"Mein Albtraum": - Sardinien mit dem Fahrrad

Es ging teilweise über stark holprige und löchrige bis starklehmige Wege sowie unwegsame Wander-, Geröll-, Vieh- und Leinpfade entlang steil abfallender felsiger Klippen, vorbei an Abhängen und/oder auch Böschungen. Die schlichten und einfachen oftmals nichtssagenden Orte werden hier schon historisch genannt - auch wenn sie gerade mal nur etwas älter als 100 Jahre sind. Bewegt man sich im Inneren der Insel, so ist das Meer meistens bzw. immer weit entfernt. Und im Hochsommer führt das dazu, daß im Landesinnern die Temperaturen hier oftmals um weit mehr als 10°-15° C höher sind als direkt am Meer.

Unverbesserliche Sarden meinen jedenfalls, sie hätten den Besuchern viel zu bieten und führen hierbei ihre sardische Kultur als überhöhenden Wertebestandteil an, wobei es nicht eine sardische Kultur sondern vielmehr unterschiedliche provinzielle Eigenarten gibt, die je nach Region und Ort variieren. Jedenfalls führt das dazu, daß fast in jedem Ort anders getrötet wird, sprich die Blaskapellen spielen immer wieder was anderes, die Trachten und Anzüge ändern sich ebenfalls und deren Alltagsnahrung ändert sich ebenfalls von Ort zu Ort, wobei je nachdem wo man gerade ist, dies dann jeweils immer als kulinarischer Leckerbissen angepriesen wird. Manchmal denk ich, daß "Paris und Michelin" Fremdwörter sind auf Sardinien und man dort einfach noch nichts gehört hat vom L’Arpège, dem Le Cinq, dem Épicure oder auch dem Palais Royal.

Jedenfalls auch Sprache(n) und Dialekte varieren sehr stark, so daß manchmal bis oft eine Verständigung nur mit Armen und Beinen möglich ist.

Nahe der Ostküste Sardiniens liegt eine der „blauen Zonen“ der Erde. Wahrscheinlich so genannt, weil die Menschen hier immer so ziemlich gut drauf sind, im Klartext: wohl immer "blau" sind. Hier wird offensichtlich leichtfüßig, frei und einfach nach der Devise gelebt:
'Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin; doch ohne Alkohol und Rauch stirbt die andere Hälfte auch'.
So schaffen es jedenfalls die völlig überalterten Orte, daß viele ihre Mitbürger über 100 Jahre alt werden. Jedenfalls muß man dort schon länger und angestrengt umhergucken, um überhaupt mal nen 'steilen Zahn' zu entdecken.

Das Geheimnis der alten Sarden liegt in einer Kombination aus einfacher Lebensweise (möglichst wenig bis gar nicht arbeiten), viel Bewegung an der frischen Luft (entweder ein Schäferstündchen daheim oder auch direkt ein Bett im Kornfeld mit seiner Flamme oder auch endloses Zocken samt Umtrunk in der nächsten Bar) und zwischendurch als Stärkung und Grundlage so eine Art mediterrane Ernährung wie z.B. aus Schwein-, Rinder- und/oder Lammfleisch, oder auch div. Linsengerichten (viele Linsen ergeben nach einer uralten sardischen Mär' auch weit mehr als über 100 Jahre), desweiteren auch Gemüse & Kräuter wie es diese nahezu auch auf jedem Wochenmarkt in D gibt, manchmal auch Fisch (großteils aus Spanien und Portugal importiert!), und letztendlich auch noch den Pecorino, einem Hartkäse aus Schafsmilch, wobei es Pecorino auch in und aus vielen anderen Regionen Italiens gibt.

Wer dann noch besonders alt werden will, der verlange einfach dann nach; "Casu Marzu" einem Käse mit lebenden und krabbelnden Maden darin.
Für Sarden ein Gaumenschmaus - für alle anderen: äußerst gewöhnungsberdürftig. Im übrigen: „Casu marzu“, wörtlich: ‚verdorbener/fauler/laufender/marschierender Käse‘, eine überreife Art des Pecorino sardo, der lebende Maden enthält und auf Sardinien als besondere Spezialität gilt. Der Verkauf dieses Käses war längere Zeit illegal, weil befürchtet wurde, dass die Fliegeneier und die daraus schlüpfenden Maden, die sich von dem Käse ernähren und ihn durch ihre Ausscheidungen fermentieren, Krankheiten übertragen könnten.

