Sardinien in den 60er und 70 er Jahren

Forumarchiv

(Beitrag aus dem alten Forum übernommen)
Autor: sardinista
Datum: 21.11.09 00:33


der Beitrag von Ju unter dem thread 'Sehnsucht nach Sardinien' bringt mich auf den Gedanken mal nachzufragen, wer hier im forum bereits in dieser Zeit und früher auf der Insel war und uns davon vielleicht erzählen kann. Da gingen die Uhren noch anders - in vielerlei Beziehung.
Mich interessieren sowohl die Lebensbedingungen der Sarden zu dieser Zeit als auch die Rolle der Deutschen, die in diesen Jahren mit 'Werbern'anreisten auf der Suche nach Arbeitskräften und den meist noch sehr jungen,reisewilligen Sarden dafür das Paradies auf Erden ( in Deutschland ) versprachen. Dass das vielfach alles andere als ein Paradies war, mußten die meisten leidvoll erfahren.
Ein anderes Thema ist die Sprache. Wann wurde italienisch Amtssprache?
Wie war das kulturelle Leben?
Vieles gibst aus dieser Zeit, das erzählt und aufgeschrieben werden sollte, auch und gerade in einem Reiseforum, denn wer Sardinien etwas kennt weiß, dass Sardinien weit mehr zu bieten hat als weiße Strände, an denen das wahre Sardinien ohnedies nicht zu finden ist


ANMERKUNG vom Admin:
Feuerpferd erstellte im Laufe dieses Threads ein PDF-Dokument, in dem zahlreiche der folgenden Berichte zusammengestellt und mit Fotos aufbereitet sind. Ich füge das PDF gleich am Anfang in diesen Beitrag nachträglich als Anhang ein.
 

Anhänge

  • Sardinien-in-den-60er-und-70er-Jahren.pdf
    922,5 KB · Aufrufe: 64
Autor: antonietta
Datum: 21.11.09 01:30


Hallo Sardinista,

ich könnte einiges erzählen von früheren Zeiten auf Sardegna, wie
meine Eltern u. Großeltern dort gelebt und geschuftet haben und wirklich
von Armut geprägt waren.


Aber sorry, es ist schon sehr spät u. ich muss jetzt schnell ins Bett,
muss morgen sehr früh raus...


Wenn ichs schaffe, melde ich mich morgen....

liebe Grüße
antonietta
 
Autor: P1
Datum: 21.11.09 06:41

Ja darüber würde ich hier auch sehr gerne lesen.
Auch über das, was zu der Zeit gegessen wurde, ich könnte mir denken es war eine Zeit in der vieles kärglicher war, aber auch ursprünglicher.
Sardinista und jetzt denk bitte nicht ich denke nur ans Essen, aber es läßt sich für mich nicht trennen. Essen ist ein Grundbedürfnis und es läßt sich viel daraus erkennen, auch über die Kreativität einen Volkes. Aus wenig etwas besonderes machen, sowas achte ich sehr.
Also ich hoffe in 2 Wochen hier viel lesen zu können, bis dann.

LG Hans
 
Autor: Myrthenthal
Datum: 21.11.09 08:52

Allen Sardinieninteressierten lege ich das Buch von
D.H.Lawrence " Das Meer und Sardinien" an‘s Herz.
Es beschreibt eine Reise vor fast 100 Jahren.
Besten Gruß,
Myrthenthal
 
Autor: Frank K.
Datum: 21.11.09 09:21

...bevor sich einige wieder in die "Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalitaet" einlullen ,
faellt mir zu jenen Jahren immer wieder der Satz meines italienischen Nachbarn ein (mittlerweise Oberst bei den Carabinieri , steht kurz vor der Befoerderung zum General) , der mir "beichtete" ,dass genau in diesen Jahren Sardinien die kriminellste Gegend Italiens war ( jeder Carabiniere hatte damals eine Heiden- Angst nach "bella Sardegna" versetzt zu werden ) , dann wurde es wieder Sizilien,heute ist es ueberwiegend der Grossraum Neapel, weite Teile Kalabriens, und Ballungszentren wie Mailand,Rom usw...

Aber wenn ihr's braucht ... schau'n wir mal

mfG F.
 
Autor: Frank K.
Datum: 21.11.09 09:44

...und Mythrental erwider ich ,dass es auch genuegend deutsche Schriftsteller gab wie Ernst Juenger (Der Sarazenenturm-1955, oder auch der Fotograf u. Schreiber ALEXANDER SANDER 1927) , dessen Original-Fotos bis zum 03.JANUAR in der Galleria d'arte comunale ausgestellt werden und eigentlich fuer jeden DEUTSCHEN Urlauber , der im schoenen HERBST in die Hauptstadt Sardiniens reist ein MUSS sein sollte.

http://www.crastulo.it/dettaglio_articolo.php?titolo=MOSTRA FOTOGRAFICA DI AUGUST SANDER

...sonnige Gruesse aus SUEDSARDINIEN,23°C, Frank.
 
