Von Deutschland nach Decimomannu: die (un)mögliche Mission zur Rettung eines kleinen sardischen Mädchens

Jessica, die in Cagliari im Krankenhaus liegt, hat nur dank eines deutschen Medikaments überlebt.
Hunderte von Menschen werden einen Abend und eine ganze Nacht lang mobilisiert.
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Es ist viele Jahre her und seit jenem 22. Januar 1982 sind mittlerweile 42 Jahre vergangen und auch nur wenige erinnern sich noch an die Geschichte der 8-jährigen Jessica. Ein kleines Mädchen aus Cagliari, das ins Krankenhaus eingeliefert wurde und dessen Zustand sich innerhalb weniger Stunden so sehr verschlechterte, dass die Ärzte glaubten, sie habe höchstens nur noch 1 Tag zu leben. Doch einer der Ärzte erinnert sich plötzlich daran, in einer Zeitschrift von einem bestimmten 'neuen' deutschen Medikament gelesen zu haben, einem antiviralen Mittel, das sich noch im Versuchsstadium befindet und nichtsdestotrotz nur die einzige und nur noch allerletzte Hoffnung darstellt.

Der Arzt beschließt, die Militärbasis in Decimomannu um Hilfe zu bitten. Es ist Abend und nur der diensthabende Offizier ist da, kein Deutscher, aber der Soldat beschließt, das Kommando in Deutschland zu kontaktieren und anzurufen, um die Geschichte und die Dringlichkeit zu erklären. Von diesem Augenblick an wird eine Kette von Aktionen und Aktivitäten in Gang gesetzt, an denen Hunderte von Menschen beteiligt sind: Die Zentrale Heeresapotheke prüft ebenfalls den Standort und die Verfügbarkeit des Medikaments. Dieses gibt es in der Tat nur beim Hersteller, der seinen Sitz in München hat.

Die parallelel hierzu informierte deutsche Polizei in München holt den Firmenchef an diesem Abend dort mitten aus einer Theatervorstellung ab, um an dessen neue Medizin zu kommen. In einem fast unglaublichen Staffellauf wird diese dann auf einer abenteuerlichen Fahrt mit Blaulicht zum 130 KM von München entfernten Jagdgeschwader-Stützpunkt der Bundeswehr in Memmingen gebracht, über winterlich vereiste und verschneite Straßen.

Die Wetterbedingungen sind extrem schlecht, aber es findet sich ein freiwilliger Pilot, es ist Leutnant Jürgen Gundling.
Das Flugzeug der Lutwaffe - das den Namen Rescue One trägt - soll inmitten und trotz tausender Schwierigkeiten abheben. Die Landebahn ist ziemlich vereist, und man beschließt, sie in der Kürze der Zeit nur aufs Allernötigste wie gerade möglich zu räumen und um das verzweifelte Kunststück zu versuchen.
Und nicht nur das: Man bittet ebenfalls Österreich um eine Überflugerlaubnis, die angesichts der Notsituation ausnahmsweise erteilt wird. Es gilt einfach, ein kleines Leben zu retten und insofern gibt's auch da keine Einwendungen.

Gundling schafft es, Sardinien zu erreichen, ohne auch nur zu wissen, dass - aus Sicherheitsgründen - bereits mehrere Flughäfen auf der italienischen Halbinsel (Trapani, Sigonella, Grosseto, Grazzanise und Gioia del Colle) in Alarmbereitschaft versetzt wurden, falls eine Notlandung aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse notwendig würde.

In Decimomannu, wo mittlerweile mitten in der Nacht ein Fluglotse wieder den Betrieb aufgenommen hatte, findet der Pilot allerdings nur eine unbeleuchtete Landebahn vor. Der Regen der vorangegangenen Tage hatte die Beleuchtungen der Landebahn überflutet und so deren Defekt ausgelöst, so dass er nur mittels Radarnavigation landen konnte. Zusätzlich ist es dunkel und stockdüster, denn es ist mitten in der Nacht und die Sicht ist äußerst schlecht. Aber er schafft das Kunststück.

Die bereitstehenden Carabinieri rasen zum Flieger übernehmen vom Piloten das Medikament und bringen es auf allerschnellstem Wege in das Kinderkrankenhaus von Cagliari. Jessica wird hiermit behandelt und kann gerettet werden.

Eine unglaubliche Geschichte, an die man sich in deutschen Militärkreisen auch heute noch erinnert.
Und dieser Pilot war zumindest eine Nacht lang der ganz große Held, der den Mut hatte, eine Reise anzutreten, die nahezu unmöglich schien.

Quelle:

 
Zuletzt geändert:
Wow!
Das ist eine schöne Sache und ja, komischerweise klappt es, wenn die richtigen Menschen vor Ort sind!

Schön wär natürlich erfahren zu dürfen ob die Jessica noch Kontakt zu ihren Lebensretter hat?
 
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