Fauna 8beiniger Besuch

peko

Sehr aktives Mitglied
...das könnten 2 Hunde oder 4 Nachbarn gewesen ein, es war aber das hier:

DSCN0269.JPG
Mit einer Körperlänge von gut 2cm (die Spinne, nicht ich) halte ich das für eine Falltürspinne, aber ich bin kein Arachnologe und lern noch gern was dazu, wenn meine Vermutung/Recherche nicht stimmt.

PS: Ich hab diese Spinne weder gefangengehalten noch gefüttert - sie war bedauerlicherweise ein Opfer des gestrigen Starkregens, und ich hab sie bloß posthum für's Foto drapiert.
 
@peko
Ich habe einen netten Freund, einen "Spinnenkundler", nach seiner Einschätzung zur Spinnenart gefragt. Mit freudigem Eifer hat er mir Folgendes mitgeteilt:

"Genau bestimmen läßt sich so eine Art nur, wenn man sie genitalmorphologisch untersucht. Das geht nur mit einem Binokular. Aber ich kann bestätigen, daß es eine Falltürspinne ist.

Es ist ein geschlechtsreifes Männchen und ich glaube, daß ich so eines einmal in all den vielen Exkursionen gefunden habe. Die Weibchen sind einfacher zu finden. Die Männchen verlassen aber nach ihrer Reifehäutung die Wohnröhre und machen sich auf die Suche nach einem Weibchen. Nach der Paarung ist bald Schicht mit ihnen. Darum findet man sie nur durch Zufall oder wenn sie in den Swimmingpool fallen.

Die häufigere Art der ist Cteniza sauvagesi. Da sind die Männchen aber deutlich langbeiniger. Diese Art ist in ganz Italien und auch auf Korsika verbreitet. Dann gibt es noch die große Gattung Nemesia. Kleinere Spinnen, die auf Sardinien mit mindestens 5 Arten und einer Unterart vertreten sind.

Das Männchen auf dem Bild ist höchstwahrscheinlich Amblyocarenum nuragicum aus der Familie der Cyrtaucheniidae. Die Art wurde erst 2014 beschrieben. Sie ist ein Endemit, das heißt, sie kommt nur auf Sardinien vor.

Du findest Informationen auf der Seite der Arachnologischen Gesellschaft. Ich hoffe, das hilft weiter."
 
@AdminTech : Das find ich ganz toll, dass Du deinen arachnophilen Freund wegen meines Spinnenfundes befragt hast! Leider ist das Tierchen bei dem starken Regen vorgestern in einem Gefäß ertrunken, aus dem es nicht mehr raus konnte.
Wie schon oben gesagt, kenn ich mich mit den Achtbeinern nicht wirklich aus - mir begegnen hier halt immer wieder die unterschiedlichsten Spinnen (wie auch anderes Getier), und ich versuche dann aus Neugier, mehr drüber rauszufinden. Aber auch meine Bibliothek und die online-Recherche liefern nicht immer zuverlässige Ergebnisse.
Immerhin konnte ich bislang von den "attraktiveren" Spinnen einige Wespenspinnen und verschiedenfarbige Springspinnen identifizieren und auch die Verrufenste von allen, eine Schwarze Witwe.
Auf jeden Fall nochmal danke für die Fachinfo, man lernt ja bekanntlich nie aus ...
 
Ich habe noch eine ergänzende Info vom Expertenfreund erhalten:

"vielleicht interessiert es auch, dass es eine Falltürspinne aus der Gattung Nemesia gibt, die einen kronkorkenförmigen Deckel baut. Die Art heißt Nemesia asterix und ist auf Sardinien endemisch. Das Finden der Deckel von Falltürspinnen ist ein wenig tricky, aber hat man das Schema erstmal drauf, klappt es ganz gut. Die Deckel sind mit dem Umgebungsmaterial versponnen."
 
IMG20220819083436.jpg
Diese Spinne in ihrem Netz war auf meinem Spazierweg heute morgen. Das Muster auf dem Körper schaut interessant aus. Was ist das für eine?
 
Webspinne, Argiope lobata (die hatten wir schon öfters zwischen den Tomatenpflanzen, und sie ist auch in meinem schlauen Buch drinnen). Habe bloß keinen deutschen Namen gefunden, sie ist mit den Wespenspinnen nahe verwandt. Kann man wegen der Körperform nicht verwechseln.
 
@peko
Jetzt haben mich Deine intensive Beschäftigung mit den Tieren und die Informationen und Fotos neugierig gemacht, was Sardinien als Spinnen-Zuhause auszeichnet.

Ich bin auf das Buch von Horst Stern "Leben am seidenen Faden. Die rätselvolle Welt der Spinnen" gestoßen, da die Inhaltsangabe u.a. lautet:

"Reiseziel Schwarze Witwe: Zum Spinnenfang nach Sardinien. Falldeckelspinnen-Suche auf Sardinien. Fangspezialisten. Vom Gift der Spinnen: Märchen und Tatsachen. Warnfarben und Tarnfarben. Die Umwelt der Spinnen. Sexualverhalten: Werbung und Kopulation. Netzbau. Brutfürsorge. Vom Sammeln und Halten der Spinnen."

Ich schätze, es ist bereits Bestandteil der von Dir genannten Bibliothek.