Autor: Sophie
Datum: 21.11.09 10:00

Frank da stimme ich dir voll zu. in den 60iger und 70iger Jahren war
für nach Sardinien versetze Festlandscarbinieri eine Versetzung in die Hölle.
Sie wurden nicht akzeptiert, schlimmer noch, sie wurden gehaßt und deshalb war die Aufklärungsquote damals gleich null. Es waren wirklich die kriminellsten Jahre.
Aber auch ausländische Touris waren an einer Hand abzuzählen. Es war aber auch nicht so einfach auf die Insel zu kommen. Wir mußten von Genua aus nach Porto Torres, Auto wurde bei Tirrenia noch mit einem Netz auf's Schiff verladen, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen...

lg

Sophie
 
Autor: Jürgen
Datum: 21.11.09 12:00

Hallo,

aber auch das ist doch gerade das interessante, auch über solche Dinge zu erfahren, dass es eben wohl nicht oder nicht nur das romantische Sardinien war zu diesen Zeiten. Ich freue mich auf die Berichte.

LG
Jürgen
 
Autor: Georgie
Datum: 21.11.09 23:26

Ich lese gerade ein Buch von Heinrich von Maltzan "Reise auf der Insel Sardinien" ein Reisebericht von 1868. Eine kleine Leseprobe:

"O ihr naiven Touristen .... ihr liebt mehr euer Rom oder Neapel und die anderen fünf oder sechs Städte, die im Baedecker als unvermeidlich beschrieben werden. Ihr wollt lieber das zum tausendhundersten Mal sehen, was schon tausend Mal beschrieben worden ist, und solche Länder wie Sardinien liegen für euch außer der Welt .... Drum bleibt nur in Rom, ihr lieben Touristen, und verderbt mit solche Länder wie Sardinien nicht."

Eine Buchempfehlung für alle, die mehr über Sardinien und die Lebensweise der Sarden vor 150 Jahren wissen möchten.
 
Autor: P1
Datum: 22.11.09 05:41

Ist schon klar Leute, daß man das nicht mit dem verklärten Blick von heute sehen kann, will doch auch keiner. Aber wer von uns hätte sich denn zu der Zeit dahin getraut, um so schöner, daß es damals schon ein paar "Todesmutige" gab und die mögen hier berichten und das hat nix mit
"Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalitaet" zu tun. Ich möchte hier über Sardinien in den 60zigern und 70zigern lesen und zwar so wie das von dem Jenigen erlebt wurde. Von mir aus auch von einem Carabinieri wenn der dann Deutsch kann.
Liebe antonietta, laß Dich nicht beirren, glaub mir Dein Fanclub ist größer als Du denkst.

Hans
 
Autor: Michi
Datum: 22.11.09 13:05

Hallo

So rein vom Alter her, das die Schreibenden haben müssten heute, wird man wohl über die Sechzigerjahre hier nicht sehr viele Berichte zu lesen kriegen...

Wen die Zeit interessiert: In dieser Zeit wurde ausgesprochen viel aufgeschrieben und dokumentiert, nur natürlich kaum auf Deutsch. Etliches ist auch online auffindbar, zB diverse Statistiken (nun gut, was lässt sich nicht statistisch beweisen, aber spannend ist das allemal), sehr viel Filmmaterial, Zeitungsartikel, im weiteren gibt es diverse Bücher und Buchreihen, da kann man schon einiges ablesen draus. Und ja, vor Ort finden sich sowieso die besten "Quellen", nämlich Leute, die auf Sardinien gelebt haben und leben. Ich denke, ohne Sprachkenntnisse wird es schwierig (aber nicht unmöglich) sich ein einigermassen repräsentatives Bild machen zu können. So, das ist jetzt mein Wort zum heutigen Sonntag: Lernt die Sprache und redet mit den Leuten dort - man findet überall (auch am weissen Sandstrand!!!) Sardinnen und Sarden, die gerne erzählen. Und wer die Sprache nicht kann versucht es eben auf englsich. Womit ich absolut nicht ausdrücken will, dass ich irgendetwas einzuwenden hätte gegen die Idee, dass hier Leute schreiben, was sie auf Sardinien erlebt haen - im Gegenteil!!! Ich denke bloss, viel wird hier nicht zusammenkommen können aus den Sechzigerjahren (zwei Freundinnen von mir waren damals erstmals auf Sardinien, doch sie waren noch Kinder, die muss man also nicht fragen...). Nun, ich bin gespannt, was es hier zu lesen geben wird.

Hi Sardinista

Wegen der Amtssprache Italienisch auf Sardinen, ich denke im 18. Jahrhundert, bin mir aber nicht sicher, das weiss jedoch sicher jemand hier.

Betreffend der Werber, da findest du bestimmt in einer Uni-Bibliothek etwas dazu, ausser es hätte sich dabei um Einzelinitiativen gehandelt, was ich mir nicht vorstellen kann. Sicher hat keiner in Deutschland "das Paradies" gefunden oder in der Schweiz, wie mit den Einwanderern in den Sechzigerjahren umgesprungen wurde ist ja hinlänglich bekannt. Nur denke ich nicht, dass diese zur Emigration gezwungenen Menschen ein Paradies gesucht haben, sie haben ein Auskommen gesucht, weil sie mussten. Mir ist nicht bekannt, wieviele Sarden damals emigriert sind, in die Schweiz zB sind meines Wissens pirmär Festlanditaliener gekommen in den Sechziger- und Siebzigerjahren, gekannt habe ich vor allem Leute aus Apulien. Die Armut und der Zwang zur Emigration war also kein "sardisches Problem" sondern ein Problem Italiens (und anderer Länder wie zB Portugal). Mitunter hatte es an einzelnen Orten nördlich der Alpen sehr viele Leute aus derselben Region Italiens, was damit zu tun hat, dass der eine eben dem anderen nachgefolgt ist, wenn A im Grossraum Zürich war ist der aus dem selben Ort stammende B später auch in den Grossraum Zürich gegangen und nicht nach Düsseldorf, wo er keinen kannte.

