Nun ja,
das haengt doch nun auch wirklich vom persoenlichen Anschauungsbild gegenueber Orgosolo ab. Ich selbst habe mich in keinster Weise im Ort unsicher oder aehnliches gefuehlt oder je die Presse sonderlich beachtet. Ein solches Statement, Erlkaerung, Offenlegung, Vergleich gegenueber der Welt,!? Nun ja wenn die Jugend meint das dies nötig ist, weil durch die Presse ein falsches Bild geschuerrt wird, hatt sie das Recht dies zu offenbaren. Fuer mich nicht noetig und fuer den aufgeschlossenen und freidenkenden wohl auch nicht. Warscheinlich gibt es aber auch auf Sardinien sehr viele BILD Leser, derren Hirn Journalgeschaedigt ist und die Glauben das RTL, Rai 1,2,3,4,5,6,7,8 die wahre Welt ist.
Ps.
Was machen denn nun die Duesseldorfer Kids, wo das doch nun die gefaehrlichste Stadt Deutschlands ist?

Gewichtet was gewichtet gehoert, aber bitte mit Verstand.
 
@stammi bene: Meiner Erfahrung nach ist ein Problem vieler deutscher Kids ihre absolute Gleichgültigkeit, gepaart mit einer latenten Kommunikationsinkompetenz.Ich traue vielen deutschen Kids - leider - nicht zu, einen solchen Brief zu verfassen (Ey alter, Brief? Gibt's da denn keine App für? Is ja voll uncool!)

Hut ab vor den Orgosolesen, auf das es ihnen was bringen wird.

Ciao,Thorsten
 
Danke für die Übersetzung Anobius. Wo hast Du denn diesen Text gefunden? Kannst Du mir dafür evtl. einen Link zukommen lassen?

Danke und LG

Renate
 
Ich habe bei meinem Aufenthalt auf Sardinien vor Kurzem des öfteren gehört, dass Sardinien durch die jetzige Situation der Perspektivlosigkeit besonders der arbeitslosen Jugend jederzeit in eine gefährliche Lage rutschen kann, dass es Befürchtungen gibt, dass die Jugend nicht immer stillhalten wird. Das zum Thema "Pulverfass".

Warum baut man keine Wirtschaftsbetriebe in Südeuropa auf? Wenn man z.B. mit Bangladesh Handel treiben und dort nähen lassen kann, warum soll das nicht mit Südeuropa gehen? Natürlich nicht zu diesen Billiglöhnen, an denen wir alle mitschuldig sind.
 
Hallo Georgie,

in einer Welt sozialer Ungleichheit - und Orgosolo ist ein Tüpfelchen davon - wäre es doch gut, wenn die Menschen nicht mehr stillhalten würden. Aber bis auf vereinzelte Strohfeuer, zuletzt sogar in Schweden, ist davon nichts zu spüren.

In einem Vortrag über "Armut in Deutschland" an einer Uni in Rumänien (die Studierenden haben den Titel zunächst natürlich nicht verstanden) hatte ich mal ein wichtiges Ergebnis der berühmten Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit“ von Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel (1933) referiert. Die Arbeitersiedlung Marienthal lag in der Nähe Wiens. Am Beispiel der von der niedergegangenen Textilindustrie geprägten Kleinstadt wies die Forschungsgruppe in ihrer Felduntersuchung erstmalig in dieser Präzision die komplexen sozialen und psychischen Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit im Lebensalltag der Menschennach und kam zu dem Schluss, dass der Verlust des Arbeitsplatzes, anders als von vielen linken Theoretikern der frühen 1930er Jahre erwartet, nicht zu politischem Widerstand, sondern vielmehr zu Apathie, Resignation und Hoffnungslosigkeit führt.


Und das gefällt mir an dem Aufruf der jungen Menschen aus Orgosolo: Kein Selbstmitleid, wie es (nicht nur) hier so weit verbreitet ist.

