Hallo Colono,

Spaß beim Lesen hat es mir keinen gemacht. In Sardinien scheint mir die Krise schlimm genug, da sich bereits (wenn man den örtlichen Zeitungen Glauben schenken kann) Geschäftsleute das Leben nehmen, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sehen. Das allerdings macht keinen Druck auf Politik und Wirtschaft. Was aber dann?

Ju
 
Da haste Recht, Ju. Das hab' ich auch schon gehört und finde es alles mehr als traurig. Die Mehrheit der Italiener ist ja auch gegen die Reformen, die Mario Monti derzeit versucht - im Sinne der EU - durchzusetzen.

LG - Barbara
 
Man darf natuerlich nicht vergessen, dass eine Krise nicht von heute auf morgen aufschlaegt. Jahrelange Misswirtschaft fuehren heute dazu, dass kaum mehr ein Ausweg zu finden ist - zumindest fuer viele Unternehmer, deren Steuerlast sie regelrecht erdrueckt. Ich selbst habe mich vor weniger als einem Jahr selbstaendig gemacht und waere ich heute nicht im sog. "regime dei minimi" - einer Foerderung fuer Jungunternehmen, dann haette ich eine Steuer- und Abgabenlast von ueber 60%. Da fragt man sich doch wirklich, ob sich das Arbeiten noch lohnt.

Anstatt weiter an der Steuerschraube zu drehen waere es wohl sinnvoll unnuetze Staatsausgaben Einhalt zu gebieten. Der ital. Staatsapparat hat mehr Parlamentarier, mehr Berater, mehr Staatswaegen, mehr oeffentliche Arbeitsplaetze als jeder andere innerhalb der EU. Den Buergern die Kaufkraft zu nehmen - das war noch nie so eine tolle Idee, die Konsequenzen zahlen wir heute.
 
pitti,

du hast völlig Recht. dieser Schlendrian: ich bezahle dich morgen, wenn mich der Nachbar bezahlt hat, jahrelange Misswirtschaft, in der praktisch jeder auf Kosten des anderen gelebt hat ( auch das gibt ein gewisses Gleichgewicht, da es allen so ergeht), kracht jetzt plötzlich zusammen, weil Equitalia mit eisernem Besen kehrt (oder zu kehren versucht), und wer grade mittendrin erwischt wird, hat ganz schlechte Karten. Er kann seine Steuern nicht bezahlen, da er ja seine Aussenstände nicht rein kriegt. Dazu kommt, dass mancher jahrelang weder Wasser noch Licht bezahlt hat. Es wurde ja nicht regelmässig verlangt, also auch nicht bezahlt. Viele dachten, das geht immer so weiter, und einige Leute denken heute noch: Wasser bezahlen? Wieso, Wasser ist doch frei und gehört uns allen.

Dass ein Gemeinwesen nur funktionieren kann, wenn jeder sich gleichermassen daran beteiligt, oder dass neue Wasserrohre oder Wasserzähler oder Stromzähler Kosten verursachen, geht in einige Köpfe nur sehr schwer rein.

Vielleicht entlastet die Umsetzung des Referendums die Staatskasse Sardiniens. Vielleicht. Schon jetzt schreit es aus den Ecken Zeter und Mordio aus den Mündern jener, die um ihren Posten bangen. Soweit ich weiss, ist erst einer der jetzt Überzähligen freiwillig zurückgetreten.
 
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