kleine Sprachlehre - wir haben ja sonst nichts zu tun

Georgie

Sehr aktives Mitglied
In einem anderen Thread wurde geschrieben:
......hat sich ein Satz als der "Renner" herausgestellt: mi dispiace non parlo italiano. Diesen Satz in perfekter Aussprache vorgetragen zieht dann immer...."

Da wir scheinbar nichts zu tun haben, keine neuen Wettermeldungen oder dergleichen :D und auch sonst an diesem Sonntagmorgen bis jetzt im Forum nicht viel los ist, würde ich gerne die italienischen Muttersprachler und andere, die die italienische Sprache perfekt beherrschen, fragen:

Non parlo italiano oder Non parlo l'italiano?

Wie ist es richtig? Ich denke, beides ist richtig, es kommt auf den Zusammenhang an.
parlo l'italiano, im Sinne von italienisch als Sprache allgemein, ich bin des Italienischen mächtig, während parlo italiano adjektivisch benutzt wird. Demnach würde es oben heißen "mi dispiace non parlo l'italiano", weil es danach mit Händen und Füßen weiter geht:) man also der italienischen Sprache nicht mächtig ist.

Oder werden beide Formen ohne Unterscheidung gesprochen?

Ich fände es interessant, eine kleine italienische Sprachlehre aufzubauen, oft fragen sich Sardinienreisende, wie sagt man dies oder das und dann auch noch richtig?
Was sind momentan gängige Sprachfloskeln auf Sardinien? Was höre ich auf Sardinien oft und kenne die genaue Bedeutung nicht ....
z.B. ciao oder salve, - wem sage ich was? buongiorno und ab wann buonasera ? ...
Was man nicht unbedingt im Lexikon findet.
.
 
Zuletzt geändert:
Als Amateuer denke ich da spontan an Toto Cutugno und würde aber dennoch auf ersteres tippen. Letztendlich hört man es vermutlich eh nicht raus.

Die Idee einer Sprachlehre finde ich klasse. Wenn man dies auch noch paralell in sardisch aufbauen könnte wärs perfekt!

Grazie :)
 
"Ciao" wird normalerweise zwischen Freunden und Familienmitgliedern verwendet. "Salve" wird bei Personen benutzen, mit denen du nicht so familiär bist. "Salve" ist eine passende Begrüßung für die meisten Personen. Ich benutze hier in Cagliari jedoch Buon Giorno bis ca. 14:00 Uhr und danach Buona Sera. "buono" bedeutet "gut", Giorno bedeutet "Tag", bzw. "Sera" Abend. Wer sich nicht sicher ist, kann nach dem Mittagessen auch "buon pomeriggio" sagen - pomeriggio = Nachmittag. Das macht hier in Cagliari aber keiner. Wenn du eine ganze Gruppe von Italienern begrüßen möchtest, dann sage zu der Gruppe "ciao a tutti" = a tutti - ihr alle. Zu einer freundlichen Begrüßung kann auch "piacere di conoscerti" verwendet werden -"Schön, Sie zu treffen." Wenn du jemanden Willkommen heißen möchtest z.B. bei einer Einladung, dann sage "benvenuto” = "Willkommen". Richtig übersetzt, bedeutet "benvenuto" = "Gutes Ankommen".

Habe ich Personen bereits häufiger getroffen, sage ich oft "ciao" und buona sera bzw. buon giorno, was dann nach mehreren Treffen nur noch in ein "ciao" übergeht. Dabei sollten wir uns aber gut "riechen können", dies erkennt man oft am lächeln. Zu Verabschiedung kann "Ciao" , "A presto" -= "bis bald", "Arrivederci" - "Auf Wiedersehen", "Buona giornata!" = "Einen schönen Tag noch!", "Buona serata" = "einen schönen Abend noch", oder "A dopo" - "bis gleich" verwendet werden.

Wer jemanden auf Sardisch begrüßen möchte, kann das mit "Salude" / "Hallo" tun - macht in Cagliari aber niemand - oder nur Menschen, die älter sind. Einer sehr freundliche Begrüßung auf Sardisch ist (aber nur wenn man jemanden gut kennt - Salude comment’istas?“ "Hallo, wie geht es dir?“.

