Gerichtliche Versteigerungen – eine Warnung

ReiRei

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Hallo Zusammen,

Falls jemand hier mit der Idee spielt seine Immobilie bei einer gerichtlichen Versteigerung zu erkaufen rate ich aufgrund meiner Erfahrungen letzter Wochen sehr vorsichtig zu sein.

Solche Versteigerungen sind immer mit menschlichen Schicksalen verbunden, teilweise leben noch die Leute von welchen das Land / Haus weg genommen wird darauf, diese sind i.d.r. recht verzweifelt und verbittert. Teilweise bestehen auch seriöse Konflikte mit den Nachbarn oder innerhalb der Familie, Sie als Käufer werden dann als «reicher Fremder welcher sich an unserem Leid bereichert» angesehen. Mit allen möglichen Folgen, das ist nicht Deutschland oder Schweiz, auf Sardinien gelten andere Sitten.

Ich wurde schon freundlich ins Haus eingeladen um dann mir recht aufdringlich und teilweise drohend mitzuteilen, dass ich auf das Objekt doch nicht bieten sollte. Zerstochene Reifen gab es auch schon, und das alles nur weil ich lediglich Interesse zeigte / die Immobilie und die Umgebung anschauen wollte. Was da wohl kommt, wenn ich diese kaufe?

So ganz davon die Hände lassen wurde ich nicht, die Angebote sind teilweise sehr attraktiv aber aufpassen sollte man unbedingt und darauf vorbereitet sein, dass die Leute (Inkl Nachbarn) einem von Anfang an sehr feindselig eingestellt sind. Und merkt euch: Das Lachen und Freundlichkeit können auch lediglich eine Maske sein, was da dahinten schummelt ist nur schwer zu erahnen.


Gruss

P.s. Dieser Prozess ist auch ohne diese Probleme recht mühsam, alleine der Versuch das Objekt auf offiziellen Weg zu besichtigen ist fast aussichtslos, viele Gerichte / Vollzug scheinen absolut nicht motiviert zu sein irgendetwas zu unternehmen oder Fragen zu beantworten, die Anfragen verlaufen im Sand.
 
Zuletzt geändert:
Ja, mit den Versteigerungen habe ich mich auch befasst und meine sardischen Freunden haben meist von einer Besichtigung abgeraten. Es ist so, dass, auch wenn es auf den ersten Blick nicht zu sehen ist, die finanzielle Lage vieler sardischen Familien sehr angespannt ist und vorerst auch keine Besserung zu erwarten. Die Ursachen sind ja bekannt: hohe Steuern, Arbeitslosigkeit...

Die Banken lassen Familien, die ihre Kredite nicht zurückzahlen können, in ihren Häusern wohnen solange es keine Bieter gibt und die Familien habe die Chance, ihr Haus zu behalten, wenn sie die Kreditraten wieder bezahlen können. Somit herrscht, gerade im ländlichen Raum, eine große Solidarität untereinander, was ja verständlich ist und im kalten Deutschland oft fehlt.
 
Das ist im Grundsatz in Deutschland ganz genauso bei Zwangsversteigerungen.
Da sitzen oft die Schuldner mit und zittern ob ihr haus verkauft wird in dem sie noch wohnen.

Nur die Familiären oder Nachbarschaftlichen Beziehungen sind evtl. nicht so eng das es zu ernsteren Problemen kommt.
 
P.s. Dieser Prozess ist auch ohne diese Probleme recht mühsam, alleine der Versuch das Objekt auf offiziellen Weg zu besichtigen ist fast aussichtslos, viele Gerichte / Vollzug scheinen absolut nicht motiviert zu sein irgendetwas zu unternehmen oder Fragen zu beantworten, die Anfragen verlaufen im Sand.
Das ist in D auch nicht anders und hat mit Motivation des Gerichts nichts zu tun. Der Schuldner oder auch dessen Mieter haben hier bei einer Zwangsversteigerung das Recht, niemanden in ihre Wohnung zu lassen. Das Gericht darf auch keine Informationen dazu herausgeben oder Fragen beantworten. Es lässt lediglich vorab ein unabhängiges Gutachten zur Preisermittlung erstellen, dessen abgespeckte Version (z. B. ohne Fotos der Innenräume - falls diese mit Erlaubnis des Schuldners und der Bewohner überhaupt vorhanden sind, auch dem Gutachter darf der Zutritt verwehrt werden) auch ins Internet gestellt wird.
Willst du das vollständige Gutachten einsehen, musst du in D persönlich zum zuständigen Amtsgericht gehen und bekommst gegen Hinterlegung deines Personalausweises Einblick, mehr nicht, keine Kopien, keine Beantwortung von Fragen.
(Diese Infos beruhen auf meiner Erfahrung als Mieter von Räumen, die zwangsversteigert wurden. Selbst mir als Mieter durfte das Gericht über die Einsicht des Gutachtens hinaus keine Informationen geben.)
In Italien mag es nicht anders sein. Der Kauf per Zwangsversteigerung ist doch gerade deshalb günstiger, weil man in gewisser Weise immer eine Katze im Sack kauft.
 
Der Kauf per Zwangsversteigerung ist doch gerade deshalb günstiger, weil man in gewisser Weise immer eine Katze im Sack kauft.