Bereits nach den ersten 8 Orten hatte ich die Schnauze voll vom Radfahren.
1. Hatte ich bereits auf den ersten 60 KM insgesamt 4 X einen Platten und versuch du mal in der Pampa und im Nirgendwo bei 40°C dein Rad zu flicken und zu reparieren.
2. Nachdem ich dann glücklich und endlich im 8 Ort (jetzt nur noch schiebender Weise!) angekommen war, da hat mich dann ein 102-jähriger von meinem weiteren Vorhaben so ziemlich abgebracht und kuriert.
3, Zuerst hab' ich mit dem in einer Bar ordentlich einen gebechert und gehoben. Hierbei war mir der Methusalem jedenfalls mit der Schlagzahl immer einen voraus. Dessen Kondition war jedenfalls phänomenal. Kein Wunder, dass die Alten hier so alt werden; Alkohol scheint irgendwie zu konservieren!
Jendenfalls um 15.00h meinte dieser Alfredo dann mit einem Augenzinkern: ,"daß er jetzt mal kurz für 3 Stunden zu seiner Flamme zum 'kehren' müßte und wir uns gerne um 18.00h zu einem Apertif hier wiedertreffen könnten".
..
soweit erst mal mein bisheriger 'Albtraum'-Reisebericht, - Fortsetzung folgt:
in der Fotsetzung erzähl ich dann gerne, wie mich Alfredo dazu ermutigt und mir geholfen hat, mein Fahrrad zu verkaufen und mir stattessen ein € 1,-- Haus im Dorf zu kaufen.

aber mehr dazu später... ;)
 
Zuletzt geändert:
Danke ich hab jetzt grad einen grossen Aufsteller erlebt beim lesen! Die Situation in der Bar wärmt herrlich auf und das bei sehr kalten, nassen Temperaturen!
 
irgendwie scheint mir das etwas "zusammengeschwurbelt"
Lese im Moment grad Charles Lewinskys "Täuschend echt"...(.)(.)

bin trotzdem gespannt auf die Fortsetzung;)
 
In dem Text sind so viele Allgemeinplätze! z.B.

Bewegt man sich im Inneren der Insel, ist das Meer meistens bzw. immer weit entfernt. Und im Hochsommer führt das dazu, daß im Landesinnern die Temperaturen hier oftmals um weit mehr als 10°-15° C höher sind als direkt am Meer.
Sag bloß:D
Das kann doch nur KI sein.:fc: (wobei man hier das I auch in Frage stellen muss) oder meinst du, dem Leser solche Weisheiten erklären zu müssen?

Ich traue dir @Beppe als Kenner Sardiniens mehr zu als das.

Ich bin auch gespannt auf die Fortsetzung.
 
Auf jeden Fall lesenswert. Keine Ahnung, wo das herkommt - aber die "Spitzen" finde ich sehr unterhaltsam. Zumal ich auf Sardinien bereits sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs war, aber sowas ist mir leider noch nicht untergekommen.
Bitte weiter! :)
 
In dem Text sind so viele Allgemeinplätze! z.B.


Sag bloß:D
Das kann doch nur KI sein.:fc: (wobei man hier das I auch in Frage stellen muss) oder meinst du, dem Leser solche Weisheiten erklären zu müssen?

Ich traue dir @Beppe als Kenner Sardiniens mehr zu als das.

Ich bin auch gespannt auf die Fortsetzung.
@Georgie

eigentlich hätte ich durchaus noch weitere einzigartige Sardinieneigenschaften herausstellen und beschreiben sollen, da oft Leser diese Weisheiten nicht kennen, weil sie noch nie auf Sardinien geschweige denn hier im Forum unterwegs waren, wie:

Manche Radwege führten zeitweise entlang der erbärmlich ausgetrockneten Flüsse und Bäche, die aufgrund der Trockenheit leider oft nur ein Ufer hatten.
Und weiter ging's leider nur langsam und mühselig durchs hügelige Land, wo selbst die Berge höher sind als die niedrigeren Hügel und das Umland.
Und dann kam man manchmal gefährlich nah in Meeresnähe, da konnte man von Glück sagen, daß das Ufer und der Strand höher lagen als das Meer, denn selbst hier in Strandnähe hatte das Meer nur ein Ufer. Läge die Insel hier tiefer als der Meeresspiegel, da würde mich doch glatt das Wasser mit seiner ganzen Kraft samt Rad von der Strasse wegspülen.
u.s.w.
 