Hast du einen Italiener am Telefon, ist die Begrüßung "pronto?". Die Begrüßung wird nur bei Telefongesprächen verwendet.

Zitat Georgie Non parlo italiano oder Non parlo l'italiano?
Non parlo italiano ist wohl richtig.
Oder - ich spreche nur ein paar Wörter Italienisch!
Conosco solo alcune parole in italiano!
Ich sage jedoch:
Parlo solo poco italiano. - Ich spreche nur wenig Italienisch.
 
Zuletzt geändert:
www.leo.org und ich meinen Folgendes:

Substantive


italiano m. [ling.]
Italienisch [ohne Artikel!]

italiano m. [ling.]
das Italienische

la lingua italiana
die italienische Sprache

"Mi dispiace non parlo italiano!" ist für mich die korrekte Version. Daran könnte man dann anschließen: "Ma parlo (meglio) inglese!" [Aber ich spreche (besser) Englisch!]

Zu "benvenuto” = "Willkommen": sagt man nur zu einem Mann! Z.B.: Benvenuto Signor XY!
Zu einer Frau dann: "Benvenuta Signora!"
Zu einer Gruppe von Leuten: "Benvenuti!"

@Georgie und @all:
In vielen guten Reiseführern findet man am Ende doch auch immer ein paar Worte Touristenitalienisch. Da stehen die meisten wichtigen Wendungen doch dann auch schon drin.

... Wenn man dies auch noch paralell in sardisch aufbauen könnte wärs perfekt!
:)

@canadou : EINE sardische Sprache gibt es so nicht. Jede Region Sardiniens hat quasi ihren eigenen sardischen Dialekt/Sprache. Mein Schwager aus S. Antioco spricht Sardisch nur mit den Leuten aus seiner Region, vor allem mit den Älteren (Oma, Opa oder Eltern). Mit seinem Freund aus NUORO, der Nuorese spricht, kann er sich nicht auf Sardisch unterhalten. Das sind komplett andere Wörter für oft dieselben Begriffe.

... im shop gibt es einen Sprachführer Sardisch-Deutsch, sehr zu empfehlen :)
http://www.sardinienshop.de/sardisch-wort-fur-wort.html

Der von @helga erwähnte sardische Sprachführer basiert auf dem Nuorese! D.h. nur in der Umgebung von NUORO wird man damit verstanden!

Von daher würde ich allen Ambitionierten hier erst mal empfehlen, etwas ITALIENISCH zu lernen. Damit wird man nämlich ÜBERALL verstanden.

"Buona domenica a tutti!" Allen noch einen schönen Sonntag!

Barbara
 
In vielen guten Reiseführern findet man am Ende doch auch immer ein paar Worte Touristenitalienisch. Da stehen die meisten wichtigen Wendungen doch dann auch schon drin.

Wir alle wissen, dass es Touristenitalienisch in den Sprachführern gibt und was der leo sagt, können wir nachschlagen, das ist richtig. Mein Post war als allgemeine Anregung gedacht, Fragen zu stellen oder von sprachlich Interessantem zu berichten, von häufig gehörten Redewendungen oder Wörtern, so dass wir eine nette Sammlung an Redewendungen und italienischen "Lektionen" Grammatik und Vokabeln zusammen kriegen, eine bunte Mischung, sozusagen als eine Art Forumsprachführer. Ich finde das unterhaltsam und lernen kann jeder immer was dazu, als Alternative zum Witze erzählen.:D
Sind doch schon ganz schöne Beiträge zusammen gekommen.:)

Im Raum Nuoro sagt man schon ab mittags ziemlich pünktlich ab 12 h buonasera. In Cagliari wohl erst ab Spätnachmittag, wie sevenup berichtet. Ich bin überrascht, dass das innerhalb Sardiniens so unterschiedlich ist. Sowas findet man eben nicht im leo:)

Interessant finde ich auch das Duzen und Siezen, tu und Lei. Im Laufe der Jahre habe ich eine Veränderung zum Siezen hin unter unbekannten Personen bemerkt. Früher was alles tu, egal ob man mit der Person bekannt war oder nicht, wahrscheinlich aber nur auf dem Land und weil es kaum Fremde gab. Wie ist es in Cagliari oder anderen Städten und Regionen?
 