Günther
 
Anobius,

auch von mir herzlichen Dank für das Dokument. Ich habe es gerade an meine dt.-sardische Nichte in D. weitergeleitet, sie ist unter sard. jungen Leuten im Umfeld der sard. Vereine aktiv u. kann es dort publik machen. Da wächst nämlich eine Generation heran (bzw. ist es schon), die sehr interessiert ist an dem, was politisch-kulturell auf Sardinien passiert, also nicht nur Folklore. C. (das ist die Nichte) kann übrigens perfekt Sardisch.
Unser Sohn bekommt es auch noch, er ist ja auch ein "bimbo misto" (wie schön, dass das im Ital. keinen rassistischen Beigeschmack hat). Aber dazu könnte ich auch "Des Teufels General" von C.Z. zitieren.

"Kommt gut über den Winter" (Spruch aus Griechenland, den mir Leute aus Samos schon im September mit auf den Weg gaben),

Günther
 
Sagen wir es doch auch einmal so,
wer den Arsch hoch kriegt, kann auch etwas werden, allen Vorurteilen zum Trotz.
Kinder aller Nationen fasst euer Leben jetzt an und sitzt es nicht aus.
 
Hallo anobius,
der "Offene Brief junger Orgolesen" hat mich beeindruckt! DANKE für die Übersetzung.
Als ich es gelesen habe, musste ich an einen 9-jährigen Jungen denken, den ich dieses Jahr in Orgosolo kennengelernt habe, ein fröhlicher, naturbegeisterter Junge der so glücklich war, wie Kinder in dem Alter eben sind...
und ich habe die Hoffnung, dass in paar Jahren, bevor er 17-18 Jahre alt wird, die Journalisten auch so weit sind, wie die jungen Orgolesen, die diesen Brief formuliert und unterschrieben haben... (Liebe Journalisten....So wie es aussieht, sind wir momentan weiter als Ihr...)
 
Diesen "offen Brief" sollten als allererstes mal ernsthaft die Eltern und Grosseltern der unterschriebenen jungen Orgolesen lesen , dann nochmal lesen und nochmal lesen und am besten noch ein paar direkte Fragen danach sich anhören lassen und endlich antworten.... , angefangen mit wieso , warum , weshalb , wusstet oder besser wisst ihr wirklich nichts was da in den 60/70er Jahren geschah oder heutzutage?Aber solange keine Antworten aus den "eigenen Kreisen" kommen ........Aber Aufarbeitungsversuche der eigenen Vergangenheit können eventuell helfen Dinge zu ändern ....die Hoffnung stirbt als letztes....
 
Ich finde es sehr schade, dass hier wieder jemand meint, was die VerfasserInnen u. UnterzeichnerInnen des Offenen Briefes tun oder lassen sollten. Belehrungen der Eltern u. Großeltern, das ist doch typisch (...), aber doch nicht zukunftsorientiert! F., Du wohnst doch in CA, was verstehst Du von Orgosolo??
 
Wow... klasse Bild, wenn die "Bildunterschrift" dazu Tat-Sächliches behaupten kann.

@Su Corvu.... wie so oft - der gewerkschaftliche Ansatz ist nicht immer der Richtige (siehe Thatcherism) und ein wenig Entspannung würde Dir guttun.
 
@CKone,
danke für Deine Belehrung, nur verstehe ich sie nicht recht. Was Thatcherismus mit Gewerkschaft zu tun hat, verstehe ich auch nicht, u. auch nicht, ob warum ich mich entspannen sollte ... was soll das, das ist doch meine Angelegenheit. Und wo liest Du bei meinen Anmerkungen hier überhaupt einen "gewerkschaftlichen Ansatz" heraus, ich habe oben aus einem Handbuchartikel von mir über "Armut" zitiert. Ich kann Dir aber auch den kompletten Artikel schicken, wenn Du den dann mehrfach gelesen hast (methodischer Ratschlag von Frank), hast Du vielleicht mehr verstanden;) In meinen Zeilen ging es um Perspektivlosigkeit und Apathie, u. darum ging es doch u.a. auch in Beiträgen über Orgosolo! Und das deckt sich mit den sozialwissenschaftlichen Forschungsergebnissen seit über 80 Jahren. Sicherlich haben die ehemalige Arbeitersiedlung Marienthal bei Wien und das Bergdorf Orgosolo kaum etwas gemein, in diesem "Punkt" aber ja.

