erblühenden Ort, der versucht, vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan zu werden... Die Voraussetzungen im Hinblick auf Lage und Infrastruktur sind natürlich auch besonders gut, finde ich.

Ich kenne einige Gastronomen und ich kann bestätigen, dass in diesem Bereich gut verdient wird und das Interesse, durchgehend das ganze Jahr zu öffnen und damit zu arbeiten, sehr beschränkt ist, auch wenn in den neun Jahren, in denen wir regelmäßig in Golfo Aranci sind, sich die Saisonzeit schon etwas verlängert hat. Anfang November bis Ende März ist aber nach wie vor alles zu...

Zu den Jugendlichen: zumindest bei den Kindern der Selbständigen, die ich kenne, kann ich das „nicht arbeiten wollen“ nicht bestätigen. Sie gehen zur Ausbildung bzw. zum Studium aufs Festland oder ins Ausland und haben große Ziele. Ich habe aber schon den Eindruck, dass die meisten gerne wieder nach Sardinien zurück kommen wollen, wenn es möglich ist.

Es wird extrem viel gebaut, aber ich weiß von keinem einzigen Fall, in dem ausländische Investoren dahinter stecken. Festlandsitaliener zum Teil ja, aber bei einem der Appartmenthäuser hat sogar der Hausmeister unserer Anlage Geld reingesteckt...

All das ist sicher nicht zu verallgemeinern, schon gar nicht im Hinblick auf das Landesinnere, aber es ist doch ein enormer Aufschwung zu spüren, der ja vielleicht andere Orte und Regionen früher oder später nachzieht.

Ein Wort zu den Immobilienpreisen: die sind nach wie vor sehr zweigespalten, vieles sehr günstiges kleines sehr einfaches und dann einiges an Luxus mit guter Ausstattung in toller Lage, letzteres vermehrt. Mittelklasse gibt es kaum und die Preise sind recht konstant. Aber: nach meinem Eindruck stark steigende Vermietungspreise wegen der hohen Nachfrage.

Fazit: ein gutes Bistro, das die anderen nicht nur kopiert, könnte sich lohnen...! Zu Steuern etc. Kann ich nichts sagen, sorry! Es gibt aber vor Ort sicher einen Steuerberater, der Dir helfen könnte... Aufpassen würde ich auch auf die „Stutenbissigkeit“ der Einheimischen und der potenziellen Konkurrenten...
 
Natürlich beides, aber die Einheimischen kaufen natürlich die Wohnungen günstig oder haben bereits vorher die Grundstücke vor Jahren bereits erworben. Kannst Du mir den etwas dazu sagen wie in den Tourismussorten die Erwartungen von einer Gastronomie wären oder gibt es hier irgendwo etwas wie die Zeitung "il Baratto" für den Kauf / Miete von Gastronomieläden?
Hab einige Angebote vorliegen, wo ich aber nicht weiß, ob der Preis und die Pacht gerechtfertigt wäre.

LG france
 
Danke für Eure Meinung, Ja, Guiseppe der Bürgermeister macht viel für den Ort und den Aufschwung. Da mein Vater letztes Jahr ein Pflegefall geworden ist (habe ich hier bereits drüber geschrieben) und sich die Situation mit Badante und Betreuung nicht wirklich verbessert müssen wir wohl oder übel dahin. Denn die monatlichen Kosten von einer 24 Std. Betreuung können wir auf lange Frist nicht mehr stemmen.
Aber auch den ganzen Papierkram für eine Pflegerente etc kann aus Deutschland nicht erledigt werden. War jetzt in den letzten Monaten 5 mal dort. Auch hier entstehen Kosten durch Flug, Auto, Hotel, Arbeitsausfall etc. die nicht ohne sind.
Deshalb die Idee dort was zu übernehmen und meine Frau könnte Vater pflegen etc.

Auch hier bin ich für JEDEN Rat und Hilfe dankbar. Wenn einer zuverlässiges Pflegepersonal kennt bitte melden.
Oder einen der den Papierkrieg erledigen kann (Anwalt, Consulente, etc...)

Mein Vater ist zur Zeit kein 24 Std, Fall, er ist nicht mehr in der Lage eigenständig zu kochen und alles im Haus zu erledigen. Aber er ist auch nicht in der Lage ständig allein zu sein.