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Afredo - genannt Columbino und von manch guten Freunden auch nur mit dem Supersopranome Collo

Alfredo arbeitete wohl früher als 3. Untersekretär bei der Stadtververwaltung von O. und ist insofern dort bestens vernetzt, stadtbekannt und dank seiner ewigen Familiendynastie hier vor Ort seit Jahren augenscheinlich auch fest im Sattel, sozusagen ein Urgestein. Sein Urenkel ist jedenfalls mittlerweile Bürgermeister im Ort und irgendwie steht Alfredo wohl nach wie vor auch noch auf der Lohnliste der Stadt. Diese Informationen kommen jedenfalls so direkt vom Kneipier Pierpaolo auf meine Rückfragen. .
Insofern muß ich mir selbst mal wieder auf die Schulter klopfen, nämlich, ein glückliches Händchen gehabt zu haben, daß man quasi auf Anhieb und auf so sympathische Art & Weise anscheinend direkt mit dem Richtigen ins Gespräch kommt. Und irgendwie steigt auch wieder meine Laune, trotz meines nach wie vor platten und defekten Fahrrades.

Jedenfalls kurz nach 18.00h war ich wieder in der Bar von Pierpaolo auch kurz Bar 500 oder bei den Einheimischen einfach nur kurz 'Topolino' genannt, direkt an der Piazza Guglielmo Marconi gelegen. Von hier hat man auf jeden Fall einen genauen Überblick über alles was sich so im Ort abspielt. Irgendwie hab' ich mir wohl tatsächlich & gefühlsmäßig direkt genau die wchtigste Bar am richtigen Ort sowie den idealen Anlaufpunkt ausgesucht.
Na ja, die Zukunft wird's hoffentlich zeigen und richten.

Gegen 18.15h sehe ich auf der anderen Seite des Dorfplatzes bereits Alfredo langsam über die Piazza heranschreiten. Er begrüßt hierbei mehrfach andere ihm entgegenkommende Passanten und mitunter bleibt er auch stehen und unterhält sich kurz mit diesen und der letzte dieser Passanten zieht hierbei noch seine Geldörse raus, aus der er Alfredo hieraus ein paar Scheine gibt. .

Kurz darauf ist er dann endlich wieder in der Bar:. "Ciao Amigo, come va?", so seine Eingangsbegrüßung. "Me perdone, ich bin heute was später, dran, weil das 'fegen' heut' etwas länger gedauert hat." Der arme Kerl, dachte ich mir, daß der so spät am Nachmittag auch noch sein Haus putzen muß.

"Auf jeden Fall Glück gehabt, gerade noch zufällig Carmelo zu treffen, der schuldete mir noch von der gestrigen "Briscola-Partie" noch € 40,--. Jedenfalls können wir die jetzt auf den Kopf hauen und der heutige Abend ist gerettetet", sprachs und bestellte erst mal bei Pierpaolo 2 Aperitifs für uns. Pierpaolo kam mit den 2 Aperitifs sowie 2 wunderhübsch angerichteten großen Platten mit diversen Schnittchen auf der einen und den unterschiedlichsten Antipasti auf der anderen Platte. "Ecco Signori, qui arrivano i Vs. Apertifi ed i Vs. stuzzichini!", sprachs, stellte alles auf den Tisch und verschwand ins Lokal.
Die Platten waren so reichlich bestückt für uns zwei, daß wenn man ob zu zweit oder aber auch zu viert aß, sicherlich nicht mehr zu Abend essen gehen bräuchte. Also hatte ich zumindest für heute wohl schon mal das Abendessen gespart.

- Fortsetzung folgt
 
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Was mir so gut gefällt bisher ... die robuste Beschreibung des Umfelds, des Erlebten und allen voran der Sarden selbst....frei von romantischer Verklärung, konträr zu den sonst so gängigen Reiseführer-Klischees...jefällt mich;), weil wahrhaftig und angstfrei beschrieben....auf Social Media hätte man Dich verhauen, lieber Beppe...aber in diesem Forum ist man der Realität wohlgewogen...
 
Forsetzung 3 -

Weit gefehlt!