Schon verrückt wenn man bedenkt, dass gleichzeitig aus Ländern nördlich der Alpen sich die ersten Karawanen Richtung Italien aufmachten für Ferien am Meer. Nun ja, viel anders ist es ja heute nicht. Die einen können es sich leisten, in eine Land in Urlaub zu fahren, die anderen müssen ebendieses Land auf der Suche nach Arbeit verlassen...

Liebe Grüsse, Michi
 
Autor: sardinista
Datum: 22.11.09 17:53

"So rein vom Alter her, das die Schreibenden haben müssten heute, wird man wohl über die Sechzigerjahre hier nicht sehr viele Berichte zu lesen kriegen..."

Ju's Beiträge haben mich zu dieser Anfrage gebracht und ich bin sicher, dass es hier einige 'Zeitzeugen 'gibt, die mitlesen und vielleicht kommt der eine oder die andere noch dazu ( es gibt zunehmend auch ältere Menschen, die sich im Internet bestens auskennen und viel zu sagen haben :) Außerdem gibts hier viele aus der 2. Generation, die auch ihre Familiengeschichte haben.
Danke für die div. Buchhinweise. Als leidenschaftliche Sammlerin aller antiquarischen Sardinienbücher kenne ich die natürlich. Mir gings es hier aber eher um persönliche Erfahrungen.

Die Werber waren keine Einzelinitiativen Michi. Die deutsche Arbeitsverwaltung hat damals gezielt Vermittler nach Sardinien ( natürlich auch nach Italien,Griechenland,Türkei ...) geschickt ,um Arbeitskräfte nach D zu holen . Ein sardischer Freund , der aus einem kleinen Dorf an der NO-Küste kommt, erzählte mir mal wie das ablief und mit welch Hoffnungen sich viele damals nach D aufmachten. Auch, wie brutal dann das reale Leben in D war.

@ frank - es geht keineswegs um Friede, Freude ,Eierkuchen - die Zeiten waren hart u. die Kriminalität hoch , das darf und soll auch gesagt werden, solange es sachlich bleibt ;-)

Die Sander Ausstellung in Cagliari fand ich persönlich etwas enttäuschend ( Beleuchtung ,Gesamtgestaltung ) trotzdem sehenswert. Sie wird anschließend in Köln zu sehen sein
 
Autor: bo
Datum: 22.11.09 17:54

Die Armut in S. früher u. heute können wir uns überhaupt nicht vorstellen.
In grauer Vorzeit wurden über 70-jährige über die Klippen in den Tod ge-
stossen. Nicht aus Bosheit sondern aus schierer Lebensnotwendikeit für
den Rest der Familie. Und es ist noch garnicht lange her, da gab es in
manchen Dörfern Frauen, die ins Haus geholt wurden, wenn ein alter Mensch mit dem Tode rang und es dauerte allzulange. Sie kam, ging ins
Krankenzimmer, und sagte beim Herauskommen der Familie: ihr habt einen
Todesfall im Haus. Und ging ihrer Wege. (hier kommt bewusst kein Kommentar von mir über unser Gesundheitssystem.)
Also Armut. Gabriela, die arman Leute, die auswandern mussten, schämten
sich natürlich u. redeten nicht darüber. Aus unserer Sicht, die wir alles in
der Öffentlichkeit auszubreiten gewohnt sind, kaum nachvollziehbar. Aber
sie hatten immer noch ihre Würde.
Die Hirten machten sich Feuerzeuge aus Ferula (die grosse Fenchelpflanze
die im Frühling so schöne gelbe Dolden schiebt). Ein 6 cm gr. Stück aus d.
dicksten Teil geschnitten, in der Mitte durchgeschnitten, das Mark innen
am Herdfeuer angezündet, mit einem Gummiband zusammengebunden,
reichte, in der Hosentasche transportiert, den ganzen Tag zum Zigaretten
anzünden.
Und heute? Meine Freundin unten wäscht ihre Wäsche zwar in der Ma-schine, aber Ohne Hitze. Der kostet Strom. Mal ehrlich: wer von uns
könnte n icht eine etwas erhöhte Stromrechnung mit links bezahlen?
Sie kann nicht.
Muss Schluss machen
 
