Olivenernte 2013
Sandokan
Sehr aktives Mitglied
Hallo Sardiniengemeinde,
zunächst einmal vielen Dank an all diejenigen, die sich bei mir in diesem Jahr zur Olivenernte gemeldet haben und denen ich für dieses Jahr absagen musste - zum Trost für mich und Euch sei gesagt, daß 2014 wieder gemeinsam geerntet werden wird.
Ich möchte mich aber auch bei all' denjenigen Forianern entschuldigen die ich gerne anlässlich Beppe's Kreuzfahrt gerne gesehen und kennengelernt hätte - aber es ging einfach nicht.
Was ist passiert ?
Nun, eigentlich ist das Jahr 2013 trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Sardiniens für mich ein gutes Jahr gewesen. Ich arbeite ja seit 2008 sehr konstant an meinem Projekt der "destagionalizzazione", also der "Entsaisonalisierung" meiner Gegend in der ich lebe. Es macht mir einfach eine große Freude Dinge zu entwickeln, die außerhalb gewöhnlicher Pfade liegen. Und 2014 gehen eben drei unabhängige und völlig neue Tourismuskonzepte an den Start, über die ich mich jetzt schon sehr freue. Die Krise hat auch dazu geführt, daß Menschen ihre Positionen überdenken, ihre Gegend besser zu pflegen, ihre Häuser zu erneuern und die Preise auf europäisches Mittelmaß zu senken und sehr kreativ an dem Servicekonzept zu arbeiten. Alles in allem für mich eine sehr gute Entwicklung und dank "Trip Advisor" und Internet verbessert sich doch vieles sehr und ich ziehe eine positive Bilanz für mich.
Der Ärger begann ganz unvermutet im November 2012, als die neu gewählte "Giunta Comunale", also der Bürgermeister und Gemeinderat beschlossen, mir genau vor die Haustür eine Mülldeponie bauen zu wollen. Da ich diese Idee für derartig absurd hielt, habe ich sie zu Beginn auch nicht wirklich ganz für voll genommen bis ich eines Tages Vermessungsbeamte, Planierraupen und Architekten vor meinem landwirtschaftlichen Betrieb sah.
Ohje.
Also bin ich hier mit einigen Forianern die den Beitrag sicher auch lesen werden auf die Gemeinde Arzachena mit einigen Kisten Öl, Orangen, Oliven, Pampelmusen, Mandarinen gegangen (6 Kisten) und habe die den Gemeinderäten hingestellt und gesagt: "Und davor wollt' ihr eine Mülldeponie bauen ?". Sicher, ich habe mich lächerlich gemacht und gedemütigt gefühlt, konnte aber meinem Zorn nicht anders Luft machen.
Die Gemeinde war also fest entschlossen mir eine Deponie vors Haus zu bauen mit Stacheldraht, Kameras, Halogenscheinwerfen, Industriecontainern und was das Herz noch so begehrt.
Also habe ich begonnen alle Nachbarn zu informieren, alle Clanfamilien, Bekannte, Pizzeria- und Ladenbesitzer anzrufen, habe Aushänge in der gesamten Costa Smeralda ausgehängt, wir haben Protestlaken mit der Aufschrift "NO ECOCENTRO" in den Zufahrtsstraßen der Ortschaften ausgehängt.
Keine Reaktion der Gemeinde.
So haben wir die Nuova Sardegna und die Unione Sarda informiert und in der Zwischenzeit eine Internetseite und Blog aufgebaut (vgl. auch dazu: http://noecocentrobaja.blogspot.it/2013/08/serata-incontro-con-la-popolazione-e.html ). Ich war auf einmal nicht mehr allein gegen die Gemeinde. Die Unterschriftenaktion hatte innerhalb einer Woche 1600 Einträge gehabt, die wir als Protestzeichen gegen die Gemeindeentscheidung beim Bürgermeister hinterlegt haben.
Keine Reaktion der Gemeinde.