Ich hatte mich gerade mal ca. 10 Minuten mit Alfredo über dieses und jenes unterhalten als plötzlich jemand sagte: "Permesso?" Alfredo's kurze Antwort: "Prego!" und dieser jemand setzte sich nun mir direkt gegenüber an den Tisch und stellte seine von hinten aus der Kneipe mitgebrachte Bierflasche auf den Tisch, lauscht unserer Unterhaltung und nascht und bedient sich derweil wie selbstverständlich von unseren fürstlichen Platten.

Alfredo's kurze Vorstellung:"Marco, posso presentarvi GIL il mio amico da Germania".
Knappe Antwort von Marco: "Mi fa piacere"; gab mir freundlichst die Hand und griff direkt wieder in unsere Plattenauslage(n) und das leckere Schnittchen mit dem San Daniele Schinken verschwand in seinem Schlund und wurde dann entsprechend noch mit nem kräftigen Schluck Ichnusa vollends hinabgespült.

2 MInuten später, der Nächste: "Ciao Signori, tutti a posto?" -
Von 2 der Mitsitzenden am Tisch kam unisono ein "Si, si Eduardo, - tutti a posto - vieni qua!"
Der Angesprochene Eduardo setzt sich neben Alfredo und ruft laut nach hinten ins Lokal:
"Pierpaolo. per favore un Ichnusa!" - und da Alfredo und ich jeweils unsere Aperitifs bereits leergetrunken hatten, die freundliche Einladung von Eduardo: "e per Voi?".
Alfredo und ich nickten nur noch und bestätigten beide: "si, si anche 2 Ichnusa".
Eduardo mit lauter Stimme: "Pierpaolo, mi porta - 3 Ichnusa!"

Noch bevor Pierpaolo mit den 3 Bieren ankam, da hatte sich auch Eduardo bereits mehrfach von unseren Platten bedient. Und gerade als Pierpaolo mit den 3 Bieren ankommt, kommt schon der nächste mir Unbekannte mit einem:
"Ciao Signori, qualcuno ha visto Enrico oggi?" und setzt sich ebenfalls an den Tisch.
Antwort von Alfredo: "No Luca, no ho mai visto lui tutto il giorno. Mi sembra, che lui é anchora con il medico!" - Im zeitgleichen Augenblick sagt Eduardo noch rasch zu Pierpaolo: " prego, un altra birra in più , a favore di Luca, GRAZIE!"

Auch die 2 Neusitzer am Tisch greifen ungeniert in unsere ehedem üppig gewesenen Plattenauslagen und schnabbeln ebenfalls so einen nach dem anderen Happen hinweg. Die Vorräte schwinden sichtlich und schnell. Scheint hier so usus zu sein, daß alles eßbare was auf dem Tisch steht,
von allen gemeinsam vernichtet wird. Na ja, mit dem ersten und anfänglichen Eindruck meines reichlichen Abendessens ist es jedenfalls nicht mehr lange hin, wenn ich so das schwindende Buffet sehe.

Kurz darauf kommt Pierpaolo mit dem weiteren Bier für Luca und da jetzt die Buffet-Platten auf dem Tisch vollends leer geräumt sind, die höfliche Frage (Angebot) von Pierpaolo. "Com'erano gli stuzzichini?" - "Buonissimi, Pierpaolo, di più per favore!", so die Antwort von Alfredo.

Aha, also gibt's zum Glück wohl doch noch nen Nachschlag; dachte schon fast, ich müßte mit hängendem und knurrendem Magen später ins Bett gehen.

Jedenfalls eine äußerst gefällige und gesellige Situation von Essen & Trinken begleitet von
Kommunikation und Informationsaustausch am frühen Abend. So kann man einen solchen Abend schon jedenfalls hervorragend und unterhaltsam verbringen.


Zwischen-Epilog
Die ganzen Gespräche zwischen allen Beteiligten hier zu wiederholen, würde höchstwahscheinlich eine eigene Berichterstattung füllen.

Um es Kurz zu machen: es ging in der Kürze um das Dorf- , Orts- und Gemeindewohl.
Marco ist übrigens der Urenkel, von Alfredo und der Bürgermeister des Ortes.
Eduardo ist Steuerberater (Commercialista) im Ort und Gemeindefinanz- und wirtschaftsberater.
Luca ist der Beauftragte für Medizinische Versorgung, Soziales & Ausbildung im Ort
und der fehlende Enrico ist der Geometer im Ort, dessen Wissen um die anstehenden
Ortsverbesserungen und -planungen aktuell aufgrund Abwesenheit schmerzlich vermißt wurden und Alfredo ist letztendlich das allwissende Faktotum der Gemeinde, was Wissenslücken & Fragen augenscheinlich bestens beantworten kann.