Zuletzt geändert:
Weil du gerade vom Siezen sprichst; Wann benutzt man eigentlich die "Lei"-version und wann oder besser vielleicht wo die "Voi"-version.
:DGefühlt benutze ich immer die falsche.
Die "tu"-Version bisher ausschließlich bei gut bekannten Leuten genommen und zwar erst, wenn ich geduzt wurde,nie von mir aus.
Und dann bring ich in der Regel und Aufregung dann eh alles durcheinander:D

Früher habe ich mal gelernt, dass schon nach 12 Uhr buona sera genommen wird, aber so früh wollen wir doch noch nicht ins Bett gehen, aber dann gäbe es ja noch das buona notte.
 
Das "buona sera" spätestens ab 13.00Uhr ist mir von Castelsardo her wohlbekannt. War zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, dann nach 14 Tagen Urlaub, auf der Rückreise durch Frankreich um diese Tageszeit ein "bonsoir" dahin gesagt, kann man sehr verwunderte Blicke ernten.
Die Veränderung vom Duzen zum Siezen ist mir auch aufgefallen, könnte aber auch mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun haben.
 
"Mi dispiace non parlo italiano!" ist für mich die korrekte Version.
Es ist beides richtig. Non parlo italiano! o (oder) Mi dispiace non parlo italiano!
Je nachdem, ob es mir leid tut oder nicht.
Über die Zeiten zu "Buon Giorno" (Guten Abend) habe ich mich gerade mit einem Freund unterhalten. Das geht in Cagliari bis etwa 14:00 Uhr. Danach "Buona Sera" (Guten Abend).
Habe das im obrigen Thread geändert.

Grüße
 
Ciao Ciao Sardegna,
Wenn du einen Schwager in St. Antioco hast, hast du sicher schon das Wort "Aici" gehört. Heisst einfach nur "so".
Fragst du jemanden, wie es ihnm geht, bekommst du mitunter die Antwort: "Aici - Aici" (so - so halt).

Aber auch am Ende des sardischen Vaterunsers habe ich es schon gehört: Aici sia - so sei es (Amen).
 
Ich bleibe bei meiner Meinung zu l'italiano und italiano.

l'italiano ist die italienische Sprache substantivisch, ich spreche italienisch, ich spreche deutsch, ich spreche englisch d.h. ich habe die Fähigkeit, ich kann diese Sprache sprechen - .parlo l'italiano, parlo il tedesco, parlo l'inglese, übersetzt ich kann italienisch, ich kann deutsch, ich kann englisch

parlo italiano, heißt ich spreche jetzt italienisch und z.B. nicht englisch, weil ich in einer Gruppe von Italienern bin, wie spreche ich?
Das habe ich schon manches Mal gehört, wenn ich in einer Gruppe von Sarden war und die fangen an, sardisch zu sprechen. Dann rufen sie sich zur Ordnung und sagen: parlate italiano, non sardo!!

Jetzt ist wirklich ein Muttersprachler gefordert, um das zu klären. Ich will mich jetzt aber auch nicht an dieser Frage fest beißen;)

Buonanotte auch buona notte
Georgie
 
Zuletzt geändert:
@Barbara, ich hab es so verstanden das eben sardisch schon eine Sprache ist und logischerweise es dort auch Dialekte gibt.

Hat die gute Eleonora di Arborea seinerzeit nicht eine carta logu in sardischer Sprache ins Leben gerufen die bis zur Bildung des italienischen Staates Gesetzesgrundlage blieb?

Wie auch immer ich fände sardisch auch interessant :)
 
@CiaoCiaoSardegna
Der Sprachführer ist nicht in Nuorese. Falls du ihn hast, auf S.19 nachzulesen.
Er bedient die beiden Hauptvarietäten Logudorese und Campidanese. Und die Sarden verstehen sich untereinander schon - wenn sie denn wollen :).