(Wenn genug Zeit war, diese Zeilen hier zu lesen, lösche ich sie wieder)
 
Es gab übrigens schon einmal einen praktischen Versuch, die Lebenslage der Menschen, insbesondere der Jugendlichen, in dieser Region der Barbagia zu verbessern. 1953 gründeten Camaldoleser-Pater in Galanoli (ein ganz kleiner Ort zwischen Orgosolo und Mamoiada) eine Agrarschule (als Internat), um Jugendlichen eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Nach und nach entwickelten sich daraus verschiedene Projekte, die einen Beitrag zur Innovation der Landwirtschaft in der Gegend leisten sollten.

Galanoli existiert heute noch, ist immer noch im Besitz des Ordens u. wird von der Diözese Nuoro verwaltet. Die Schule gibt es nicht mehr, Galanoli ist jetzt das "Spirituelle Zentrum Antonia Mesina" (www.galanoli.it). Man kann dort auch übernachten und die regionale Küche genießen, auch der Wein ist gut, nur etwas kratzig ;)

Wir haben vor Jahren in Galanoli ein kleines internationales Seminar veranstaltet und insbesondere Projekte der Jugendarbeit in den umliegenden Dörfern studiert. Leider sind daraus keine weiterführenden Forschungsprojekte entstanden, obwohl einige meiner damaligen Studierenden an der Uni Sassari aus der Barbagia stammten.
 
Ein sehr nahegehender Brief....
Mein Respekt den Verfassern, denen ich von Herzen wünsche, dass sie die Resonanz erhalten, die sie brauchen, um weiterzumachen.

anobius, dir vielen Dank für die Übersetzung und Anmerkungen !
 
Nach den neusten Nachrichten kann man den Brief getrost erst mal knicken , lochen und abheften .....und abwarten was die Verhaftungen vom Superbandit&Co. aus Orgosolo ans Tageslicht bringen.
 
Was ist jetzt so schlimm daran, dass Frank sich wünscht, dass (alle) Eltern und Großeltern die Fragen der Kinder und Enkel ehrlich beantworten und damit dann evtl. im Nachhinein auch das eigene Handeln kritisch beäugen? So habe ich seinen Beitrag jedenfalls verstanden.

Viele Grüße an alle (Kinder, Eltern und Großeltern)
Michaela
 
Befinden wir uns hier in der Inquisition?
Lege doch diesen Maßstab mal an die Familien im Nachkriegsdeutschland an. Mit den ganzen Nazis u. deren Mitläufern.
Wir haben in diesem Forum doch nicht zu bestimmen, ob die Nachfahren in Orgosolo usw. diese oder jene Fragen zu stellen haben.
 
Bestimmen? Inquisition? Natürlich habe ich meinen Großeltern auch Fragen gestellt, nach dem "Warum haben die Leute da mitgemacht?" und "Hat das wirklich keiner gewußt?" usw. Aber das tut ja hier auch nichts zur Sache. Ich habe Franks Beitrag jedenfalls nicht als Provokation aufgefasst, aber vielleicht habe ich ja auch einfach die Matrix nicht durchschaut.....

Gruß,
Michaela
 
War ja klar diese Kommentare.Kein Problem, ihr seid ja schon immer die besten , schönsten und schlausten hier gewesen , Anobius und vorallem SU Corvo.
Danke Dir liebe Michaela , hast wieder mal einen gut bei mir. So habe ich es auch ungefähr gemeint , aber ...lassen wirs.