Der Bau einer Mülldeponie ist für mich nicht akzeptabel. Ich und meine Nachbarn die ich bis dato kaum kannte, sind entsetzt. Wir entschließen uns einen jungen ortsansässigen Rechtsanwalt zu nehmen, der uns vertreten soll und fordern die Gemeinde zum Gespräch auf und werden eingeladen. Unser Bürgermeister will "Alberto" genannt werden, ist Anfang 40 und entstammt einer wichtigen Familie in der Gegend. Ich spreche mit ihm, bekomme aber keine Zusage, daß die Gemeinde den Plan zurücknimmt.
Keine Reaktion der Gemeinde.
Rechtsanwalt rät uns zum Amtsweg. Vorladung per Eilantrag vor dem obersten Verwaltungsgericht, offentliche Bekanntmachung in allen Zeitungen Sardiniens unserer Protestnote, Anzeige in Olbia Tempio bei der "Procura dello Stato" gegen die Gemeinde Arzachena - die ganze Prozedur rauf und runter um die Bagger anzuhalten. Die wollten nämlich schon beginnen....
Ich habe echt nächtelang nicht geschlafen vor Sorge...
Und vor zwei Tagen kommt in der Unione Sarda die Meldung: "Gemeinderat von Arzachena zieht den Bauantrag zurück und Richter ermahnt die Giunta zur ordentlicher Antragsstellung an alle zuständigen Ämter. Also auf deutsch: "Ihr dürft mir vor der Haustür gar nichts bauen und don't even think about."
So. Und seit 3 Tagen schlafe ich wieder durch
Da fällt es eigentlich so gar nicht ins Gewicht, daß mir im Haus die erst 46 Jahre alten Heizungsleitungen nun endgültig um die Ohren geflogen sind und ich im November daher auch niemanden hätte beherbergen können
So, jetzt habe ich auch wieder Zeit mich ums Haus zu kümmern, die Leitungen zu erneuern und die Hütte neu zu streichen und die Mülldeponie treibe ich mir in den nächsten Tagen wieder aus'm Kopp.
Ich darf mein Leben weiterträumen.
Marco
zunächst einmal vielen Dank an all diejenigen, die sich bei mir in diesem Jahr zur Olivenernte gemeldet haben und denen ich für dieses Jahr absagen musste - zum Trost für mich und Euch sei gesagt, daß 2014 wieder gemeinsam geerntet werden wird.
Ich möchte mich aber auch bei all' denjenigen Forianern entschuldigen die ich gerne anlässlich Beppe's Kreuzfahrt gerne gesehen und kennengelernt hätte - aber es ging einfach nicht.
Was ist passiert ?
Nun, eigentlich ist das Jahr 2013 trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Sardiniens für mich ein gutes Jahr gewesen. Ich arbeite ja seit 2008 sehr konstant an meinem Projekt der "destagionalizzazione", also der "Entsaisonalisierung" meiner Gegend in der ich lebe. Es macht mir einfach eine große Freude Dinge zu entwickeln, die außerhalb gewöhnlicher Pfade liegen. Und 2014 gehen eben drei unabhängige und völlig neue Tourismuskonzepte an den Start, über die ich mich jetzt schon sehr freue. Die Krise hat auch dazu geführt, daß Menschen ihre Positionen überdenken, ihre Gegend besser zu pflegen, ihre Häuser zu erneuern und die Preise auf europäisches Mittelmaß zu senken und sehr kreativ an dem Servicekonzept zu arbeiten. Alles in allem für mich eine sehr gute Entwicklung und dank "Trip Advisor" und Internet verbessert sich doch vieles sehr und ich ziehe eine positive Bilanz für mich.
Der Ärger begann ganz unvermutet im November 2012, als die neu gewählte "Giunta Comunale", also der Bürgermeister und Gemeinderat beschlossen, mir genau vor die Haustür eine Mülldeponie bauen zu wollen. Da ich diese Idee für derartig absurd hielt, habe ich sie zu Beginn auch nicht wirklich ganz für voll genommen bis ich eines Tages Vermessungsbeamte, Planierraupen und Architekten vor meinem landwirtschaftlichen Betrieb sah.
