Neuwahlen im September 2022
Liebe Gemeinde,

die Situation in Italien bzw. Sardinien interessiert mich sehr. Nach den Wahlen habe ich das Geschehen verfolgt, aber ich habe leider nirgends die Wahlergebnisse in den Kommunen/Regionen gefunden.
Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen.

Herzlichst

Claudia
 
@Fotoclaudi

da mußt Du das Geschehen äußerst phlegmatisch verfolgt haben.
Die einschlägige und auch Dir bekannte sardische Presse hat die Wahlergebnisse detailliert nach Provinzen und Kommunen veröffentlicht und kann dort sicherlich nachverfolgt werden.
 
Viele, die hier leben sind auch schockiert. Dazu muss man auch wissen, dass die Wahlbeteiligung auf Sardinien gerade Mal 51% betragen hat und das nicht aus Desinteresse sondern weil man sich schlicht von niemandem vertreten fühlt.
 
Naja schockiert ist vielleicht auch der falsche Ausdruck, das Ergebnis war ja auch absehbar durch die Umfragen. Für mich ist Nichtwählen auch die schlechtere Alternative. Nicht nur in Italien hat man oft die Wahl zwischen Pest und Cholera.
 
Da legen die sardischen Nichtwähler sicher auch keinen Wert drauf, Georgie ;)

Es geht ja um Erklärungsversuche, warum es dazu kam.
 
Was mich fast genauso schockiert hat wie das Wahlergebnis, ist der Anteil der Nichtwähler. Für mich ist das unverständlich. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mitzugestalten. Das haben viele Italiener jetzt verpasst.
Was gibt es denn bitte schlimmeres, als (Post) Faschisten als Regierung?
 
Naja schockiert ist vielleicht auch der falsche Ausdruck, das Ergebnis war ja auch absehbar durch die Umfragen. Für mich ist Nichtwählen auch die schlechtere Alternative. Nicht nur in Italien hat man oft die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Gerade die Umfragen hätten doch dazu führen müssen, dass mehr Menschen wählen gehen! Ich verstehe es, wenn man frustriert ist von der Politik. Doch gerade dann sollte man doch den Wunsch haben, dass sich etwas ändert. Das ist jetzt ja auch so.
 
Alle Parteien außer der FdI waren in der Regierung vertreten, die mit Draghi regiert hat. Mit der waren alle unzufrieden bis auf die Europäer, weil Draghi halt verlässlich war. Ich habe so oft gehört, dass sich nichts verbessert hat durch diese Regierung und es kein Vertrauen mehr gibt in diese Parteien.
Meiner Meinung nach hat Draghi auch innerpolitisch vieles bewirkt, die Einführung des Bonus bei Baumaßnahmen zum Beispiel hat die Wirtschaft ganz schön angekurbelt, auch wenn die Antragstellung gelinde gesagt sehr kompliziert ist.
Meloni hätte sicher nicht die Wahl gewonnen, wenn sie in der letzten Regierung mitvertreten gewesen wäre. Die Aufarbeitung der Faschismus in Italien ist nicht vergleichbar mit der in Deutschland. Hier haben viele Anhänger Mussolinis ihn gerade die letzten Tage wieder groß gefeiert in seiner Geburtsstadt.
 
Mit der waren alle unzufrieden bis auf die Europäer, weil Draghi halt verlässlich war. Ich habe so oft gehört, dass sich nichts verbessert hat durch diese Regierung und es kein Vertrauen mehr gibt in diese Parteien.

Umfragen in Italien in den Wochen vor der Wahl haben klar gezeigt, dass etwa 60% der Italiener mit der Regierung Draghi und deren Politik zufrieden waren. Das Manko: er war nicht gewählt, sondern vom Staatspräsidenten ausgewählt. Die Italiener haben nur von Ihrem demokratischen Grundrecht Gebrauch gemacht und gewählt.
 
Hast du auch Umfragewerte von Sardinien von vor der Wahl?
Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren Sarden.
 
Danke, Frank. Sehr interessant und beängstigend. Ich habe das alles in den letzten Tagen grob verfolgt, aber die juristischen Spitzfindigkeiten waren mir nicht bekannt.
 
da die Auseinandersetzung gerade über die Flüchtlinge ausgetragen wird, hier ein Artikel von heute:

Etwas mehr als tausend Migranten in Sardinien im Jahr 2022: 80 % der Asylanträge werden abgelehnt
Italien und Frankreich streiten über die Verteilung der Ankünfte. In der Zwischenzeit keine "Invasion" auf der Insel: gleichbleibende Zahlen wie im letzten Jahr und viele abgelehnte Aufenthaltsanträge

Italien hat im Jahr 2022 90.297 Migranten aufgenommen. Die Zahl ist auf dem Stand von gestern und bezieht sich natürlich nur auf diejenigen, die auf ihrem Weg "abgefangen" oder von NRO-Schiffen an Land gebracht wurden. Das ist die Zahl, die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zum Vergleich mit den Zahlen des französischen Empfangs heranzieht: etwas mehr als zweihundert, die der Ocean Viking. Jeder muss seinen Beitrag leisten, so die These der Regierung.