Ich habe nochmal nachgefragt, ob es für Sachunkundige empfehlenswert sei und die Antwort lautet:

"Das Buch wollte ich dir auch schon empfehlen. Es ist das Buch, durch das ich an die Arachnologie geraten bin. Horst Stern war ein Zoologiejournalist, der in den 70ern im Fernsehen eine Serie hatte. Meistens hießen die Folgen: Bemerkungen über ..... Die Folge "Das Leben am seidenen Faden" war ein Zweiteiler. Er hat sie zusammen mit dem Zoologen Ernst Kullmann gemacht. Faszinierende Aufnahmen aus dem Elektronenmikroskop und sehr informativ. Ich habe das Buch damals verschlungen.

Zu deiner ersten Frage, warum Sardinien für Arachnologen so interessant ist, ist zu sagen, dass Inseln isolierte Lebensräume sind mit einem mehr oder weniger großen Anteil an Endemiten. Sardinien verfügt über eine relativ große Naturnähe, die wir in Mitteleuropa kaum noch finden. Es ist eine alte Kulturlandschaft die durch Beweidung, hauptsächlich Schafhaltung entstanden ist. Die beiden Hauptlandschaftsformen, Macchie und Garrigue kennst du ja. Interessant ist auch die Insektenwelt dort."
 
Jungs und Mädels... hört mal auf damit, mein Fraule hat dermaßen Angst vor den Viechern.
Die will ja irgendwann gar nimmer nach Sardinien :p

Nee, Schbässle.... macht weiter so :)
 
Schau, ich habe das Glück, einen Großteil meiner Zeit auf Sardinien leben zu dürfen. Andere haben dieses Glück (noch?) nicht.
Und ich bin es - sicher auch beruflich vorbelastet - gewohnt, meine Umgebung mit offenen Augen und Ohren aufmerksam wahrzunehmen.
Somit ist es für mich eigentlich naheliegend, was mir auf Sardinien an schönen oder interessanten Dingen begegnet, mit denen zu teilen, die das Faible für Sardinien mit mir gemeinsam haben ...
 
Nachdem ich diesen thread als Spinnentread aufgemacht habe, und die netten Tierchen anscheinend so manchen außer mir interessieren - und selbst wenn's "nur" wegen des Grusel-/Gänsehauteffekts ist - hier noch ein paar Fotos von verschiedenen Spinnen, wie sie mir hier im Laufe der Zeit vor die Kameralinse geraten sind:

Wie ihr Artgenosse am Eingangsfoto eine Falltürspinne
20201008_122230.jpg

Wespenspinne
DSCN1524.JPG

Wespenspinne Bauchseite
DSCN1526.JPG

Webspinne, Argiope lobata (für die ich noch immer keinen deutschen Namen gefunden habe)
P7075167.JPG
 
... und noch ein paar Spinnen:

Apulische Tarantel
DSCN0218, Apulische Tarantel.JPG

Grüne Huschspinne (könnte auch die Thekla aus der "Biene Maja" sein)
DSCN0152.JPG

Gartenkreuzspinne
20201021_153854.jpg

Krabbenspinne
DSCN0247.JPG
 
Springspinne, gerade mal einen halben Zentimeter groß
P5165400.JPG

noch ein Wespenspinnenportrait
Wespenspinne1.JPG

und zu guter Letzt die einzige sardische Spinne, vor der man sich hüten sollte: die Schwarze Witwe. Nicht so zuverlässig tödlich wie ihre amerikanische Verwandte, aber unter widrigen Umständen könnte auch ihr Biss letal sein.
Schwarze Witwe.JPG
 
der tarantel und der witwe mag ich nicht so gern begegnen (z.b. aufm wc) und sonst mache ich auch lieber einen bogen um spinnen bzw. bringe sie raus, wenn sie im haus sind. aber schön sind sie ja schon auch irgendwie.

hab auch hier zuhause bzw im garten schon ein paar schöne exemplare fotografieren können - "viecher" zwischen faszination und "huch" :cool:
 
Die Wespenspinne hatten wir auch schon. Ist auch auffällig mit ihrer Zeichnung. Bei uns Faszination statt "Huch". In den Sommermonaten, dürfen sie aus dem Haus gerne mittels Kehrschaufel und Handfeger wieder in den Garten zurück. Im Winter dürfen sie es sich gerne im Keller gemütlich machen.
Vorgestern hat meine Frau einer Spinne die Nahrung entzogen. Aus einem Spinnennetz im Gartenstrauch hat sie einen fetten Hummel (Wildbiene) gerettet. Die dicken, gemütlichen Brummer gehören mit zu ihren Lieblingstieren. Ich meinte nur, sie hätte die "Nahrungskette" gestört.
 
@peko danke für die Bilder
, vor den fetten Tierchen da bekomme ich wirklich Schüttelfrost , leider habe ich Spinnenphobie und bis jetzt bin ich nur kleinen begegnet…aber gut zu wissen was mir auch bei der Gartenarbeit begegnen könnte , ich passe ja immer sehr gut auf.
 
da geht´s mir wie dir, Ellen. Das wird das Einzige sein, was mir an meiner neuen Heimat nicht so gut gefällt..
Eine Phobie hab ich nicht direkt, aber zu Nahe dürfen sie mir nicht kommen!
 
Gerade vor unserem Camper. Der Kontrast gegenüber dem Untergrund ist schlecht. Sieht aus, als ob sie ihre Brut transportiert. Gerade recherchiert, könnte eine Wolfspinne sein.

20221013_170300.jpg
 
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