Auch soziale und gesundheitliche Probleme einzelner Bewohner wurden dediziert im einzelnen diskutiert und angesprochen, inklusive aktiver Maßnahmen in der nächsten Zeit.
Alles in allem war das so etwas wie eine kleine Ratssitzung zum Austarieren der aktuellen Gegebenheiten im Ort. Phänomenal fand ich übrigens auch, mit welcher Intensität die Probleme einzelner Mitbürger konkret angesprochen wurden und wie nach machbaren Poblemlösungen und
-wegen gesucht wurde.
 
Zuletzt geändert:
Lieber Beppe, danke einfach ein Genuss zum lesen und man fühlt sich grad 'dabei'.
Solche Situationen sollt's bei uns im nördlichen Gebiet auch geben! Wär wohl oft hilfreicher, als .......
 
Fortsetzung - 4

Der Abend so als 'stiller Begleiter und Beisitzer' auf der Terrasse vorm "Topolino" inmitten der geballten "Dorfjunta" war dann so gegen 21.30h in etwa abgeschlossen. Marco, Eduardo und Luca packten dann jedenfalls ihre auf dem Tisch liegenden Unterlagen zusammen, leerten den letzten Rest ihrer Biere und verstauten ihre Unterlagen jeweils in ihre Aktenmappen und bedankten sich anschließend bei mir für meine tatkäftige Unterstützung, wobei ich in den mehr als 2 Stunden außer 'noch ein Ichnusa bitte' quasi eigentlich nix gesagt hatte.
Wahrscheinlich wollten sie mir damit sagen, daß ich wohl mit der mir eigenen bescheidenen Art & Weise wohlweislich zu nix und gar nix mich irgendwie ausgelassen habe und insofern deren Besprechung überhaupt nicht gestört habe. Hätte ich auch noch nicht gekonnt, da ich überhaupt keine Ahnung hatte von der Unmenge von Themen oder Problemen sowie
der angesprochenen Personenkreise.

Eduardo war zwischenzeitlich bereits ins Lokal gegangen, kam wieder heraus und sagte zu allen: "Grazie, per il Vs. incontro. Comunque, SIGNORI: tutto a posto, il conto é pagato.
Alle bedankten sich bei Eduardo, wobei Marco sagte: "La prossima volta tocca a me!"
Man verabschiedete sich recht locker und leger, wobei Marco noch zu Alfredo sagte
"Ricordatevi che ci vediamo domani mattina nell municipio alle 10,00h."

Zu Beginn des Treffens hatten Alfredo und ich noch kurz von wegen Hotel, B&B oder ähnlichem gesprochen. Alfredo sagte, daß die Schwester seines Schwagers ein größeres Haus hat und dort immer 2-3 Zimmer leer hat. Im Laufe des Abends hatte er wohl schon irgendwie bei ihr angerufen, was ich gar nicht mitbekommen hatte. Jedenfalls sagt Alfredo: " Andiamo, Emma ha gia preparato tutto per te!" - Italiener sind einfach unglaubliche Improvisations- und Organisationskünstler.
.
Wie Afredo mir erklärt, ist sie die Schwester seines Schwagers von seiner 1. Frau - (und lt. Alfredo noch ein junger Hüpfer!) und gerade mal erst knapp über 70 und Witwe. Sie lebt mit ihren 2 Katzen zusammen und hat viel Platz sowie fast immer 3 Zimmer leer stehen. Das ist deren altes Elternhaus und eigentlich viel zu groß für die Lady. Desweiteren bekommt sie eh nur eine bescheidene Rente von gerade mal nur knapp um die € 400,-- und wenn sie ein paar Euro extra bekommt, dann ist das allemal nicht das schlechteste.
Alfredo: "Ich hoffe, daß für Dich so € 15,-- pro Tag incl..allem O.K. für Dich sind?.
Frühstück & Cafe allerdings nur in der Bar! Ich hab' ihr jedenfalls schon mal gesagt, daß das evtl. für ein paar Tage ist."
.
Ich bin hoch erfreut, ob dieses unerwarteten Angebots und zumindest für die 1 Nacht kann man sich das ja einfach mal ansehen und ausnahmsweise erlauben. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, Emma kennenzulernen. Also nehme ich mir mein vor dem "Topolino" geparktes Fahrrad samt Packtaschen und wackle damit und mit Alfredo irgendwie durchs Dorf. Nur 2 Straßenecken weiter werden die Straßen doch auffällig dunkler und vor allen Dingen wesentlich enger, das ergibt quasi so einen Trichter- oder auch Flaschenhalseffekt. Irgendwie versteht man nicht, warum man die Straßen so eng gebaut bzw. die Häuser so dicht gegenüber gesetzt hat. Jedenfalls kommt in dieser Straße meiner Meiung nach, höchstens noch eine Ape durch. Mit meinem daheim gelassenen Normalfahrzeug käm ich jedenfalls schon nicht mehr durch die Straße. Hoffentlich brennt's hier bloß nicht kommende Nacht! So oder so ähnlich muß es wohl auch in Matera aussehen.