Danke, die Gutachten (Perizia) sind hier relativ einfach im Internet einsehbar und sind in der Regel recht gut. Teilweise aber alt, da die Verfahren lange dauern. Wer hartnackig bleibt und nachhackt bekommt hier weitere Infos, auch eine Besichtigung ist nicht komplett ausgeschlossen mir wurde dies bereits angeboten, aber ich habe wirklich alle Nummern angerufen / eMail Adressen angeschrieben, die ich finden könnte und dies mehrmals im Verlauf mehrerer Wochen.

Diese Schnäppchen sind, wie Du richtig sagst, nicht umsonst so preiswert. Da wird mehr oft als nicht in Bezug auf Substanz und vor allem Sozialumfeld in der Tat eine Katze im Sack verkauft.

Falls jemand sich doch auf dieses Unternehmen einlassen will wurde ich empfehlen die Besichtigungen bei den Tribunalen durchzuboxen und falls Ihr die Immobilie bzw. Umgebung doch auf eigene Hand vor Ort anschauen wollt: tut dies sehr diskret, bloss nicht sagen, dass ihr etwas kaufen wollt. Eine Drohne (schnell und diskret einsetzen!) ist hier sehr hilfreich falls die Liegenschaft versteckt liegt damit zumindest mal der aktueller Aussenaustand festgestellt werden kann. Des weitem unbedingt versuchen bei zuständigen Anwälten (wird auch immer bei Versteigerung angegeben) herauszufinden warum die Liegenschaft versteigert wird. Es sind immer die Schulden aber nicht immer eine Hypothek (z.B. Steuern, wenn die Familie bei Erbschaft total zerstritten ist und diese nicht zahlt). Direket wird diese Frage evtl. nicht beantwortet aber indirekt schon (z.B. anfragen ob Hypothekarschulden auf die Liegenschaft vorhanden sind).
 
Da die Anzahl der zu versteigernden Liegenschften/Wohnungen in den letzten Jahren sehr deutlich zugenommen hat und ich nicht annehme, dass es plötzlich sehr viel öfters Streit ums Erbe gibt, würde ich davon ausgehen, dass es in den allermeisten Fällen darum geht, dass die Leute schlicht nicht zahlen können.
 
Die Empfehlung, bei bewohnten Immobilien eine Drohne einzusetzen, finde ich aber schon etwas grenzwertig.

Es geht hier nicht drum die Personen auszuspionieren, sondern rein herauszufinden in welchem Zustand sich eine Immobilie befindet. Also nicht gerade in die Fenster schauen, sondern herausfinden ob das Dach ganz ist oder die Wände z.B. nicht mit Rissen bedeckt sind. Dazu muss eine gute Drohne nicht einmal nah an das Objekt heran.

Die Immobilien sind nicht immer bewohnt, bei Alghero wird z.B. im Moment ein Haus versteigert, da hat mir die zuständige Anwältin bestätigt, dass niemand mehr drin wohnt, einen Termin für die Besichtigung zu bekommen ist aber bis heute nicht möglich. Das Gutachten ist 11 Jahre alt und was soll ich als Interessent jetzt machen? Im Ernst eine hohe 6-stellige Summe bieten, ohne das Objekt je aus der Nahe gesehen zu haben?

Solche Aktionen (Nicht zulassen einer Besichtigung auch bei nicht bewohnter Immobilie) finde ich auch Grenzwertig, damit wird der Verkauf eines Objektes erschwert und Preis nach unten gedrückt. Mag sein, dass dies aus Faulheit / Ignoranz geschieht, aber es kann auch eine Taktik sein: Preis der Immobilie wird so nach unten gedrückt bis jemand von den bekannten (der es zuvor natürlich anschauen dürfte) es fur absoluten Dumping Preis ersteigert. Das ist auch ein Betrug an Vorbesitzer, denn es ist auch sein Geld das da veruntreut wird.
 
@ReiRei: Mich würde jetzt trotzdem interessieren, ob Besichtigungen ohne Zustimmung des Noch-Eigentümers in Italien rechtens sind - was ich mir nicht so recht vorstellen kann. Vielleicht fängt die Mauschelei ja schon an diesem Punkt an, dass bei leerstehenden Objekten nur "ausgewählten" Interessenten widerrechtlich eine Besichtigung ermöglicht wird.....
 
Das Gutachten ist 11 Jahre alt und was soll ich als Interessent jetzt machen? Im Ernst eine hohe 6-stellige Summe bieten, ohne das Objekt je aus der Nahe gesehen zu haben?
Vielleicht einfach ein Objekt ins Auge fassen, dass ganz normal auf dem Markt angeboten wird? Kostet dann wohl nicht ganz so wenig Geld dafür höchstwahrscheinlich weniger Nerven.
 
wenn keine Besichtigung der Immobilie ermöglicht wird sollen sie halt drauf sitzenbleiben....

ich würd mich mit so einem schwierigen Glump nicht abgeben.

Gibt eine Menge renovierungsbedürftige zum Teil durchaus sehr günstige Häuser auf der Insel, wenns nicht gerade in Top-Lage direkt in erster Reihe am Meer sein muss oder an nem Touri-Hotspot
 
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