AJÒ - EJA - EHI - AJA - BOH - BEH - :Kurzkurs

Beppe

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AJÒ - EJA - EHI - AJA - BOH - BEH - (Kurzsardisch)

Warum sagen die Sarden "eja"?

Heute erschien in der Unione Sarda folgender Artikel:
https://www.unionesarda.it/multimedia/perche-i-sardi-dicono-eja-xy176uep

Warum sagen die Sarden "eja"? "Eja" oder "eia" bedeutet "ja".
Ein Wort, das dem kampidanischen Sardisch zu eigen sein soll, wie man daraus ableiten kann, dass man im Logudorese, Nuoro und Sassarese "Emmu o emmo" sagt, was aus dem lateinischen "Immo" stammt.

Das Wort "ja" (si) wiederum leitet sich vom lateinischen "sic est" ab, was "so ist es" bedeutet.
Auch das Wort "eja" könnte von dem lateinischen Adverb "etiam" abgeleitet sein, das "sicher, ohne Zweifel" bedeutet.

Einige Gelehrte sind jedoch anderer Meinung, da das Wort "eja" anderen Wörtern ähnelt, die in anderen Sprachen für "ja" stehen:
Korsika (iè)
Armenien (ayo)
Bretagne (yan)
Jiddisch (ya)
Nordeuropa (ja)

Dies lässt vermuten, dass es sich um ein sehr altes Wort indoeuropäischer Herkunft handelt, das auf irgendeine Weise nach Sardinien gelangt ist. Für den Philologen Max Leopold Wagner, den bedeutendsten Erforscher der sardischen Sprache zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gibt es so primitive Naturlaute wie "ei, eja", die überall entstehen können. Das Rätsel soll also bis heute nicht geklärt sein.

Soweit so gut: hierzu fiel mir ein:
Eja! Ajò! Kleine Worte mit großer Bedeutung - hierzu schrieb bereits vor Jahren: pecora nera:

Insofern hier ein Auszug von pecora-nera und ,daß das schwarze Schaf es Sardisch mag und versucht, die Sprache und die Menschen, die sie sprechen, zu verstehen. Hierbei hat es sich vor allen Dingen einige kleine (sardische) Worte mit je drei Buchstaben vorgenommen.

Sie sind eine Art Grundwortschatz der Sarden, nämlich: AJÒ! EJA! EHI! AJA , BOH und BEH.

Es klingt vielleicht komisch und „kurz angebunden“ – aber mit diesen Worten kommt man eigentlich überall und in jeder Lebenslage klar und durch ...und kann ziemlich viel ausdrücken.

Auch als deutscher „Fremdling“ kann man sie recht schnell verstehen und anwenden. Vorausgesetzt man erkennt den Kontext und hat die richtige Tonlage drauf. Kleine Worte, große Wirkung – sie können echte Türöffner sein.

Hier ein Kurzkurs in: spezial-sardischer Sprachkunde:

AJÒ!
„Ajò“ ist eines der gängigsten und gleichzeitig komplexesten Worte im Gespräch zwischen Sarden – und das, obwohl es so kurz ist. Im Prinzip heißt es soviel wie „andiamo“ (ital.), also „gehen wir“ oder "auf geht's" und wird in einer aufmunternden, motivierenden Tonlage gesprochen. Es bedeutet aber auch: „machen wir das“ und zuweilen auch „beeil dich“. Immer ist es eine Aufforderung, etwas gemeinsam zu tun oder dass einer dem anderen folgen möge.
Wie sich nachweisen läßt, ist dieses Wort bereits in der Hymne der Brigata Sassari enhalten.

EJA! - (dieses Wort gibt es in der nahezu gleichen Bedeutung übrigens auch auf Korsika!).
„Eja“ heißt soviel wie „Ja, sicher“. Es ist nicht nur ein schlichtes Ja, sondern eine echte Bestätigung.
Es wird hier und da in einem leicht vorwurfsvollen Ton gesprochen, im Sinne von „Ja sicher, wie kannst Du das fragen“ oder „Aber ja, ist doch selbstverständlich!“.
Manchmal tönt es aber auch fröhlich, im Sinne von „Ja, gerne, unbedingt!“ – zum Beispiel wenn man sich zu einer Wanderung in der schönen sardischen Natur oder zu einer abendlichen Pizza mit Freunden verabredet.

Gesten dürfen dabei nicht fehlen, meistens werden die Arme wie zu einer Umarmung ausgebreitet oder eine Hand klopft dem Gegenüber kurz auf die Schulter – ähnliches macht man übrigens auch bei „Ajò“.