Und wie hoch ist der Beitrag Sardiniens zum nationalen Netz? Die populistische Rhetorik hat sich immer auf Begriffe wie "Invasion" konzentriert. Wenn es darum geht - und das ist nicht der Fall - auf dieser Seite des Tyrrhenischen Meeres, dann sprechen die Statistiken eine andere Sprache.

Die Insel nimmt 1 % der über das ganze Land verteilten Migranten auf. Am 31. Oktober - den letzten vom Innenministerium zur Verfügung gestellten nach Regionen aufgeschlüsselten Daten - waren es 1.177. Davon: 920 in Aufnahmezentren, die von den Präfekturen verwaltet werden, und 257 in solchen, die von lokalen Behörden im Rahmen des Sai-Systems (Aufnahme- und Integrationsdienst) kontrolliert werden. Nur im Aostatal sind es weniger: 131. Aber auch dort sind die Einwohner weniger als ein Zehntel der Sarden.

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Trotz der durch die jüngsten internationalen Ereignisse verzerrten Wahrnehmung gibt es für die Insel kein besonderes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. In Italien wurden am 31. Oktober 2021 etwas mehr als 53.000 Migranten aufgenommen. In Sardinien waren es 1128: nur fünfzig weniger als heute. Im Jahr 2017 waren es über 5.000.

Ein eigenes Kapitel ist das der Algerier, die an den Küsten von Sulcis landeten: bis Juli waren es 570. Sie kommen, wenige bleiben, fast alle gehen.

Und bei wie vielen derjenigen, die das Netz des Innenministeriums durchlaufen, wird ihrem Antrag auf Asyl oder Flüchtlingsstatus stattgegeben? Die letzte Zahl der zur Entscheidung berufenen Kommission stammt aus dem Jahr 2021: 77 % der befragten Personen erhielten ein klares Nein als Antwort. Und es waren nicht viele: 590 an der Zahl.
*** Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version) ***

 
L’Italia nel 2022 ha accolto 90.297 migranti. (…). Questo il dato usato dalla premier Giorgia Meloni per fare il raffronto con i numeri dell’accoglienza francese: poco più di duecento, quelli della Ocean Viking. Ognuno deve fare la sua parte, è la tesi del governo.

(Italien hat 2022 90.297 Migranten aufgenommen. (…) Dies ist die Zahl, die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zum Vergleich mit den französischen “Einreisezahlen“ heranzieht: etwas mehr als zweihundert, diejenigen der Ocean Viking. Jeder müsse seinen Beitrag leisten, meint die italienische Regierung).

Sehr gut, dass die Frau nicht erwähnt hat, dass Migranten nicht nur auf der sogenannten, nach Italien führenden „zentralen Mittelmeerroute“ nach Europa reisen. Sehr gut, dass sie nicht erwähnt hat, dass in Frankreich generell deutlich mehr Asylanträge gestellt werden als in Italien, sondern behauptet: wir in Italien haben 90Tsd aufgenommen, Frankreich hat 200 aufgenommen. Schliesslich ist es ja nicht Frau Melonis Ziel, sich um den sozialen Frieden zu kümmern und Europa zu stärken, insofern macht sie das hervorragend.
 
Eines der ersten Gesetze, das die Meloniregierung erlassen hat, war ja das, das die Rave Parties unter hohe Strafen stellt. dagegen wurde gestern in Cagliari protestiert:

Auf dem Platz in Cagliari die "Garnison der 49" gegen das Anti-Rave-Dekret der Regierung Meloni
Kundgebung" von Vertretern der Mitte-Links-Parteien am Hafen: "Verfassungswidrige Maßnahme".

Auf dem Platz gegen das von der Regierung von Giorgia Meloni verabschiedete Anti-Rave-Dekret. In Cagliari, auf der Piazza Vittime della Moby Prince, fand gestern Abend eine Demonstration statt, die von Più Europa, Possibile, Pd, Progressisti, Demos, Articolo 1, Progetto comune per Cagliari, Sinistra per Cagliari, Partito della Rifondazione Comunista, Volt, Giovani Democratici, Anpi, Scuola di cultura politica Francesco Cocco, Circolo Rosselli und A Innantis organisiert wurde.

