Hallo an alle, die auf Sardinien leben: Wie ist denn die Stimmung auf Sardinien einen Tag vor dem Referendum? Ist die Bevölkerung interessiert, gibt es großes politisches Engagement oder hat sie sich generell eher desinteressiert gezeigt, nach dem Motto "es ändert sich sowieso nichts". War der Wahlkampf intensiv? Ich könnte mir vorstellen, dass man eher zu NO tendiert, weil ich auf Sardinien viele kritische Stimmen zu Europa gehört habe. Es bleibt zu hoffen, dass ALLE wissen, was dieses Referendum nicht nur für Italien sondern für Europa bedeutet.
 
Warten wir mal ab, wie morgen nach 23 Uhr das Ergebnis aussieht. So gut wie niemand kennt den Gesetzesentwurf. Die Argumente der Befürworter um die Mehrheit der Regierungsparteien sind platt: "Parlamentarier reduzieren, Kosten sparen". Was hat das mit Demokratie zu tun? Demokratie gibt es nicht umsonst.
Sardinien ist (wie alle anderen Regionen, aber als Autonome Region möglicherweise viel stärker) tangiert von dem Ziel, das Verhältnis Staat-Regionen neu zu definieren. Was heißt das? Man erfährt darüber nichts. Alles Sprechblasen! Und die "NO!"-Fraktion ist ein Gemischtwarenladen: Von Lega u. Neofaschisten, 5Stelle bis zur Linken innerhalb und außerhalb des PD. Wie Renzi allerdings mit den letzteren umspringt (u.a. D'Alema, Bersani) ist völlig inakzeptabel und schlicht unwürdig.
Die Bedeutung für die EU wird von uninformierten bzw. parteiischen deutschsprachigen Medien hochgespielt. Ein "Italexit" ist ein Phantasma, darum geht es bei der Abstimmung überhaupt nicht, u. auch nicht um die ital. Regierung - allerdings hat das Renzi aus durchsichtigen Gründen ins Spiel gebracht.
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Auseinandersetzung über das Verfassungs-Referendum im Alltag der Menschen hier eine Rolle spielt, alles ist eher eine polit-mediale Konstruktion, die mir allmählich zum Hals raushängt.

Günther
 
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Die Bedeutung für die EU wird von uninformierten bzw. parteiischen deutschsprachigen Medien hochgespielt. Ein "Italexit" ist ein Phantasma, darum geht es bei der Abstimmung überhaupt nicht, u. auch nicht um die ital. Regierung
Informierte deutschsprachige Medien, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler sprechen von richtungsweisender Bedeutung des Referendums für ganz Europa.
Mich hätten halt die Meinungen und Tendenzen speziell in der sardischen Bevölkerung interessiert. Nun denn, warten wir das Ergebnis ab. Die Aufarbeitung des Referendums und die Aufschlüsselung des Wahlergebnisses in Hinblick auf Sardinien wird interessant. Hierüber erhoffe ich mir weiter Informationen von euch Leuten vor Ort.

Danke schon mal dafür
Georgie
 
Ich muss es noch einmal sagen: Die EU-Mitgliedschaft spielt hier (in Italien) im Zusammenhang mit dem heutigen Verfassungsreferendum in der öffentlichen Diskussion überhaupt keine Rolle (die einzige Gruppierung, die offen EU-feindlich auftritt, ist die Lega Nord - aber doch nicht erst seit heute). Das ist eine journalistische Erfindung aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland. Die "Repubblica" sprach vor wenigen Tagen mit Blick auf eben diese deutschen Medienberichte von einem "Phantasma", das trifft den Kern der Sache. Wie so eine tendenziöse Berichterstattung entstehen kann, kann ich mir nicht erklären. Im übrigen bin ich der begründeten Ansicht, dass das Wissen über die politischen "Italienischen Verhältnisse" bei deutschen Journalisten mehr als dürftig ist. Vor Jahren habe ich das mal am Beispiel des damaligen römischen FAZ-Korrespondenten Fischer demonstriert. Die Medien aus Österreich und der Schweiz berichten kenntnisreicher, insbesondere die NZZ.