Autor: bo
Datum: 23.11.09 00:44

Weiter gehts: Die Gastarbeiter kamen in Köln an 1961. ES WAR FÜR SIE
keine brutale Zeit, da z.B. viele Firman, wie Ford ihnen Häuser bauten. Sie schliefen in 2 - Bett Zimmern, verdienten für ihre Verhältnisse massig Geld
und konnten von Anfang an sparen. Das Hauptproblem bestand im Heim-
weh, der Kälte und der Orientierungslosigkeit. Die kathol. Kirche in Köln
spendierte einengrossen Raum 1mal die Woche u. wir Deutsche gründeten
einen Verein, den wir "Treffpunkt des Ausländers" nannten. Nicht sehr orginell, aber genau das war er. Nach ein bisschen Mundpropaganda ka
men viele: Einfache Arbeiter aus Südeuropa, Inder, Afrikaner, Praktikanten
von Radio Kabul, die Ein Praktikum bei der deutschen welle machten u. a. m. So eine buntgemischte Gruppe haben wir später nie mehr erlebt. Und da sie alle die gleichen Schwierigkeiten hatte, gab es kaum Reibereien
untereinander. Es gab Vorträge, jeder konnte von sich erzählen, Karten-
spiele, Ausflüge in die Umgebung, fröhliche Schmausereien, Tanzabende,
einfach alles, was wir jungen Deutschen nach einem Arbeitstag so anstell-
ten. Als Vorstand wurde jedes Jahr ein Deutscher, ein Afrikaner u. ein
Asiate gewählt. Und wir lernten alle voneinander. Nicht zu knapp. Unsere
Kinder urteilten sehr schnell weder nach Hautfarbe noch nach Figur, son-
dern nur, ob sie mit dem Typ gut spielen konnten. Nach ein paar Jahren
wollte keiner mehr den Vorsitz übernehmen u. wir lösten den Klub innerhalb
von 20 Min. friedlich auf.Der Zweck war erreicht. Jeder kam allein zurecht.
Zurück blieben viele Freundschaften, die teilweise bis heute bestehen.
Daher unsere Freundschaft mit (Nennen wir ihn der Einfachheit halber
P.) dem Sarden, der uns einlud zu sich nach Sardinien.

Entschuldigt den langen Schrieb, aber ihr wolltet ja wissen, wie es
früher war, diesmal von deutscher Seite aus. Bis morgen Ju
 
Autor: Evalein
Datum: 23.11.09 09:18

Die italienische Sprache fang in Sardinien sich zu finden ab 1847.
In der Zeit, die komplete zusammensetzung mit Piemonte, ergab dass die Dokumente und das ganze Burokratie, auf italienisch stattfind.
ABEr in der Zeit kann man noch nicht ueber italiensiche Sprache in Sardinien reden. Da gab auch keine generaelle sardische Sprache, aber viele verschiedene "Dialekte". Man redet in der Zeit immerhn ueber 90 % vom der bevolkerung, die nicht lesen und schreiben koennten.
Zu beachten dass bis zum 1861, ganz weniger waren die italienische Laender, wo die italiensiche Sprache, benutzt wurde. ( Amtlich die Offiziaele Sprache ab der Tag wo der Italiensiche Konigreich eingefuehrt wird) Bis dahin hatte jede Land seine Sprache. Die fuer viele JAhren immer noch die gesprochene Sprache geblieben ist. Nur das italienische Schul System, hat das nutzung vom italienisch in jede Land eingefuehrt, aber man muess nicht viel zurueck gehen.
Noch in die 60 Jahren war normal dass die Dialekte, die Dorf Sprache waren, und italienisch die Sprache vom Menschen mit Kultur.( was das immer bedeuten soll)
 
Autor: Georgie
Datum: 23.11.09 11:49

Hallo Bo,

deine Ausführungen bzgl. der Sitte in grauer Vorzeit, sich der Alten zu entledigen, kann ich so nicht stehen lassen. Das ist ein Gerücht, nicht bewiesen und sollte nicht als Wahrheit und Beweis der Armut hier herangezogen werden. Der Leser deines Beitrags kann sich vielleicht unter "grauer Vorzeit" wie du die Zeit nennst, in der das passiert sein soll, nichts Genaues vorstellen. Das soll eine Sitte im Altertum gewesen sein, die unbewiesen ist.

Ich halte es für irreführend, hier zum Thema "Sardinien in den 60iger und 70iger Jahren" solche Thesen zu bringen, die der Leser evtl. sogar mit dem Bild des heutigen Sardiniens verknüpfen könnte.

Ich zitiere Heinrich von Maltzan, dessen Buch ich schon weiter oben erwähnt habe:

„Ebenso falsch und geradezu verleumderisch müssen wir die Schilderung jener grausamen Handlungsweise erklären, welche einige frühere Reisende den Sardiniern gewiss nur angedichtet haben, dass sie nämlich das Leben der Greise zu verkürzen pflegten und zu solch grausamen Zwecke eigens hierzu bestimmte Weiber, die Accabadure (d.h. Beschleunigerinnen des Endes, vom Zeitwort accabare) unterhielten. La Marmora (Alberto Ferrero Conti di La Marmora (1789 – 1863) gilt als Pionier der wissenschaftlichen Erforschung Sardiniens.) erwähnt sogar eines anderen, womöglich noch verleumderischeren Gerüchts, welches er jedoch verdientermaßen Lügen straft – des Gerüchts, dass die Sardinier die alten arbeitsunfähigen Leute geradezu totzuschlagen pflegten. Jene Accabadure dagegen sollen nur beauftragt gewesen sein, den Greisen das Leben recht mühselig und sauer zu machen und so durch Untergrabung ihrer Gesundheit ein beschleunigtes Ende herbeizuführen.