EHI!
„Ehi“ ist kontextabhänig. Generell ist das Wort sowas wie der Aufreger der Sprache. Unser „Ey!“ ist zu profan und bourgeois, aber es geht grob in die Richtung. „Ehi“ wird meistens laut gesprochen und im Sinne von „Also, wirklich jetzt!“ ist auch hier ein leichter Vorwurf zu hören. Aber es kann auch verwundert klingen. „Ehi, ma non ci sono Sardi?!“ – „Was, hier gibt's es keine Sarden?!“.
Im Logudorese wird das Wort eher fröhlich gesprochen. „Ehi, ancu ti bida!“ bedeutet in etwa soviel wie: „Ich bin froh, Dich zu sehen!“ und gewinnt so eine ganz andere Bedeutung. Da kann man sich selbst unter Sarden mal missverstehen.
(Quelle: Ortografia sarda nazionale arsia gramatica della lingue Logudoure, Giovanni Spano, Link e-Book)

AJA …
Ist eine Äußerung des echten Schmerzes, entspricht aber nicht direkt unserem spontanen „Aua“, sondern ist überlegter,
tiefer empfunden, nachdenklicher, betrifft einen Seelenschmerz. So antwortet in tiefer, dunkler Tonlage vielleicht eine ältere Frau, die schon wirklich viel miterlebt hat, auf die Frage wie es ihr gehe, oder ob sie einen verstorbenen Angehörigen vermisse, selbst wenn dieser schon lang weg ist.

BOH.
Heißt soviel wie Basta. Kein wort mehr oder auch soviel wie ein ganz verwundertes Ach oder ungläubiges Erstaunen.

Und letztendlich noch:
BEH.
Kurz und knapp ausgesprochen ist es eine Bestätigung. Wenn jemand etwas richtiges sagt, dann antwortet man mit einem kurzen „Beh.“, wobei das „e“ eher ein ganz kurzes „ä“ ist. Damit meint man: „Stimmt“. Im Gegensatz zu „Eja“, siehe oben, ist diese Bestätigung aber deutlich formloser und spontaner. So in etwa wie: ein „Na klar“ oder das norddeutsche „Jo.“, im Sinne von „hab' verstanden“. Ein kurzes Kopfnicken unterstreicht das. Und auch nicht so ganz verbindlich.

Auch ein „Eh, beh!“ ist möglich, das heißt so viel wie: „Ist schon klar“ und darf im passenden Kontext durchaus leicht angenervt klingen. Oft wird auch abschließend gebraucht: „Eh, beeh!“. Was soviel heissen soll, wie : "Sag blooß!?" oder "Ist doch wohl (selbstverständlich) klar!" oder "Sehe ich genauso!". Eine mit "Eh, Beh" abschließende Antwort wird sinngemäß allein durch die unterschiedliche Intonation unterschieden und richig interpretiert (mal bestätigend, mal trotzig, mal widerwillig oder aber auch als ein: bestätigendes Jawoll/Genauso oder Kann/Könnte sein).

Überhaupt: Einfach mal alles ausprobieren und ein wenig länger in der nächsten sardischen Bar oder Restaurant hocken bleiben, mit Leuten am Nachbartisch oder mit dem Kellner ins Gespräch kommen und wo es passt, diese kommunikativen Worte auspacken. Dazu ein paar Brocken Italienisch und den Rest mit Englisch, Deutsch, Händen und Füßen auffüllen. Jedenfalls kommt man so den Sarden so nah wie sonst eigentlich nicht!

Probiert's aus! Es funktioniert! Versprochen!
 
Zuletzt geändert:
AJÒ!
„Ajò“ ist eines der gängigsten und gleichzeitig komplexesten Worte im Gespräch zwischen Sarden – und das, obwohl es so kurz ist. Im Prinzip heißt es soviel wie „andiamo“ (ital.), also „gehen wir“ oder "auf geht's" und wird in einer aufmunternden, motivierenden Tonlage gesprochen. Es bedeutet aber auch: „machen wir das“ und zuweilen auch „beeil dich“. Immer ist es eine Aufforderung, etwas gemeinsam zu tun oder dass einer dem anderen folgen möge.
Wie sich nachweisen läßt, ist dieses Wort bereits in der Hymne der Brigata Sassari enhalten.
Und ich fragte mich immer, warum so viele Urlauber aus Mannheim auf Sardinien sind ... ;)
 
Und ich fragte mich immer, warum so viele Urlauber aus Mannheim auf Sardinien sind ... ;)

@qwpoeriu, soviele Monnemer waren es dann doch nicht. In Monnem ist die Zustimmung ein gezogenes HAJOO :D

Das sardische BOH ist mir schon bei unserem ersten Urlaub aufgefallen. Hauptsächlich im Zusammenhang wenn bei Tisch nicht mehr nachgeschenkt oder nachgelegt werden sollte. Habe ich mir angeeignet. Verstehen alle :)
 
hm, und das MA ?
Also wir haben 'bo und ma' immer so als 'fraglich/weissnicht/möglich/kannsein' erlebt...Falsche Ohren bei uns?
 
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