Wie Alfredo sagt, wohnt er nur 2 Häuser weiter und das Haus von Emma hat zudem nen großen überdachten Innenhof und "da steht Dein Fahrrad sicher und trocken und da kannst Du es auch in Ruhe reparieren. Emma hat jedenfalls von ihrem verstorbenen Luigi noch dahinter den ganzen Werkzeugschuppen. Ich wohne übrigens da vorne rechts und nur 2 Häuser weiter dahinten, wo die Straßenlaterne direkt an der Hauswand angebracht ist."
Da das in der ganzen Straße auch nur die einzige Straßenlaterne ist, kann man Alfredos Haus wohl überhaupt nicht verfehlen.

Alfredo öffnet das Hoftor zu Emmas Haus und ich schiebe mein Rad auf den Hof und lehne es an die gegenüberliegende Wand. In der Dunkelheit sieht man leider fast nichts, außer daß das Haus wohl ca. 2 1/2 Stockwerke hat. Alfredo klopft an die hofseitige Seitentür und ruft laut "Emma, permesso?" Man hört zuerst ein Katzenmiauen und dann geht doch noch igendwie eine spärliche Glühbirne über der Tür an: Die Tür öffnet sich und man hört eine Frauenstimme sagen: "Ciao Collo, buonasera Signori prego!"

Alfredo stellt mich Emma, als seinen 'wichtigen Freund' aus Deutschland vor, der ihn deshalb auch extra hier besucht. Na ja, wie und was soll man um die Uhrzeit noch alles erklären. Also macht man das erst mal alles als formal wichtig! Das hebt natürlich auch die Wertigkeit von Alfredo und irgendwie auch meine.

Morgen ist auch noch ein Tag und bei Tageslicht sieht man dann weiter.
Jedenfalls erst mal saufroh, daß ich mein geschundenes und müdes Haupt überhaupt irgendwo hinlegen kann. Alfredo führt mich in das bereits vorbereitete Zimmer, zeigt mir Bad und Toilette und das wichtigste: Nämlich den Kühlschrank in der Diele, wo die Bier- und Wasserflaschen drinstehen. Bei Entnahme derselbigen gibt's am Kühlschrank einen Magnetzettel + Kuli, worauf man sich und seine Mengen notiert.

Buona Notte!
 
Zuletzt geändert:
Einfach toll, danke!
Doch, doch Du hast bei den Diskussionen in der Bar wohl sehr viel Wichtiges geleistet! Immerhin war eine 'fremde' Person am Tisch, so dass sich womöglich die gesamten Gespräche mässiger zeigten?

Hoffentlich hast dann bestens geschlafen.....
 
Morgenstund hat Gold im Mund

Ich hatte mich gestern abend vor lauter Müdigkeit gar nicht erst groß im Zimmer umgesehen,
sondern mich gleich ins Bett gelegt und bin direkt rechtschaffend eingeschlafen.

Heute morgen als die ersten Sonnenstrahlen dann ins Fenster fielen, da mache auch ich endlich meine Augen auf. Das Zimmer ist ca. 15 m² groß. Ringsum an den Wänden ist eine uralte Tapete mit rosa floralem Muster und rötlichen und goldenen vertikalen Längsstreifen. Die Decke ist einfach weiß gekälkt. Tapete und Decke sind zudem bereits außerdordentlich stark vergilbt. Die Tapeten hatten sicher einst Emmas Eltern noch vor deren Geburt dauerhaft aufgebracht. Eine Erneuerung selbst bis heute ist insofern hinfällig und unnötig.

