@sirena
Nächtliche Bettlektüre
Sassari, 7. Juni 2020. Touristen auf Sardinien, bei denen eine Corona-Infektion nachgewiesen wird, sollen in eine von insgesamt sechs öffentlichen Gebäuden in Quarantäne gesteckt werden. Dies hat Sardiniens Präsident Christian Solinas (Partito Sardo d’Azione) in einem Interview der in Sassari erscheinenden Zeitung „La Nuova Sardegna“ für die heutige Ausgabe gesagt.
Der sardische Hoteldachverband „Federalberghi“ hatte schon seit Wochen eine klare Regelung von der Region für den Fall gefordert, dass in den Hotels Touristen positiv auf das Coronavirus getestet werden. Mehrere größere Hotels wie „Forte Village“ bei Nora an der Südwestküste bieten den Touristen kostenlos Corona-Tests an. In dem Interview kündigt Solinas nun an, dass die Region inselweit sechs öffentliche Gebäude mit insgesamt bis zu 400 Einzelzimmern für diesen Fall vorbereite, in die Covid-19-Infizierte dann eine Quarantäne verbringen müssten. Laut Solinas seien dafür „Einrichtungen, die der Region gehören“, vorgesehen. „Wir haben verschiedene für alle Territorien der Insel festgelegt – eine im Nord-Osten der Insel, zwei im Nord-Westen, eine im Zentrum und zwei im Süden“, so Solinas. Die Zimmer entsprächen der Typologie von Hotelzimmern und hätten jeweils ein eigenes Bad.
Auf die Frage, ob die Aussicht, dass die von Solinas angenommenen 2,5 Millionen Touristen erschrecken würden, weil diese Zahl bedeute, dass Personen nach Sardinien kommen, würden, die coronapositiv seien, antwortete der Präsident der Region: „Ich habe keine Angst davor, spüre aber die Verantwortung, im Voraus alle kritischen Szenarien durchzuspielen und uns darauf vorzubereiten.“ Es sei „unverzichtbar“, so Solinas weiter, „alle sanitären Vorkehrungen dafür zu treffen, um schnell neue Fälle identifizieren zu können, die unverzüglich isoliert werden müssen“.
Die Vorsichtsmaßnahmen sind natürlich nachvollziehbar, da ein sicherer Abtransport infizierter Personen so gut wie unmöglich ist. Die Regelung könnte erheblich Auswirkungen auf Urlaubspläne haben, da das Risiko vor allem für Familien, den Urlaub unfreiwillig verlängern zu müssen, erheblich
Cagliari, 6. Juni 2020. Zaghaft, ja viel verhaltener als erwartet nimmt der Tourismus zu Corona-Zeiten in Sardinien langsam wieder Fahrt auf. Natürlich bremst das Coronavirus, die Menschen sind verunsichert. Und die sardische Regierung hat durch die ultimative Hinhaltetaktik der eigenen Region einen Bärendienst erwiesen. Anstatt ein paar konkrete und nützliche Details in Bezug auf mögliche Regelungen des öffentlichen Lebens nach der Wiederöffnung der Grenzen Italiens bekanntzugeben, hat die Regierung Sardiniens und allen voran ihr Präsident Christian Solinas es vorgezogen, immer nur kleine und widersprüchliche Häppchen den Medien hinzuwerfen. Das Ergebnis: die Verwirrung und Verunsicherung war maximal. Und der Flugschaden ist erheblich. Denn trotz des Erlassens eines großen Regelwerks am Tag der Wiederöffnung der Grenzen am 3. Juni sind die Informationen noch längst nicht bei allen Hoteliers und Betreibern touristischer Einrichtungen angekommen, wie auch die Kommentare von unseren Lesern auf Sardinien Intim beweisen. Vor allem die Fluggesellschaften hatten keinerlei Zeit, sich auf die chaotischen Spontanerklärungen von Solinas einzustellen. Das Ergebnis: Etliche Urlauber haben den Sardinenurlaub kurz vor dem entscheidenden 3. Juni abgesagt. Vor allem weil Solinas einfach nicht begriffen hat, wie groß die Unsicherheit ist, die er mit seinem sturen Beharren auf Corona-Zwangsschnelltests vor der Einreise verursacht hat.