Wenn wir den Schriftstellern des Altertums in dieser Beziehung Glauben schenken dürfen, so scheint es, dass allerdings ähnliche Grausamkeiten zu ihrer Zeit in einzelnen Ländern existierten. Da nun im Allgemeinen der sardinische Nationalcharakter ein sehr altertümliches Gepräge trägt, so konnte dieser möglicherweise einige Reisende irreführen und bewegen, den verleumderischen Gerüchten über das Fortbestehen des grausamsten antiken Sittenzugs Gehör zu geben. Aber der Tourist, der auf Altertümlichkeit in Sitten und Gebräuchen Jagd macht, findet in diesem Land genug des deutlich Nachweisbaren, selbst des Offenkundigen und braucht nicht seine Zuflucht zu dem weniger Beglaubigten zu nehmen.“

Gruß
Georgie

Nachricht bearbeitet (23.11.09 11:50)
 
Autor: bo
Datum: 23.11.09 13:22

Hallo Georgie,
Gut, lassen wir die Gerüchte beiseite, keiner von uns beiden ist dabeigewesen. Aber wenn selbst die Sarden es nicht in Zweifel ziehen.....

Salve Norax, he, da ist ja jemand, der auch einen Teil seiner Seele in S.
gelassen hat und offensichtlich aus meiner Generation ist. Bitte weiter-
erzählen!!! Die Gola haben wir nie geschafft, waren damals schon zu
klapprig. Nur sehnsüchtig runtergeguckt beim Vorbeifahren. Aber die Befestigung des Feldweges, die wir vor Jahren gebaut haben in Porto
Conte, damit man mit dem WoMo besser an den Strand fahren konnte
neben de römischen Ruinen gegenüber dem "Arche Noa", die hält heute
noch.
LG Ju
 
Autor: antonietta
Datum: 23.11.09 14:14

Hallo,

also, meine Erinnerung reicht bis etwa 1968 zurück. Bis Ende der 70er Jahre
wurde bei uns fast nur sardisch gesprochen, von alten und jungen Leuten. Auf der Straße, in den kleinen Geschäften, in der Metzgerei, auf der Post....der Schriftverkehr natürlich auf italienisch.
Jedenfalls bei uns in Teulada u. auch in den Nachbarorten wie Domus de Maria, Sant`Anna Arresi und Santa Margherita, wo wir auch Verwandte besuchten.
Meine Oma (Jahrgang 1895) war Analphabetin, wie viele andere in ihrem Alter. Sie konnte überhaupt kein italienisch, verstand nur ein paar Brocken, wenn sie Radio hörte. Sie saß dann ganz gebannt vorm Radio und hörte die Messe am Sonntag morgen. Ob sie alles verstanden hat ???

Später gingen die jungen Mütter dazu über, mit ihren Kindern nur noch ital. zu sprechen, sardisch lernten sie dann automatisch mit.
Und wenn ich mich heute mit jungen Leuten unterhalte, krieg ich mit, dass viele gar kein sardisch mehr sprechen und es auch nicht wollen.
Da krieg ich manchmal Angst, die sardische Sprache könnte aussterben.
Das wäre jammerschade !!

LG
antonietta
 
Autor: bo
Datum: 24.11.09 21:41

Hallo, alle miteinander,
Seit 2 Tagen kratze ich mir das Fett von den Stiefeln des Napfes in den
ich voll reingetreten bin. Ich hab was blödes gemacht, nämlich zu viel
gequasselt ohne mich vorher genau zu informieren. Erst 2 Std. nach mei-nem Beitrag und auch heute den ganzen Tag kam ich zum Kulturthread u. noch zu verschiedenen anderen u. sah dort alle die klugen
Beiträge der anderen, norax usw. Da brauche ich ja garnichts mehr zu sagen, sie können es alle viel besser. Ich kam mir vor, als hätte ich meinen Chef zum Essen eingeladen. Was ich damit sagen will: ich entschudige mich für den letzten Absatz bei euch, speziell den Satz mit
den 3 Ausrufezeichen. (Für sonst nichts). Da war einfach die Begeisterung
mit mir durchgegangen. Und etwas vorsichtiger zu reden hab ich mir auch
vorgenommen. D``accordo? LG Ju

Antonietta, es gibt nach einer längeren Durststrecke jetzt wieder Jugend-liche, die die alten Tänze lernen, Launedda spielen und gezielt sardisch
sprechen. Ganz bewusst.
 