Sorry, @helga , dann habe ich das falsch in Erinnerung. Ist schon 'ne Zeitlang her, dass ich euren Sardisch-Sprachführer durchgearbeitet habe. Werde ich später gleich mal nachlesen. Ich hatte das Büchlein seinerzeit mal, ganz begeistert ob meiner neuen Sprachkenntnisse, meinem sardischen Schwager unter die Nase gehalten und der meinte damals, dass ich mit Logudorese und Campidanese in der von uns damals bereisten Ogliastra nichts anfangen könnte.

Ein befreundeter Restaurantbesitzer aus Cagliari hat sich beispielsweise auch gesträubt, eine junge Dame aus Alghero einzustellen mit der Begründung, die würde er dann ja nicht verstehen ...

Ich selbst kann das nicht wirklich beurteilen. Ich bin Deutsch-Italienerin, aber keine Sardin.
 
... Auch ich lernte in meinem "1. Semester" Italienisch: ab 13 Uhr grüßt man mit Buona Sera ...
Eckart

Als ich vor vielen Jahren mal an einer sardischen Hotelrezeption arbeitete, schärfte mir die strenge Direktorin täglich ein, daran zu denken, die Gäste ab dem frühen Nachmittag (so ab 13.00 - 14.00 Uhr) UNBEDINGT mit "Buona Sera" zu grüßen! Das fiel mir auch ziemlich lange sehr schwer, aber man kann sich daran gewöhnen.


Wir alle wissen, dass es Touristenitalienisch in den Sprachführern gibt und was der leo sagt, können wir nachschlagen, das ist richtig. Mein Post war als allgemeine Anregung gedacht, Fragen zu stellen oder von sprachlich Interessantem zu berichten, von häufig gehörten Redewendungen oder Wörtern ...

Sorry, @Georgie , mein Beitrag war auch "nur" als Anregung gedacht, ich wollte keinesfalls deinen Thread in Frage stellen. Ich habe hier in letzter Zeit kaum etwas geschrieben. Aber Sprachen sind mein Beruf, Italienisch meine 2. Muttersprache. Deshalb habe ich mich hier geäußert.


Interessant finde ich auch das Duzen und Siezen, tu und Lei. Im Laufe der Jahre habe ich eine Veränderung zum Siezen hin unter unbekannten Personen bemerkt. Früher was alles tu, egal ob man mit der Person bekannt war oder nicht, wahrscheinlich aber nur auf dem Land und weil es kaum Fremde gab. Wie ist es in Cagliari oder anderen Städten und Regionen?

Das habe ich auch in den letzten Jahren so beobachtet. Auf dem Land wird noch mehr geduzt. Mein Vater und meine Großmutter benutzten früher (70ger Jahre!) immer ganz oft "Voi" bei Leuten, die sie eigentlich nicht duzen wollten/konnten, sowohl bei mehreren Personen, als auch gegenüber einer meist älteren Einzelperson. Heute benutzt man eigentlich hauptsächlich "tu" und "Lei".
 
Eckart, das ist wie bei uns Norddeutschen, sobald wir Kartoffeln gegessen haben, sagen wir nicht mehr guten Morgen, sondern guten Tag.

Hier verhält es sich mit der Pasta genau so!
Vor der pasta - buon giorno, danach buona sera.

Ich schaue im italienischen TV am Sonntagmorgen häufig den Grammatik "Papst"
Sehr spannend!

Bea2
 
CiaociaoSardegna,

deine Großeltern haben sicher auch noch egli, essa,esso und essi benutzt.

Das habe ich auch noch gelernt in den 70igern.

Bea2
 
@CiaoCiaoSardegna ,

danke für deine "Voi"-Ausführungen.
Mir ging es tatsächlich um die Einzelperson, die respektvoll gesiezt wird ( nicht um 2.Per.pl) und ich hatte das auch eben schon in den 70gern,wie Bea, mal so angelernt.
Also dann heutzutage ausschließlich "Lei" und 3.Pers. sing.
Mir war so, als wäre das auch abhängig von der Region.Je weiter südlich in Italien, je eher Voi.
 
"voi ..."
Es ist etwas differenzierter: Meine Frau redet noch heute ihre Eltern mit Voi an, so ist es auch in Deutschland mal gewesen, "Ihr", "Euch".
 