Die in dunkelbraunem Nußbaumholz furnierten Möbel versprühen ebenfalls den Charme der frühen 50er Jahre zumal man die starken Gebrauchs- und Abnutzungsspuren von Jahrzehnten überall sieht. Influcencer und Location Finder von heute, würden jedenfalls einen Hype daraus machen, einen solchen Ort zu einem Forgotten Place oder zu einem Lost Place zu erklären. Ich bin anscheinend der einzige, der hier quasi zu einem Mitakteur in so einem historischen Film wird.

Allein das Bett von gut 160 cm Breite, ist relativ breit und bequem, wobei allerdings das Bett mit gerade mal nur ca. 1,80 Meter Länge einfach zu kurz ist und meine Füße in der Nacht immer unten raus kamen und es irgendwie kalt wurde. Der rund 3 Meter breite und mannshohe Kleiderschrank an der gegenüberliegenden Wand hat jeweils links und rechts eine Tür und in der Mitte 2 Doppeltüren mit jeweils einem mannshohen Spiegel drauf. Die Spiegel sind igendwie jeweils stark wellig. Nähert man sich den Spiegeln sieht man irgendwie gedrungen und unförmig dick aus. Entfernt man sich jedoch nach hinten im Raum, dann wird man rank und schlank; so komm ich dann positionsgerecht, gottseidank, jedenfalls doch noch zu einer Adonisfigur.

Ich fühl mich wahrlich in den Set eines schwarz-weiß Films aus den 50er Jahren zurückversetzt wie z.B. in einem der Filme von Pasolini, Fellini, De Sica, Antonioni oder auch Rosselini. Jetzt fehlt nur noch, dass Gina Lollobrigida, Marcello Mastroianni oder Anita Ekberg noch um die Ecke kommen.

Aber alles in allem ist alles zweckmäßg und man kann es hier sicherlich erst mal aushalten.
Jedenfalls mehr braucht der Mensch eigentlich nicht.

So jetzt aber raus, Morgenwäsche und Dusche und dann nix wie herrlich frühstücken. Also greif ich mir mein Waschzeug und meine Handtücher und geh' raus über den Flur ins Badezimmer. Morgenwäsche. Derweil ich mir am Becken die Zähne putze, dreh ich bereits schon mal den Warmwasserhahn von der Dusche auf. So Zähne fertig und jetzt wie nix unter die warme Dusche.
Aber OH, SCHRECK!
Kaum unter der Dusche angelangt, zucke ich aufgrund einer eiskalten Kaltwasserdusche zusammen. Was ist passiert? Auch hier gibt es einen elektrischen Wamwasserboiler. Alfredo bzw. Emma hatten gestern vergessen, mir zu sagen, daß man den Warmwasserboiler mittels Schalter frühzeitig bzw. beizeiten einschalten muß. Nachdem ich den Schalter entdeckt und eingeschaltet habe, dauert das Aufheizen eines solchen Boilers bekantntermaßen mindestens 30-45 Minuten. Aber für so eine schöne, warme Dusche, da kann man sich gerne schon mal die Zeit nehmen.

Also nochmals zurück ins Bett, ist ja noch früh und ob ich nun um 7.00h oder erst um 9.00h frühstücke ist insofern egal. Bin ja schließlich irgendwie in Urlaub. In der Zwischenzeit kann ich auf jeden Fall erst schon mal mein Handy laden und dann mit meinem Notebook mich auch einfach mal ins Netz einloggen. Mal sehen, was denn so die anderen Sardinienurlauber hier so alles erleben.
 
Zuletzt geändert:
@Feuerpferd

ich schweige nicht, sondern bei der Rekapitulierung der ganzen Situation und Vorgänge, da haben sich die Entwicklungen der ganzen Situationen, doch wesentlich weitreichender zugetragen, so daß man diese zum Verständnis und zum Einfang aller Stimmungen auch wesentlich erschöpfender erzählen müßte. @LA-Lorenz hatte mit seinem Vorschlag "....kannst ja gleich ein Buch schreiben", sicherlich irgendwie Recht gehabt.

Aufgrund anderer z.Zt. familiärer Gegebenheiten bin ich leider zur Zeit anderweitig sehr stark eingebunden. Ich bemühe mich, kurzfristig Deine Neugier zu befriedigen.
 
Zuletzt geändert:
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