Sardinien mit 23% der Schulabbrecher- Schlußlicht Italiens

Beppe

Sehr aktives Mitglied
Wie einer Mitteilung der italienischen Presseagentur ANSA zu entnehmen ist, nimmt Sardinien für 2018 mit 23% Schulabbrechern die Spitzenstellung unter Italiens Regionen ein.

'Erfreulich' hingegen die Zahlen aus Umbrien mit 'nur' 8,4 % und den Abruzzen mit 8.8 %.
 
Welche Maßnahmen könnten greifen? Die Schulpflicht von aktuell 16 auf 18 Jahre erhöhen oder auf 14 absenken? Erhöhen hat keinen Sinn, die Polizei ist ja jetzt schon überfordert, die Einhaltung der Schulpflicht zu erzwingen, was sie eigentlich müsste. Ein Vorteil der Reduzierung auf 14 wäre, dass die Kinder schon früh anfangen könnten, einen Beruf zu erlernen. Vielleicht hätten sie mehr Freude daran, als ziellos, wie sie meinen, die Schulbank zu drücken, um hinterher sowieso keine Arbeit zu finden, besonders in Südeuropa. Mit 16 geraten jugendendliche Arbeitslose eher auf die schiefe Bahn als 14jährige, die einen Beruf erlernen.
 
Um zu wissen welche Maßnahmen greifen könnten sollte man erst mal die Gründe dafür feststellen.
Jeder Fall Schulabbruch ist zwar ein einzelner Fall, aber es wird da ja öfter zutreffende Gründe geben.

Brechen die Schüler die Schule ab um etwas zu arbeiten oder um die Beine hochzulegen?
Ist es einfach eine Mentalitätssache?
Liegt es am Schulsystem? Ist das auf Sardinien anders als auf dem Festland?
Liegt es daran, das viele Eltern und/oder Schüler keine Vorteile in der Schulbildung und -abschlüssen sehen?
Brechen die Schüler die Schule mit oder gegen den Willen der Familie ab?

Alles Fragen, die wir zum Großteil nicht beantworten können, weil uns meist der Einblick in diese Familien fehlt.
 
Hallo @Georgie
Die oben von Beppe genannten Zahlen betreffen nicht Kinder bis 16, da kann ja nicht fast ein Viertel aller Schüler nicht mehr zum Unterricht erscheinen, es geht vielmehr um nachfolgende Schulstufen wie Berufsfachschulen, Gymnasien, Fachoberschulen oder wie diese immer heissen mögen in Italien . Als europäischer Druchschnitt werden übrigens 11 Prozent genannt.
LG, Maren
 
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@Maren das sehe ich anders.
Schulabbrecher über 16, die diverse weiterführenden Schulen bis einschließlich Studium verlassen, ist nicht dramatisch. Dramatisch ist die Zahl der Schulabbrecher unter 16 Jahren in Italien (so verstehe ich auch Beppes Statistik) die hohe Zahl der Schulpflichtverletzer, und es wird lückenhaft bis kaum kontrolliert, speziell in Süditalien wie auch in einem Artikel von 2018 "Schulabbrecher in Italien" Deutschlandfunk zu lesen ist.
(siehe Anhang, Screenshot). Dieser Artikel ist in der Tat erschütternd. Interessant, ihn komplett zu lesen.

Italien ist Schlusslicht in Sachen regelmäßigem Schulbesuch in Europa. Rund 17 Prozent aller Schüler, von der Grundschule bis zum Gymnasium, brechen die Schule ab bevor sie 16 Jahre alt sind. Diese Realität fügt dem Staat großen Schaden zu.“
Die Kinderschutzorganisation "Save the Children Italia" kämpft in vorderster Front gegen die Schulflucht.

Screenshot_20200118-173703.png
 
der Artikel von Beppe ist bestimmt der hier , da gehts nur um die 18-24 Jährigen :


Laut Georgies Screenshot ist die Situation also doppelt schlimm , da auch unter 16 Jährige abbrechen....