"voi...."
so redet mein Mann auch seine Eltern oder auch ältere Personen an. Respekt gegenüber den Eltern oder älteren Personen.
Er hat es auch ins Deutsche übernommen, obwohl es in Deutschland nicht mehr gebräuchlich ist, eben wegen dem Respekt.
Mein Mann ist Sarde und kann sich auf der gesamten Insel verständigen und er versteht auch die einzelnen Dialekte.
 
Im Süden reden sie auch wenn das normale Perfekt angebracht wäre, im Passato remoto.

Bea2
 
Meine Schwiegereltern rede ich mit "Du" an, aber die älteren Menschen im Dorf mit "Lei" oder "Voi"!
Zu den Varianten des Sardischen: In unserem Dorf spricht man Logodurese, wie in der Baronia üblich, im Nachbardorf Gallurese, und die Leute verstehen sich problemlos u. müssen nicht aufs Italienische ausweichen.
 
Zuletzt geändert:
Im Bezahlverkehr stösst man auf ein ungewöhnliches und unverständliches Wort "Centesimi", ungewöhnlich zumindest für uns aus Euroländern mit englischer Ausrichtung
Ich war bei der Einführung des Euro auf Sardinien und wunderte mich total, dass in den Geschäften eifrig und mit Rechenmaschine von Lira auf das Dezimalsystem Euro umgerechnet wurde und immer wieder die Worte virgula (Komma) und Centesimi bei der ganzen Rechnerei vorkamen. Auf meine Frage, was denn diese Centesimi seien, sagte man mir, dass es in der Vergangenheit schon mal den Centesimo, eine Unterordnung der Lira 1/100 (cento) gegeben habe und für sie Sarden sei der Euro Cent eben der Centesimo aus der Vergangenheit. Und dabei ist es geblieben. Ich finde die Centesimi im sardischen Sprachgebrauch im Vergleich zum harten Wort Cent einfach nett und irgendwie liebevoll. Obwohl das Verhältnis der Sarden zum Euro und Centesimo heute nicht mehr gerade als liebevoll zu bezeichnen ist ;)

Längst sind uns die Centesimi vertraut, aber Neuankömmlinge fragen sich schon, was diese Centesimi zu bedeuten haben.
 
Zuletzt geändert:
"Englische Ausrichtung" stimmt so nicht ganz, der seit dem frühen Mittelalter auf deutsch gängige Begriff war "Zehnt" (entstammt dem kirchlichen Abgabensystem). Deswegen wurde zur Zeit der €-Einführung in D. auch diskutiert, statt "Cent" "Zehnt" zu sagen (schreiben). Aber die englische Sprache ist auch in der EU (leider) dominant, auch wenn in der EU die meistgesprochene Sprache die deutsche ist.
Aber schön, dass sich hier noch die centesimi erhalten haben.
 
Mit englisch hat Cent – wie Günther schreibt – nicht wirklich was zu tun. Der Ursprung ist meines Wissens lateinisch, bedeutet hundertstel.

Nun ist es aber nicht so, dass sich die Sarden eine liebevolle Bezeichnung ausgedacht hätten, denn centesimo ist einfach die italienische Bezeichnung für die „Untereinheit“ des Euros. Diese heisst in sehr vielen Ländern nicht Cent, eben in Italien, dann in Frankreich, Slowenien, Griechenland, Spanien uswusw. Oft übernommen von der Bezeichnung der Vor-Euro-Währung. Besonders ungewöhnlich ist das also nicht, aber gut zu wissen, dass Cent nicht in jede Eu-Land Cent heisst (im Gegensatz zum Euro).
 