Lese gerade im sonst seriösen Handelsblatt: "Scheitert die Reform stürzt Europa ins Chaos". Genau diese Scheißberichte meine ich.
 
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Georgie, könntest du bei Dir sagen, wie die Stimmung/Tendenz im Land ist vor einer Abstimmung? Vor allem bei einer, bei der es für beide Positionen nachvollziehbare Gründe gibt?

Die Diskussionen in den Social-Medien-Kanälen war auf jeden Fall sehr intensiv. Ich war zu Beginn etwas erstaunt über die teils deutliche Ablehnung. Und darüber, dass sich überraschend viele Leute geäussert haben, die sonst eher nur Sonnenuntergänge posten. Das ist nun jedoch bloss eine Impression.

Bezüglich Italien beschäftigt mich persönlich zunächst, ob und wie die Finanzmärkte kurz- und längerfristig reagieren werden falls es ein Nein wird.
 
Emilia Romagna, Toscana, Alto Adige haben Si gestimmt der Rest No. Die Finanzmärkte hat das nicht gejuckt MIB über 17000 z.zt sogar mit 1% im Plus. (Andiamo avanti l'ostesso.....)

Michael
 
Und die Italiener im Ausland haben mit sehr deutlicher Mehrheit mit Sì gestimmt. Auf Sardinien haben 72,22 % mit Nein gestimmt - der höchste Anteil aller ital. Regionen, gefolgt von Sizilien. Mit "Popolismus" hat dieses Ergebnis nichts zu tun, die Lega Nord ist hier nicht präsent, M5S spielt auf der Insel nur eine untergeordnete Rolle.
 
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Grün=Si, Je roter desto mehr No-Anteil



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Die Finanzmärkte hat das nicht gejuckt
Das kann man so nicht sagen, richtiger wäre: die Finanzmärkte hat das heute nicht gejuckt. Der Dax ist allerdings schon am Wochenschluss vor dem Referendum aus Unsicherheit und in Erwartung des bevorstehenden Ergebnisses in die Tiefe gerauscht. Ich bin kein Börsenfachmann, verfolge aber die Börsennachrichten regelmäßig.
 
Und was ist dann der Grund, dass der Süden Italiens und auch Sardinien mit den meisten Stimmen für No votiert hat? Nur weil sie Renzi in die Wüste schicken wollten?
 
Genau @luna sarda, wir lesen hier nur, was nicht zu diesem Wahlergebnis geführt hat:
Mit "Popolismus" hat dieses Ergebnis nichts zu tun, die Lega Nord ist hier nicht präsent, M5S spielt auf der Insel nur eine untergeordnete Rolle.
Ein "Italexit" ist ein Phantasma, darum geht es bei der Abstimmung überhaupt nicht, u. auch nicht um die ital. Regierung
Die EU-Mitgliedschaft spielt hier (in Italien) im Zusammenhang mit dem heutigen Verfassungsreferendum in der öffentlichen Diskussion überhaupt keine Rolle
Sardinien ist (wie alle anderen Regionen, aber als Autonome Region möglicherweise viel stärker) tangiert von dem Ziel, das Verhältnis Staat-Regionen neu zu definieren. Was heißt das? Man erfährt darüber nichts.

Vieles wurde in den Raum gestellt, leider keine Antworten. Ich hätte sehr gerne erfahren, um was es den Sarden denn wirklich ging, was sie dazu bewogen hat, mit einer so überwältigenden Mehrheit für NO zu stimmen.

Saluti
Georgie
 
Nett, dass Du mich so oft zitierst, aber woher soll ich die Abstimmungsmotive "der" Sarden kennen? In den hiesigen Medien findet sich bisher auch nichts dazu, und ich kann keine Gedanken lesen. Weißt Du denn eine Antwort - wenn ja, dann sag doch mal was dazu.
 