Immerhin: Es gibt nun Regeln. Und deswegen fassen wir hier an dieser Stelle heute das zusammen, was auch viele Blog-Leser immer wieder fragen – die Corona-Regeln für das Baden in der Sonne und im Meer. Allerdings sei gleich gewarnt: die Regeln lassen viele Fragen offen und verwirren teils mehr, als sie helfen – fast so, als wenn Solinas, der Jurist ist, sie selbst geschrieben hätte…
Corona, Strand, Sardinien im Sommer 2020:
Die wichtigsten Go’s und No Go’s
Die folgenden Regeln gelten sowohl für unbewirtschaftete, bewirtschaftete Strände als auch für Badeanstalten am Meer und richten sich an verantwortliche Gemeinden, Betreiber und Gäste:
• es soll dafür gesorgt werden, dass eine „angemessene Information für die Gäste anderer Nationalitäten“ zur Infektionsvorsorge gesorgt wird (wenn damit die Art und Weise gemeint ist, wie Solinas die medizinischen Fragebögen am 3. Juni an den Flug- und Fährhäfen verteilt hat, dann buonanotte – es gibt sie selbst drei Tage später noch immer nur auf Italienisch – so auch wie diese Regeln für Touristen, die wir aus diesem Grund vorab zumindest grob übersetzen)
• Gruppensport ist verboten; die Abstandsregeln von mindestens einem Meter gelten auch am und im Meer für alle, die nicht in einem Haushalt zusammenleben
• Strandsportarten wie Strandtennis, Windsurfing, Schwimmen, sind erlaubt – unter Einhalten der Abstandsregeln. Bei Gruppensportarten wie Beachvolleyball müssen „zuständige Stellen“ konsultiert werden (dies wird in der Anordnung der Regierung – wie vieles andere – nicht näher erläutert)
• an bewirtschafteten Strandanlagen muss für die Bereitstellung von ausreichenden Hygienemitteln für die Hände gesorgt werden
• der Einsatz von so genannten „steward di spiaggia“, die die Touristen persönlich zu ihren Strandschirmen begleiten soll, soll „gefördert werden (ob die Region diese „stewards“ auch nur ansatzweise bezahlt, steht auf einem anderen Blatt – oder auf keinem)
• Eine App soll eine Platzreservierung auf den Stränden, die immer öfter auch selbst ohne das Abstandsproblem zu Coronazeiten nur noch eine begrenzte Anzahl von Gästen aufnehmen, für einen Zeitraum von bis zu 14 Tagen garantieren. (Infos über den Namen und eine Webadresse zur App sucht man…. genau: bislang vergeblich; super gemacht, Signor Presidente)
• Fiebermessen muss gestattet werden (wie oder von wem, der autorisiert ist, wird natürlich NICHT erläutert); wer mehr Grad als 37,5 hat, muss damit rechnen, den Strand nicht betreten oder verlassen zu müssen
• die Kassenbereiche müssen entweder durch transparente Scheiben von den Touristen getrennt sein; ansonsten muss das Personal Masken tragen
• vorzugsweise soll kontaktlose Zahlung ermöglicht werden
• die Schattenzonen sollen ausdehnt werden, um Ansammlungen zu vermeiden (tolle Idee… aber die Betreiber haben jetzt schon fette Verluste, die wohl zusätzliche Schirme für hunderte Euro ranschaffen? Wenigstens verspricht Solinas an dieser Stelle nicht, dies zu „fördern“)
• Die Abstände zwischen den Strandschirmen sollen so gewählt werden, dass sie „mindestens eine Oberfläche von 10 Quadratmetern für jeden Schirm garantieren“, und zwar „unabhängig davon, ob die Schirme in horizontalen Reihen oder Rauten aufgestellt werden“ (hier schimmert schon wieder die Handschrift von Signor Presidente durch…)
• Zwischen Strandliegen, Sitzen, Sonnenbänken muss ein Abstand von 1,5 Meter garantiert sein
• das Strandmobiliar muss jeden Tag spätestens abends komplett desinfiziert werden
Wer sich den Gesamtkatalog im Original (Italienisch) durchlesen will, kann dies hier tun.
Fortsetzung folgt in Kürze auf Sardinien Intim!