Jetzt habt ihr mich aber auseinander genommen.:)

Der Centesimo hat eine weit zurück reichende Geschichte. Die Franzosen brachten mit den Eroberungszügen Napoleons den Centime, von dem der Centesimo abgeleitet wurde.
1861 wurde der Centesimo eine Untereinheit der italienischen Lira. Nach dem 2. Weltkrieg verlor die Lira so an Wert, dass die Münze Centesimo nicht mehr geprägt wurde.
2002, mit der Einführung des Eurobargeldes, verschwand der Centesimo offiziell, also offiziell ist der Centesimo keine Untereinheit des Euros, trotzdem sind die Italiener bei der Bezeichnung "Centesimo" geblieben. (vereinfacht nach Wikipedia, wo man alles ganz genau durchlesen kann).
Ich habe im Zusammenhang mit sprachlichen Besonderheiten auf den Centesimo hingewiesen, dessen Bedeutung viele Sardinienreisende nicht verstehen

"Englische Ausrichtung" stimmt so nicht ganz, der seit dem frühen Mittelalter auf deutsch gängige Begriff war "Zehnt" (entstammt dem kirchlichen Abgabensystem). Deswegen wurde zur Zeit der €-Einführung in D. auch diskutiert, statt "Cent" "Zehnt" zu sagen (schreiben). Aber die englische Sprache ist auch in der EU (leider) dominant,

Mit englischer Ausrichtung meine ich, dass uns englische Begriffe mit englischer Aussprache wie Cent sehr geläufig sind und wir sie nur allzu gerne übernehmen. Im italienischen Raum tut man sich mit dem Englischen schwer, ich denke auch deshalb ist man gerne bei dem Centesimo geblieben, während man in D den "Zehnt" nicht durchsetzen konnte, wie Günther schreibt.

Ja, und liebevoll nenne ich ihn und freue mich über die Beharrlichkeit der Sarden/Italiener, den Centesimo wenigstens sprachlich weiter zu führen.

Ich weiß nicht, ob in ganz Italien der Cent noch Centesimo genannt wird, im spanisch sprechenden Raum nennt man ihn Centésimos

Auf jeden Fall ist die Geschichte um den Centesimo bis zur sprachlichen Übernahme bis heute interessant. Es gibt bestimmt noch mehr darüber zu berichten und richtig zu stellen.
 
Liebe Georgie,

Dich hat u. wollte Dich doch niemand "auseinandernehmen". Bei jeder Sprache gibt es zeitgeschichtliche Variationen u. damit auch unterschiedliche Interpretationen, und vor allem regionale Besonderheiten im Sprachgebrauch. Darauf würde ich vorschlagen sich zu konzentrieren, denn allgemeine grammatikalische Fragen, wie im 1. Beitrag, lassen sich doch zweifelsfrei durch einen Blick in eine ital. Grammatik klären.

Noch zum Begriff "Dialekte": Die Varianten der sard. Sprache als Dialekte zu bezeichnen, ist problematisch, denn die auf Sardinien vorfindbaren Varietäten des Sardischen sind ja keine Mundarten (wie sie z.b. in Deutschland zum Teil von Dorf zu Dorf in einer Region zu finden sind), sondern in sich relativ homogene Sprachen, obwohl geographisch "zerstreut", ohne dass es deshalb zur Herausbildung von Dialekten gekommen wäre. In der Sprachwissenschaft versteht man unter "Varietäten" (ich habe diese oben umgangssprachlich als Varianten bezeichnet), unterschiedliche Ausprägungen einer einzelnen eigenständigen Sprache.
"Dialekt" nennen viele Festlandsitaliener abwertend das Sardische, weil sie von dieser Sprache u. den Sarden keine Ahnung haben.

saludosos,
Günther
 
Zuletzt geändert:
Hallo Günther,
genau, man kann alles in Wikipedia, in Lexika, in Grammatikbüchern und Reiseführern nachlesen. Deshalb habe ich auch nur von meinem persönlichen Erleben bei der Umstellung von Lira auf Euro erzählt, wie die Menschen reagiert haben und wie sie erzählten, den Centesimo hätte es ja auch schon früher gegeben. Und Ziel hier ist es doch, Wörter, die nicht unbedingt verstanden werden, aufzugreifen und zu erklären, keine zeitgeschichtlichen Zusammenhänge, den Anspruch habe ich nicht. Ich erlebe nur fragende Blicke von Gästen, wenn sie in erstmals auf Sardinien beim einkaufen mit Centesimi konfrontiert werden.

Saluti
Georgie

PS: Hinter dem "auseinandernehmen" hatte ich ein lachendes Smiley gesetzt, war nicht ernst gemeint. Wozu sind Smileys da?
 
Anzeige

Themen mit ähnl. Begriffen

Top