Ohje.
Also bin ich hier mit einigen Forianern die den Beitrag sicher auch lesen werden auf die Gemeinde Arzachena mit einigen Kisten Öl, Orangen, Oliven, Pampelmusen, Mandarinen gegangen (6 Kisten) und habe die den Gemeinderäten hingestellt und gesagt: "Und davor wollt' ihr eine Mülldeponie bauen ?". Sicher, ich habe mich lächerlich gemacht und gedemütigt gefühlt, konnte aber meinem Zorn nicht anders Luft machen.
Die Gemeinde war also fest entschlossen mir eine Deponie vors Haus zu bauen mit Stacheldraht, Kameras, Halogenscheinwerfen, Industriecontainern und was das Herz noch so begehrt.
Also habe ich begonnen alle Nachbarn zu informieren, alle Clanfamilien, Bekannte, Pizzeria- und Ladenbesitzer anzrufen, habe Aushänge in der gesamten Costa Smeralda ausgehängt, wir haben Protestlaken mit der Aufschrift "NO ECOCENTRO" in den Zufahrtsstraßen der Ortschaften ausgehängt.
Keine Reaktion der Gemeinde.
So haben wir die Nuova Sardegna und die Unione Sarda informiert und in der Zwischenzeit eine Internetseite und Blog aufgebaut (vgl. auch dazu: http://noecocentrobaja.blogspot.it/2013/08/serata-incontro-con-la-popolazione-e.html ). Ich war auf einmal nicht mehr allein gegen die Gemeinde. Die Unterschriftenaktion hatte innerhalb einer Woche 1600 Einträge gehabt, die wir als Protestzeichen gegen die Gemeindeentscheidung beim Bürgermeister hinterlegt haben.
Keine Reaktion der Gemeinde.
Der Bau einer Mülldeponie ist für mich nicht akzeptabel. Ich und meine Nachbarn die ich bis dato kaum kannte, sind entsetzt. Wir entschließen uns einen jungen ortsansässigen Rechtsanwalt zu nehmen, der uns vertreten soll und fordern die Gemeinde zum Gespräch auf und werden eingeladen. Unser Bürgermeister will "Alberto" genannt werden, ist Anfang 40 und entstammt einer wichtigen Familie in der Gegend. Ich spreche mit ihm, bekomme aber keine Zusage, daß die Gemeinde den Plan zurücknimmt.
Keine Reaktion der Gemeinde.
Rechtsanwalt rät uns zum Amtsweg. Vorladung per Eilantrag vor dem obersten Verwaltungsgericht, offentliche Bekanntmachung in allen Zeitungen Sardiniens unserer Protestnote, Anzeige in Olbia Tempio bei der "Procura dello Stato" gegen die Gemeinde Arzachena - die ganze Prozedur rauf und runter um die Bagger anzuhalten. Die wollten nämlich schon beginnen....
Ich habe echt nächtelang nicht geschlafen vor Sorge...
Und vor zwei Tagen kommt in der Unione Sarda die Meldung: "Gemeinderat von Arzachena zieht den Bauantrag zurück und Richter ermahnt die Giunta zur ordentlicher Antragsstellung an alle zuständigen Ämter. Also auf deutsch: "Ihr dürft mir vor der Haustür gar nichts bauen und don't even think about."
So. Und seit 3 Tagen schlafe ich wieder durch
Da fällt es eigentlich so gar nicht ins Gewicht, daß mir im Haus die erst 46 Jahre alten Heizungsleitungen nun endgültig um die Ohren geflogen sind und ich im November daher auch niemanden hätte beherbergen können
So, jetzt habe ich auch wieder Zeit mich ums Haus zu kümmern, die Leitungen zu erneuern und die Hütte neu zu streichen und die Mülldeponie treibe ich mir in den nächsten Tagen wieder aus'm Kopp.
Ich darf mein Leben weiterträumen.
Marco
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