Autor: sardinista
Datum: 24.11.09 23:23

Ciao Ju, du brauchst dich hier für garnichts entschuldigen - jeder und jede bringt sich hier auf eigenste Art ein und das ist gut so . Also, schreib weiter - du bist du - und von norax Erafhrungen würd ich auch gerne noch mehr hören - mit deiner Tour norax hast du nicht nur die Carabinieri beeindruckt ;-)

Ganz bewußt hatte ich mehrere Themen in den Raum gestellt in der Hoffnung,
dass das Spektrum der Antworten hierdurch erweitert wird

Mir ist sehr wohl bewußt , wie früh italienisch 'Amtssprache ' war und wie lange sich die sardische Sprache dennoch hielt. Als meine vom Kontinent stammende Freundin in den sechziger Jahren nach Bono als Lehrerin kam, verstanden die Kinder sie nicht - und umgekehrt. Umso wichtiger ist heute die Arbeit von Leuten wie Giuanne Masala, die einen sehr wesentlichen Beitrag dazu leisten, der sardischen Sprache ihren Stellenwert zu erhalten / wiederzugeben
 
Autor: Feuerpferd
Datum: 25.11.09 16:51

Ju,

lies noch mal ein bisschen weiter, dann wirst Du sehen, dass DU Dich hier wirklich für gar nichts entschuldigen musst. Da gibt es aber einige die weit vor Dir dran sind oder gewesen wären;-)

Sardinista,

das war eine tolle Idee diesen Thread aufzumachen. Es ist wirklich ein großes Vergnügen mitzulesen - beitragen kann ich ja leider nichts Fundiertes.

Grüße aus dem Ruhrgebiet,
Michaela
 
Autor: bo
Datum: 25.11.09 23:14

Tja, wie war das zw. 1960 u. 70?
fRAGT mich eine Bekannte in Borore: "Kommst du mit, ich muß eine Glühbirne kaufen". Ich: muß ich? Bin eigentlich arg müde. Antwort: "bitte
begleite mich jetzt, ich brauche die Birne so dringend und alleine kann ich
doch nicht über die Straße gehen." (Eine anständige Frau tat das eben
nicht.)

Krieg gegen die Car. vom Festland: Kann man nachlesen. Was ist davon
heute noch übrig? Ein sehr gespanntes Verhältnis zur Obrigkeit. Immer
wieder werden Granaten oder geladene Waffen rund um Nuoro in Mauern
oder Büschen gefunden. Ich hab einen Carab.-Bekannten in Nuoro und
manchmal, wenn ich von brennenden Autos dort höre, telefoniere ich u. frage, hat es sein Auto erwischt oder nicht. Bisher ging alles gut, aber er
würde sich sehr gerne versetzen lassen.

Man versucht bis heute, seine Streitigkeiten ohne Polizei zu regeln. Ein
Beispiel: Mein Gartennachbar kommt wutschnaubend zu mir u. klagt: der
verd. Ziegenhirte hat meinen Zaun aufgeschnitten u. seine Tiere bei mir
weiden lassen. Sein Garten sah dementsprechend aus. Meine Frage: was
machst du jetzt, Polizei rufen? Nein, nein, das regele ich selbst. Nach einigen Tagen kommt ein Schaufelbagger bei mir vorbei mit einem toten
Schwein vorne drauf, lädt es ab beim Nachbarn. Freunde sind sie nie
geworden, aber die Polizei blieb außen vor.

Seitdem, wenn wir Nachbarn uns terffen, ist die 1. Frage nach der
Begrüßung: wo sind die Ziegen heute?

@ Sardinista: danke für die Beantwortung meiner Fragen. Hat geholfen.
 
Autor: antonietta
Datum: 25.11.09 23:44

Wasserknappheit auf Sardinien

Die ganzen 70er Jahre war unser Haus dauervermietet. In den Ferien wohnten wir dann bei meiner Oma nur ein paar Meter weiter.
Da das Haus sehr hoch gelegen war, kam dort in den Sommermonaten tagsüber niemals Wasser an.
Also musste Oma jede Nacht um 2 - 3 Uhr aufstehen und sämtliche Eimer, Krüge u. sonstige Gefäße mit Leitungswasser füllen, damit wir Trinkwasser für den nächsten Tag hatten.
Das machten die Nachbarn natürlich auch, so dass es ein allnächtliches Geklapper gab in unsere Straße. Da das Wasser nur sehr spärlich aus
dem Hahn lief, dauerte das ganze mitunter 1 Stunde und mehr.
Es gab auch Nächte, da kam nix bei uns oben an.
Dann schickte Oma mich am Morgen runter ins Dorf, da gab es einen öffentlichen Wasserhahn mit eiskaltem Bergwasser u. ich holte ein paar Kanister hoch. So machten es auch die anderen, schlangestehen war angesagt.
Wenn es wirklich sehr knapp war, kam auch schon mal ein LKW die Straße hoch u. versorgte die Haushalte mit Wasser.

Nach und nach rüsteten die Leute sich dann mit einem großen Auffangbehälter (serbatoio) aus, in den nachts das Leitungswasser lief.
Meine Oma wollte das nicht, sie sagte sie wäre zu alt für so was.
Auch meine Eltern stellten sich so ein Teil hin, nachdem die Mieter ausgezogen waren u. sie für einige Jahre zurückgegangen sind.
Aber trinken kann man das Wasser nicht u. wenn wir jetzt runter
fahren, holen wir das Trinkwasser auch immer noch von besagtem Hahn (den gibt`s immer noch).
Natürlich gibt`s auch moderne Behälter (mir fällt grad das dt. Wort nicht ein) , aus denen das Wasser trinkbar ist.
Ich höre heut noch das nächtliche Geräusch aus dem Wasserhahn, wenn er aufgedreht wurde, dieses hohle blupp blupp, denn es dauerte eine Weile, bis Wasser kam.
Ja.... so war das damals bei uns in der Straße.
So, jetzt hab ich aber viel geschrieben...