Wieso rennen die Unterzeichneten nicht demjenigen die Tür ein , der IHN als Reiter in der Prozession hat mitreiten lassen ??? Wer hat daran (mit) verdient an Prestige oder sonst wie IHN als "bunte Kuh" und dann noch auf einer religiösen Veranstaltungen zu präsentieren ,wo war der Dorfpfarrer ???... ach ja sorry der Liebe Gott vergibt ja alles ??? Es gibt ja sonst keine anderen guten Reiter in Sardinien , ....Leute das schreit zum Himmel..
Wo sind DIEJENIGEN, die angeblich gesehen haben , dass er Illegal Geld gemacht hat ??? In München , Paris oder London , oder vielleicht in Orgosolo, Tür raus und einfach die Strasse entlang gehen und sich umhören/rumfragen ...die Sarden sind bekannt dafür dass sie nichts vergessen....glaubt mir die Antworten liegen nicht bei den Lesern des sicherlich ehrlich gemeinten offenen Briefes , die Antworten liegen nebenan im Nachbarhaus eines jeden Unterzeichneten oder wenn da nicht dann 2 oder 3,4,5 Hausnummern weiter und wenn da nicht im Nachbarort.....aber der Sarde redet darüber nicht , so es wird immer bleiben und von aussen kann da keiner helfen weil er nie verstehen wird.

.....Trotzdem die besten Wünsche denen , die nichts mit den Geschichten des Ortes oder der Gegend zu tun haben....ich kenne einige der Gegend (z.B aus Gavoi) , die auch Ausflüge fahren , ICH habe denen jene unangenehmen Fragen gestellt , sonst verdienen sie nicht mein Vertrauen oder meine Freundschaft....
Gruss Frank.
 
Ich erlaube mir anobius zu zitieren:
"fände ich es sehr schön, wenn es hier nicht zu dem üblichen Schlagabtausch käme"

JA, ich fände es auch schön und vor allem RESPEKTVOLL den jungen Orgolesen gegenüber...

friedliche Grüße an alle Streithähne,
Barbara
 
Ich möchte nicht respektlos gegenüber den jungen Orgolesen erscheinen, aber trotzdem muss es erlaubt sein, was dazu zu schreiben.


Ich bin der Meinung, dass Frank absolut Recht hat. Die Sarden reden nicht, sie schweigen, und das ist nicht nur in Orgosolo so. Sich des Schweigens der Menschen sicher zu sein, ist der beste Nährboden für kriminelle Energien, denn es gibt nie Zeugen, die auch aussagen. Wenn man dieses Schweigen nicht bricht, kann sich nichts ändern, und leider bin ich wie Frank der Meinung, dass es so bleiben wird, für immer hoffentlich nicht. Es muss eine Veränderung geben, indem das Schweigen gebrochen wird, da reicht es nicht, einen offenen Brief zu schreiben, der sicherlich ein Anfang sein könnte. Wer die sardische Realität kennt, weiß dass es für einen einzelnen so gut wie unmöglich ist, das Schweigen zu brechen, das hat nichts mit Feigheit oder sonstwas zu tun. Wenn aber über hundert junge Orgolesen unterschrieben haben, könnten sie in ihrer Vielzahl nicht auch stark genug sein, gemeinsam das Schweigen zu brechen und sich gegen diese kriminellen Kräfte zu wehren?

Ich möchte eine kleine Begebenheit erzählen. Wir waren auf Streifzug in den Bergen in der Nähe von Su Gorroppu. Wir wurden von einem freundlichen, älteren Sarden zu Vino und Acquavite eingeladen. Beides floss reichlich. Es waren wunderbare Stunden in der herrlichen Landschaft mit Gesprächen über Gott und die Welt, Sardinien und die sardische Seele. Irgendwann sagte er sinngemäß „Wenn ihr jetzt weg seid und es kommt jemand vorbei, der fragt, ob ich zwei deutsche Wanderer gesehen hätte, werde ich antworten „NEIN, hier ist niemand vorbei gekommen, ich habe niemanden gesehen. Es ist immer gut, nichts gehört und nichts gesehen zu haben.“

LG
Georgie
 
@feuerpferd: Nix ist daran negativ! Ganz im Gegenteil: Das sollten viele andere - nicht nur die Orgolesen - nicht nur die Sarden - nicht nur die Italiener - auch mal machen...
Und ich hab den Beitrag genauso verstanden.
 
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