Danke für Eure Tipps und una buona fine settimana!
 
Wir sind nicht wirklich in der Tiefe kompetent, wir haben lediglich seit ein paar Jahren eine Wohnung ein paar km außerhalb von Golfo Aranci und sind im Sommerhalbjahr regelmäßig dort, im Winter aus genannten Gründen kaum.

Unser Eindruck aus neun Jahren Golfo Aranci: die gastronomische Infrastruktur ist sehr landestypisch italienisch/sardisch und das ist grundsätzlich gut so. Ab April bis Ende Oktober gibt es sehr viele und prozential immer mehr ausländische Touristen. Der Versuch eines Einheimischen, am Lungomare ein Sushi-Restaurant zu etablieren, ist recht schnell wieder eingestampft worden, zu exotisch darf es also sicher nicht sein. wenn Du von einem Bistro sprichst, würde glaube ich eine Mischung aus einem klassisch-italienischen Grundangebot und den Erwartungen von Touristen gut passen. Ich nenne mal ein paar Dinge, die uns fehlen: gutes Brot/Backwaren jeder Art. Die süßen Backwaren bei Pappafico sind wirklich gut, aber das Brot ist überall im Ort mäßig bis schlecht. Haben deshalb aus der Not heraus einen Brotbackautomaten. Guten Tee gibt es auch in keinem Gastronomiebetrieb, immer nur schreckliche Teebeutel, die Italiener sind nun mal keine Teetrinker... ein Hinweis noch aus einem Gespräch mit einem sehr ambitionierten Gastronomen in San Pantaleo: die richtig guten Rohprodukte bekommen vor allem die Gastronomen von den einheimischen Lieferanten, die mehr oder weniger das ganze Jahr geöffnet haben.

Was auch schön wäre, nicht in Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum vorhandenen Angebot, wäre eine spritzige Bar für Aperitif oder Digestif. Wir lieben Paolos Clipper mit seinem unnachahmlichen Charme (er hat übrigens das ganze Jahr auf), aber manchmal hätte man es vom Ambiente, der Musik und dem Konzept her gerne etwas spritziger, auch gerade im Hinblick auf jüngere Gäste, unsere Töchter (19 und 18) finden es dort etwas oldschool... ein Blick auf gut laufende Konzepte in anderen Städten und Ländern kostet nichts.

Zur wirtschaftlichen und/oder juristischen Basis kann ich nichts beitragen. Wenn wir Fragen oder Aufgaben haben, haben wir toller Erfahrungen mit den Mädels vom Centro Servizio Janas in Golfo Aranci. Eigentlich ist deren Geschäftszweck die Betreuung von Wohnungseigentümern, aber die sind schon sehr „Mädchen für alles“ und fragen kostet nichts.

Viel Glück!

Konstantin
 
Die ökonomische Bedeutung des Tourismus für die Insel wird meistens überschätzt: Er macht gerade einmal 7 % des BIP Sardiniens aus. Daher ist auch die Aussage von France "Die Gastronomiebetriebe verdienen ohne Ende" so nicht haltbar. Ich kenne einige Restaurantbesitzer, die schließen außerhalb der Saison nicht aus Faulheit, sondern weil schlicht die Gäste fehlen und das Personal nicht bezahlt werden kann.
 
Das stimmt schon, auch in Golfo Aranci sprechen sich die Gastronomen teilweise ab wer wann öffnet damit man sich nicht die "Beine im Bauch steht". Aber der Sushi Laden ist direkt bei uns im Haus. Sowie kenn ich alle anderen Gastronomen da die meisten mit uns verwandt sind. Daher weiß ich, dass Sie im Sommer 3/4 Ihres kompletten Jahresumsatz erzielen und auch Kostengründen in den Wintermonaten nicht öffnen. Der Unterhalt ist zu teuer im Vergleich zu den Einnahmen. Aber wenn man in der Saison genug Umsatz erwirtschaftet hat, kann man auch im Winter schließen. Dann stehen dort Renovierungsarbeiten etc. an. Also wird dort genau so viel Stunden gearbeitet wie hier.
 
Hallo KSL....die Suhi Bar / Restaurant gibt es immer noch. Aber Nicolo hat ein paar Nudel- und Fischgerichte mit dazu genommen.
Er hat letzte Woche die Saison eröffnet und wird bis Mitte Oktober auf haben.
 
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