Meine Oma hatte auch ein Plumpsklo....dazu gibt`s eine lustige Geschichte, aber das erzähl ich euch ein andernmal..

bis dahin buona notte
antonietta
 
Autor: bo
Datum: 26.11.09 15:21

Liebe Antonietta,
ich fasse es nicht: haben wir tatsächlich jahrelang von der selben Quelle
profitiert,n ur ein bisschen zeitversetzt. Wie oft haben wir an dem Wasserhahn
unsere Kanister aufgefüllt. Und das er heute noch läuft! Viele andere sind
im Laufe der Jahre abmontiert worden in den Dörfern.
Es gab auch noch eine Quelle rechts der Straße, die zum Porto T. führt,
die merkwürdigerweise gutes Süßwasser hergab, so nah a m Meer. Nur
mußte man sich zum Trinken hinknien, war etwas unbequem. Den Eingang
habe ich später nie mehr wiedergefunden.
Meinst du die blauen "Autoclave"-Behälter, die auf den Dächern u. in deh
Höfen stehen, damit sich das Wasser wieder sammelt, wenn es denn
wieder

läuft und man sich das nächtliche Aufstehen sparen kann ?

Ich hätte auch noch eine Geschichte, die im selben Bereich spielt. Bei uns
heißt sie: die Sache mit dem ertrunkenen Kaninchen, gehört aber eigentlich in die Rubrik "Womo u. Campen". Was soll ich tun?

Die Zeilenabstände krieg ich noch nicht so hin wie gewünscht. LG Ju
 
Autor: Feuerpferd
Datum: 26.11.09 22:41

Hallo Ju,

schreib einfach ohne Zeilenschaltung durch, es sei denn, Du möchtest einen deutlichen Absatz machen. Der Rest geht von alleine. Und wenn Du Dir nicht sicher bist, klickst Du vor dem Versenden unten auf "Vorschau" und kannst prüfen, wie es aussieht.

Gute Nacht,
Michaela
 
Autor: antonietta
Datum: 27.11.09 00:06

Hallo Ju,

das ist ja n Ding mit dem " gemeinsamen " Wasserhahn u. den gibt es tatsächlich noch !!
Die Quelle rechts auf dem Weg zum Hafen kenne ich auch, dort haben wir uns nach dem Strandbesuch das Salz aus dem Gesicht gewaschen. Da ging es rechts einen schmalen Weg rein u. dann noch ein Stück weiter. Bei meinem nächsten Besuch werde ich mal nachschauen...
Du hast recht, die anderen W-hähne wurden nach u. nach abmontiert.
Die blauen autoclave meine ich nicht, ich glaub die sind fürs Auffangen von Regenwasser (weiß aber nicht genau). Ich meine diese weiss-ummantelten eckigen Gefäße mit einer Pumpe untendran (so ein roter Ballon).

Also, meine Oma hatte ein Plumpsklo hinten im Hof in der Ecke.
Drumherum war ein Häuschen aus Brettern gebaut. Es war ein rechteckiger dunkler Steinklotz mit einem Loch oben drin, als Abdeckung diente ein Holzbrett. Es wimmelte da nur so von Fliegen, besonders im Sommer.

Mein Cousin brachte ihr eines Tages - es war so Mitte der 70er - ein richtiges Klo mit Brille und Deckel und montierte es neben dem Plumpsklo. Aber Oma, eigen wie sie war, weigerte sich dieses "Neue" zu benutzen und - was soll ich sagen - ich tat es ihr nach! Für mich war es völlig normal, in D. hatten wir ein modernes WC u. in Teulada gab es eben das Plumpsi.
Und sie hat das "Neue" bis zu ihrem Tod niemals benutzt...

Michaela, danke für den Tipp mit (ohne) Zeilenschaltung, geht echt viel besser....

tanti saluti
antonietta

Nachricht bearbeitet (27.11.09 00:09)
 
