Meine Begegnung mit Pinuccio Sciola

Barbara

Sehr aktives Mitglied
Es ist mein letzter Abend in Sardinien, ich bin in San Sperate, dem berühmten Künstlerdorf,
dort wo die Straßen bunt angemalt sind, Murales die Häuser zieren und schwarz-weisse Fotos an den Häusern hängen.
Hier lebt und arbeitet der Mann, der die Steine zum reden bringt: Pinuccio Sciola.
Ein Künstler, der mit so vielen Materialien gearbeitet hat aber von sich selbst sagt "Im Stein habe ich meine eigene Identität wiederentdeckt".

Seine Werke habe ich schon am Hafen in Cagliari und am Pass Genna è Petha bewundert- genau an der Stelle, wo am 19. Mai 1951 drei Carabinieri bei einem Raubüberfall orgoleser Banditen auf einen Postbus getötet wurden..

Jetzt möchte ich ihn kennenlernen und seinen Skulpturengarten sehen.
In meinem Agriturismo frage ich nach dem Weg. Der Inhaber erklärt mir wo laboratorio und wo casa zu finden sind. Ein anderer Gast hört meine Frage und bietet mir an den Weg zu zeigen, es ist ein älterer Herr aus Padua, der wegen der gerade in Padua laufenden Sciola-Ausstellung "Ascoltare la pietra" mit Pinuccio zu tun hat.
Wir fahren los...Ich stelle mein Auto in der Nähe der Via Marongiu ab, gehe durch das große Tor...
wir sind da, ich überquere den Hof und betrete vorsichtig das "Wohnzimmer" des Künstlers.
Mittendrin steht ER, der "große" Sciola, der so klein und fast zerbrechlich wirkt zwischen den großen Bücherregalen und dem langen Tisch, der komplett mit Büchern, Skizzen und Zetteln bedeckt ist.
Er lässt mir Zeit mich umzusehen ich bewundere die zahlreichen Skulpturen,
dann kommt er zurück, hält kurz inne, berührt den Stein, man merkt seinen Respekt vor dem Stein, ich höre nur wie er "pietra sacra" sagt und er fängt an den Stein mit den Händen zu berühren und zu streicheln... der Stein wird zum Instrument...
Pinuccios Sciola Kunst ist hörbar.
Er schenkt mir zwei Bücher "Sciola The Master of Stone" und "I suoni delle pietre".
Wir steigen in sein Auto ein und er "entführt" uns in seinen Skulpturgarten, der so schön zwischen den Orangenbäumen angelegt ist, das Abendlicht sorgt hier für ein besonderes Ambiente...1.JPG

Dort gibt es ein "richtiges" Konzert, ich muss mein Ohr an die Seite der Steine legen und der Meister entlockt den Steinen wunderschöne Tönne. Ich bin beeindruckt, es ist kaum zu glauben, dass die großen Blöcke aus Stein eine Stimme haben, eine sehr sinnliche Stimme...
CIMG4292.JPG

Die Zeit vergeht, es wird spät, wir müssen zurück und verabschieden uns.
Am nächsten Morgen fliege ich nach Hause, ich gehe durch die Abflughalle und – nein, das gibt es nicht - auf einmal sehe ich ihn... Pinuccio Sciola - der mir gestern abend die Zauberwelt der klingenden Steine gezeigt hat - steht direkt vor mir, lächelt mich an. Ich bin so verdattert, dass er mich fragt "tutto bene, Barbara?". Er fliegt nach Rom, ich nach Düsseldorf. Wie sollte ich diese Begegnung vergessen?
 
Zuletzt geändert:
Hallo Barbara,

was für ein Bericht, was für eine Beschreibung - ich sehe das alles richtig vor mir.

Ich freue mich für dich, dass du eine so tolle Begegnung hattest. Das ist was für's Leben.

Grüße
Stefan
 
Lieb Barbara,
wie immer ein wunderbarer Beitrag von dir.Ein tolles Erlebnis,unglaublich!
Hast du von Siegfried Lenz "Die Klangprobe" gelesen,passt hervorragend zu deinem Erlebnis.

Ganz liebe Grüsse von Bea aus Magomadas
 
Danke Bea,
das buch habe ich nicht gelesen... noch nicht...

Liebe Grüße nach Magomadas,
Barbara
 
Liebe Barbara,
dann hol es nach,wenn du Siegfried Lenz magst.
Ich hoffe wir sehen uns bald wieder und etwas länger in einer Zeit, in der ich mehr Ruhe habe

un abbraccio
Bea2
 
irgendewie habe ich deinen beitrag überlesen barabara, für alle denen es auch so geht hole ich ihn nach oben.
er gefällt mir seeeehr!
 
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