@Georgie , schnell die Batterie laden (2%) sonst "brichst du uns auch ab" ....:D
 
@Maren ,
Im Nachhinein mein Like für dich, dass du den Artikel, den Beppe meinte, offensichtlich im Netz gefunden, gelesen und mich korrigiert hast. Da in Beppes Beitrag ganz allgemein von Schulabbrechern die Rede war und der entsprechende Link nicht eingestellt war, war für mich nicht klar, dass sich die Statistik auf Studenten von 18 - 24 bezieht.

Nicht nur doppelt, sondern um ein Vielfaches schlimmer, dass schulpflichtige Kinder die Schule abbrechen und sie ohne den minimalen Schulabschluss in ihrer Zukunft so gut wie keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Das betrifft aber eher Kinder aus süditalienischen Großstädten, wie zu lesen ist.

Es gibt vielfältige Gründe für Studienabbrüche, Leistungsprobleme, finanzielle Probleme..... aber warum ist gerade Sardinien das Schlusslicht Italiens? Die Studenten, die abbrechen, verlieren wahrscheinlich zunehmend die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz in ihrer Heimat Sardinien und geben auf. So habe ich das schon von Abbrecherkandidaten hier gehört. Warum studieren, wenn ich hinterher sowieso als Hirte, Gelegenheitsarbeiter oder in der Brotfabrik lande. Auswandern ist für viele wegen ihrer starken Heimatverbundenheit keine Option.
 
Das Studium können sich auf Sardinien nur wenige leisten. Es ist in den Familien einfach kein Geld dafür da.
Zudem gibt es keine Ausbildungen wie zB bei uns im Deutschland mit dem dualen System von Schule und Arbeit. Meines Wissen arbeitet man eine Zeitlang in dem Beruf, den man ergattert hat und wenn man den lange genug ausüben kann, kann man eine Prüfung ablegen.
Es fließen ja EU-Gelder in Projekte zur Verminderung der Arbeitslosigkeit von jungen Leuten nach Sardinien, aber diese fördern dann günstige Kredite zum Beginn einer Selbständigkeit, die halt nicht jedem gelingt. Das Ausbildungssystem gehört reformiert, aber das ist ein weiter Weg.

Ich habe noch einen interessanten link zum italienischen Schulsystem gefunden

 
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Soweit ich informiert bin, arbeitet man in Sardinien als Praktikant unentgeltlich, bis man von “Gnaden“ des Arbeitgebers für “berufswürdig“ angesehen wird. Das bezieht sich z.b. auf den Beruf sowohl des Architekten als auch des Geometras, kenne nicht nur ein Beispiel, wo man für 4 Jahre praktika machen musste ohne Geld zu sehen. Ausnutzung von Arbeitspotenzial, nimmt auch bei uns in manchen Branchen zunehmend zu
 
Das Problem ist systemimmanent, weil nach der secunda ein Schulwechsel erfoderlich ist. In dieser Phase der Jugend (8 Jhrg.) ist es den Noch-Kindern unmöglich, weitreichende Entscheidungen selbständig zu treffen und den Eltern gelingt es vielfach nicht mehr, für sie zu entscheiden. Die deutsche Volksschule ging in der Waimarer Zeit nur bis zur 8. Klasse, danach kam die Lehre oder die Arbeit auf dem Hof. Der Grund für diese kurze Schulzeit war, dass man die Kids als Arbeitskräfte brauchte.
 
Es ist eine Schande und zugleich ein Armutszeugnis für das italienische Ausbildungssystem, daß sowohl das schulische als auch das Berufsausbildungserfolgsmodell des Trentino (welches sich am Erfolgmodell des Dualen Systems in Mittel- und Nordeuropas orientiert) nicht großflächig und regionalübergreifend auf sämtliche Regionen Italiens ausgedehnt wird.

Mit den dort herrschenden Ausbildungskriterien und -inhalten werden Berufsausbildungen vergleichbar und quantifizierbar. Zugleich würden sich die Chancen der Approbanten erhöhen, Arbeit auch landesweit & europaweit zu finden - ganz abgesehen davon, daß Leistungsanspruch und Leistungsvermögen sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber Sicherheit, Nachhaltigkeit und Transparenz bringen.

Der hierfür im italienischen Haushalt zur Verfügung gestellte 'Notcent' ist ganz weit entfernt von einer
ernsthaften Anstrengung zu einem Turnaround in Bildung, Erziehung und Wissenschaft.
 
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