Autor: bo
Datum: 02.12.09 18:28

5 Tage war der Laptop krank, jetzt schnurrt er wieder, der Technik sei Dank.
Unsere 1. Erfahrung mit sard. Feuer geschah im Jahr der 1. Mondlandung, ch glaube, das war 1969. Unser Zelt stand in der Bucht "arboi" bei Teulada,zusammen mit anderen Zelten u. Wohnwagen. Womos gab es damals kaum. Sonntag mittag, vollgegessen, siesta gemacht, kein Mensch war draußen bei der Hitze. Dann der Schrei. "Feuer". Alle rausgerannt u. mit Erleichterung gesehen, daß das Feuer von uns weg den Berg rauf brannte. Hatte doch tatsächlich einer eine brennende Kippe aus dem Autofenster geworfen. Nur komisch, daß es an 3 Stellen zugleich begann. Bevor es nach T. wandern konnte, kam der Hubschrauber und löschte. Soweit war es für uns nur ein Abentheuer.
Abends drehte der Wind, und ein Funke flog über die Straße Richtung Strand. Alles an restlicher Vegetation ging in Flammen auf. Ich versuchte mit Eimern voller Löschwasser (aus d. Meer) das Zelt naß zu machen, eine Illusion bei einem fast neuen Zeltstoff. Einige Wohnwagen wurden einfachins Meer geschoben, wenn auch nur wenige Meter. Schäden an Menschen u. Material gab es keine, aber die Teile wieder aus d. Wasser zu ziehen am Abend war Schwerstarbeit. In der Nacht stand ich jede Std auf u. zählte die noch glimmenden Brandherde, die sich in die Bäume gefressen hatten. 1 2 3 4 5 6 7. War alles wie vorher, schlief ich weiter. Am Morgen löschte ich dann die Glutnester mit Meerwasser. Oliven sind hart im Nehmen, die paar Löcher stören sie nicht groß im Wachstum. Auf dem Weg sah ich dann die großen gerösteten Heuschrecken u. mir kam in den Sinn: gibt es nicht eine Geschichte von Eremiten, die sich in der Wüste davon ernährte? Ich hätte es fast auch ausprobiert, denn sie sahen sehr appetitlich aus. Nur der Gedanke an das kratzende Chitin im Hals hielt mich davon ab.
In diesem Jahr habe ich nicht wie sonst b. d. Abfahrt in Olbia in mich reingedacht: Danke Land, du warst freundlich zu mir.
In den Jahren danach haben wir dort nur noch Kaffepausen eingelegt. Da stand schon eins v. diesen Riesenschildern, auf denen alles durchgestrichen, also verboten war. Und letzthin haben sie mit einer Leitplanke den Zugang z. Strand verschlossen. Dem Strand tut es gut, die Büsche wachsen wieder, nur wir fahren halt dran vorbei.
 
Autor: bo
Datum: 03.12.09 20:33

Liebe Antonietta,
Hast du nicht noch was zu erzählen? Du hast doch die längeren Erinnerungen. Meine sind nur Momentaufnahmen. LG Ju
 
Autor: monalisa
Datum: 04.12.09 11:08

hallo an euch

also meine familie und ich, wir haben die insel 1970 zum erstenmal betreten. im mai - wir haben sie blühend und duftend erlebt.
ein lieber freund hatte sich im norden einen großen bauplatz gekauft und suchte nun aus seinem freundeskreis leute, die ebenfalls investieren wollten, damit er um sich wirklich nur freunde scharen konnte.
und was soll ich euch sagen, wir haben auf anhieb zugeschlagen. der grundstückspreis betrug nur einen bruchteil der heutigen preise.
ein jahr später wurde dann geplant, abgesteckt, mit dem bau begonnen.
die genehmigung war schon da. fliessen aussuchen, terassenplatten
auswählen und und und.
im jahr darauf, wir konnten immer nur einmal im jahr in den sommerferien
kommen, stand der rohbau, aber von den ausgesuchten fliessen und
platten keine spur, alles war ganz anders, aber trotzdem schön.
um uns herum entstanden die häuser der freunde, alles gleichzeitig.
wieder ein jahr später konnten wir einziehen. beim ersten einschalten
der elektrik fauchte schwarzer rauch aus sämtlichen dosen. also
kurzschluss gesucht, d.h. alle drähte raus - da war nicht mal ein nullleiter
verlegt. wir brachten daraufhin im kommenden jahr einen elektriker aus
d mit, der neu installierte - so hatten wir auch das problem mit den
adaptern vom hals und fühlten uns sicher.
der strom fiel seinerzeit fast täglich oder besser jede nacht aus, am
morgen lief das wasser aus dem kühlschrank und was im gefrierfach lag
war aufgetaut, übrigens natürlich auch in den eisdielen, eis zu essen
war gefährlich.
das wasser war regelmäßig am nachmittag für stunden weg. da lernten
wir unsere badewanne schätzen, die übrigens auch nicht in der planung
war, sondern eine dusche. wir füllten sie auf und benutzen den inhalt
zum kloospülen, mittels eimer.
geduscht wurde, wenn wir vom meer kamen, mit 3 x 1,5 l wasserflaschen
pro person. die erste zum vorspülen, dann kam ganz wenig duschgel
ins haar, die 2. wurde zum haarspülen und die 3. war der klarspüler
für den korper.
wir hatten auch warmwasser aus dem boiler im bad, der auch die küche
versorgte. bis da warmes wasser zum spülen ankam, flossen erst mal
1o liter kaltes aus dem hahn. das fing ich selbsverständlich auf, goß es
in die wanne. später wurde dann eine zisterne angeschafft.
wir hatten regen kontakt zu einheimischen fischern, die zu uns kamen,
ihren fang anboten und oft sogar für uns kochten. sie brachten auch
gemüse und früchte aus ihren ernten mit. sich zu revanchieren war ganz
schön schwierig, sie wollten kein geld nehmen. wir konnten sie mit kleineren
arbeiten ködern für die wir sie dann gut bezahlten, oder brachten ihnen
etwas mit, einmal ein moped z.b. - oder weißbier.
wenn mir wieder etwas einfällt und ihr es wissen wollt, schreib ich mal
weiter.

lg. monalisa



Nachricht bearbeitet (04.12.09 11:13)
 
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