Mundu, fogu, bonu, malu: Warum enden auf Sardisch so viele Wörter auf U?

Beppe

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Mundu, fogu, bonu, malu: Warum enden auf Sardisch so viele Wörter auf U?

Heute erschien in der Unione Sarda ein Artikel zu o.a. Thematik.
Quelle:

Inwieweit dem allem Vermutung, Spekulation oder nachweisliche Forschung zugrunde liegt, ist evtl. hier zu erfahren.

Der Grund liegt vemutlich in den lateinischen Ursprüngen der Limbasarda. Aber die Insel", so der Sprachwissenschaftler Maurizio Virdis, "hat sich als viel konservativer erwiesen als andere italienische Regionen".

als Substantiv-Beispiele: su mundu, su bentu, su fogu usw.
als Adjektiv-Beispiele: bonu, malu, longu, totu, mannu usw.
als Ortsnamen-Beispiele: Mulinu Becciu, Gutturu Mannu usw.

Im Sardischen gibt es viele Wörter in der männlichen Form, die auf U enden - eine echte Besonderheit des Insellimba, die im Italienischen und in anderen Dialekten der italienischen Halbinsel selten vorkommt.

Aber warum hat die sardische Sprache diese Besonderheit?
Professor Maurizio Virdis, Dozent für romanische Philologie und Linguistik an der Universität von Cagliari, erklärt hierzu wie folgt: "Das U", erklärt er, "ist das Ergebnis des 'Wegfalls' des M im Akkusativs -UM des lateinischen in der 2. und 4. Deklination, eines M, das die Lateiner übrigens wahrscheinlich nicht einmal ausgesprochen haben. Ein Phänomen - das Fallenlassen des M -, das im übrigen mit vielen anderen aus dem Lateinischen stammenden Sprachen gemein ist".

Doch im Laufe der Jahrhunderte hat sich in anderen Regionen Italiens das letzte U in ein O verwandelt:
Nehmen wir zum Beispiel das lateinische Wort mundus. Im Akkusativ heißt es mundum, das M fällt weg und man erhält mundu, aber das U verwandelt sich allmählich in ein O und wird im Alltagsgebrauch zu mondo. Im römischen Dialekt heißt es stattdessen monno. Im Mailändischen ist es mond (sogar ganz ohne Endvokal). Im Sardischen hingegen bleibt das U erhalten und mundu bleibt... mundu.

Wie kommt das? Der Grund", so Professor Virdis: "liegt in der Tatsache, dass sich Sardinien aus sprachlicher Sicht als besonders "konservativ" (rückständig?) erwiesen hat. So hat sich das Phänomen des 'Wegfalls' des M im Akkusativ nicht weiter verändert, und das Endergebnis in -U ist im Wesentlichen erhalten geblieben.

Hat dies etwas mit der Insellage zu tun oder vielleicht mit dem Einfluss von Sprachen, die vor dem Lateinischen existierten? Die Tatsache, dass es aufgrund der Insellage weniger Kontakt als in anderen Gebieten gab, könnte ein Faktor sein, der die Bewahrung des U in Sardinien beeinflusst hat", so Virdis weiter. Was die möglichen Einflüsse älterer Sprachen betrifft, so können wir das nicht mit Sicherheit sagen, es bleibt ein 'Geheimnis hinter aller Geheimnisse'".

Virdis nennt auch eine bedeutende Ausnahme vom "Erhaltungsphänomen" des finalen U: das Wort domo.
Auch im Lateinischen ist "casa" weiblich und steht in der vierten Deklination. Der Akkusativ endet, wie bei der zweiten Deklination, auf -UM. Wenn das M wegfällt, sollte es nach und nach die Endung domu erhalten, wie andere Wörter, zumindest im Sardischen. Stattdessen war das Ergebnis domo. Denn, so betont Professor Virdis, "das Wort domus wurde sehr oft im Ablativ verwendet - domu, aber auch domo, mit O -, um das Zustandskomplement an Ort und Stelle anzugeben und um mit einem einzigen Wort den Ausdruck "zu Hause", "im Haus", "am Haus" zu bezeichnen.

Eine Ausnahme also. Natürlich nicht die einzige. Andere Wörter in Limba enden nämlich im Maskulinum auf O. Zum Beispiel Gold (Oro). Aber sehr oft liegt es daran, dass diese Wörter nicht einfach von lateinischen Begriffen abgeleitet sind, sondern von importierten italienischen Begriffen.

Kurzum: Auch in Italien hat sich mit räumlichen Abständen und ethnisch identitärer Ausprägung eine erhebliche Änderung in Dialekten und Sprachbildung herausgebildet. Beispiele hierfür sind die teilweise völlig unterschiedlichen Dialekte, Worte und Vokabeln in: sardisch, römisch, neapolitanisch, sizilianisch, lombardisch, genuesisch u.a.m.
 
Zuletzt geändert:
Danke für den interessanten Artikel.
Mir fiel schon öfter auf, bei Besuch von sardischen Einheimischen gemischt mit Bekannten aus Graubünden/Engadin, dass die Sarden das Romanisch bestens verstanden haben. Eigentlich sehr witzig beim Hören wenn einer sardisch und der Andere romanisch spricht, sie sich jedoch verstehen.
 
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