Name der Initiative: Presidio der 49. Denn ein weiterer Teilnehmer hätte die Veranstaltung in den Bereich der durch die angefochtene Maßnahme verbotenen Kundgebung geführt. Es ist eine Strafe von drei bis sechs Jahren Gefängnis vorgesehen.
Eine Vorschrift, die nach Ansicht der auf dem Platz anwesenden Juristen eindeutig verfassungswidrig ist", erklärt Stadträtin Francesca Mulas, da Artikel 17 der Verfassung den Bürgern stattdessen das Recht garantiert, "sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln", und das Verbot nur "aus nachgewiesenen Gründen der Sicherheit oder der öffentlichen Ordnung".

Die Vorschrift sollte nicht geändert werden, wie der Innenminister behauptet, "sie sollte einfach zurückgezogen werden: Es ist nicht möglich, ein Dekret zu verbessern, das in eklatantem Widerspruch zur Verfassung steht und das, so wie es formuliert ist, nicht Raves, sondern jede Demonstration verbietet, von Studentenbesetzungen über Arbeitersitzstreiks bis hin zu Protesten für Bürgerrechte", lautet die Schlussfolgerung.

 
Es hat zwar keinen Sardinienbezug, aber warum träumt eigentlich jede verdammte Rechtsregierung seit ich lebe aufs Neue von einer Brücke nach Sizilien? Salvini hat den Zombie gestern mal wieder ausgegraben, er träume von einem Baubeginn innerhalb von zwei Jahren. Schon Berlusconi, Bossi und Fini kannten damals ja kein anderes Thema ...

 
Für Sardinien schaffen sie ja den Winter über nicht mal mehr Direktflüge nach und von Deutschland. Die dort arbeitenden Sarden sind ganz schön sauer weil sie über Weihnachten nicht heim kommen.
 
Für Sardinien schaffen sie ja den Winter über nicht mal mehr Direktflüge nach und von Deutschland. Die dort arbeitenden Sarden sind ganz schön sauer weil sie über Weihnachten nicht heim kommen.
Das halte ich für übertrieben. Man kommt natürlich nach Sardinien, gerade wenn man Familie dort hat, da letztere i.d.R. die Mobilität auf der Insel sicherstellt. Meine Kinder fahren z.B. mit dem Auto nach Mailand und fliegen von dort. Das ist in der Summe nicht teurer als Auto+Fähre. Oder man fliegt ab Frankfurt mit ITA nach Olbia oder Cagliari mit Umsteigen in Linate. Ist nicht so bequem wie zu Airberlin-Zeiten aber gut machbar. Die Zeiten von Fügen für 49€ sind natürlich vorbei.
 
Für die vielen Sarden, die zum Beispiel bei Ferrero in Hessen arbeiten, ist dieser vermehrte Zeit - und Geldaufwand schwer zu tragen. Zumal gerade jetzt nach Anerkennung der Insellage die Kosten für Reisen von und zur Insel für Leute mit Familie da viel niedriger sein müssten. Auch innerhalb von Italien haben sich die Reisepreise von und zur Insel gerade für Familientreffen zu Weihnachten mehr als verdoppelt.
Da passen ja die Bestrebungen der Privatisierung der Flughäfen auf Sardinien gut ins Bild.
 
Ist aber überall so. Meine Family von England fliegt von ihrer Insel in den Weihnachtstagen nach Frankfurt statt wie sonst nach Stuttgart. Preise heftig.
Insellage kostet, man gönnt sich ja sonst nichts:D
 
Zuletzt geändert:
Für die vielen Sarden, die zum Beispiel bei Ferrero in Hessen arbeiten, ist dieser vermehrte Zeit - und Geldaufwand schwer zu tragen.
Da würde es der italienischen Milliardärsfamilie Ferrero doch gut zu Gesicht stehen, wenn sie die in Stadtallendorf kasernierten Sardinnen wahlweise per Flug ab Frankfurt oder mit Busfahrten zur Insel fürsorglich bedienen oder die Reisen wenigstens bezuschussen. Oder?
 
Da würde es der italienischen Milliardärsfamilie Ferrero doch gut zu Gesicht stehen, wenn sie die in Stadtallendorf kasernierten Sardinnen wahlweise per Flug ab Frankfurt oder mit Busfahrten zur Insel fürsorglich bedienen oder die Reisen wenigstens bezuschussen. Oder?
Die heute etwa 100 Sardinnen pro Jahr die von Juni bis Dezember in Stadtallendorf arbeiten, erhalten einen Komplettvertrag, der auch die An- und Abreise mit einer Chartermaschine von Cagliari nach Frankfurt und zurück umfasst. Die können also mit dem weiter oben erwähnten Personenkreis nicht gemeint sein.

 
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