Gern geschehen, Günther.:) Kennt man, wenn man vor Ort mitten in der Bevölkerung lebt, nicht die Argumente, mit denen für NO geworben wurde, was die Leute bewegt, über welche Themen sie im Zusammenhang mit dem Referendum gesprochen haben? Warst du auf keiner Wahlveranstaltung? Das muss doch ein heiß diskutiertes Thema gewesen sein und ist es vielleicht immer noch? Muss man Gedanken lesen können?
Ich bin im Moment nicht auf Sardinien, erst an Weihnachten. Dann werde ich selber mehr von den Menschen erfahren, da bin ich mir ziemlich sicher - nur, so lange möchte ich nicht warten. Das Thema interessiert jetzt.

Wenn du keine Antworten weißt, ok nicht schlimm. Dann brauchst du dich nicht angesprochen fühlen. Vielleicht gibt es ein paar andere vor Ort, die zu den Gründen, die zu diesem Wahlergebnis geführt haben, was sagen können.
 
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Auf Twitter& Co wurde öfters geschrieben, man sei glücklich über das Ergebnis denn: il nostro futuro lo decidiamo noi (über unsere Zukunft entscheiden wir). Ein Ja hätte bedeutet, dass die Kompetenzen von Regionen teilweise verkleinert worden wäre, das dürfte einer der nicht unwichtigen Gründe gewesen sein. Wenigstens bei Leute, die sich mit der Materie beschäftigt haben und nicht bloss eine Gelegenheit sahen, Renzi loszuwerden.

Wiederum nur eine Impression...
 
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Im Norden, ab Toscana, leben Leute, die auf den Außenhandel angewiesen sind.
Evtl. sind sie deshalb auch am Fortbestehen der EU interessiert.

Nur so ein Gedanke.

Bea2
 
Im Norden, ab Toscana, leben Leute, die auf den Außenhandel angewiesen sind.

Wie jetzt? Und der Rest Italiens ist nicht auf den Außenhandel angewiesen???

Evtl. sind sie deshalb auch am Fortbestehen der EU interessiert.

Am Fortbestehen der EU - aber darum ging es ja bei dem Referendum gar nicht - sollten eigentlich ALLE interessiert sein, sonst gehen in Bella Italia (und wahrscheinlich nicht nur dort) bald die Lichtlein aus.
 
Barbara,
Zitat 1 die anderen, im Süden, kapieren es nicht, weil sie nicht am Nabel der Handels sind.
Wo wird das Buttosozialprodukt, Italienies erwirtschaftet?IM NORDEN

Zitat2
die, die ich gesprochen habe, die den Renzi weg haben wollten, sind auch der Meinung, die Briten hätten den richtigen Schritt getan
und mit der Lire war alles besser und würde wieder alles besser werden.

Das ist nicht meine Meinung, das ist das was ich im Chor,Dorf etc. höre

Bea2

P.s und wenn der Berlusconi noch mal könnte, wäre Italien wieder auf Höhenflug
 
Das, was ich bisher von meinen sardischen Bekannten gehört habe, klingt so ähnlich wie in den Zitaten, die Bea hier genannt hat: Europa und der Euro sind schuld, dass es uns so schlecht geht, und Renzi und die ganze, alte Politikerklasse muss weg.
Und mit der Reform der Verfassung hätten die Regionen überhaupt nichts mehr zu bestimmen (konnte Sardinien in der Vergangenheit eigentlich irgendwann mal was bestimmen, was nicht im Interesse Roms war? ), und Brüssel könnte dann sogar ein Atomkraftwerk neben ihr Grundstück bauen (habe tatsächlich auch solche Aussagen gehört). Brüssel und die Merkel würden dann auch noch die Troika nach Italien schicken und in die Souveränität Italiens eingreifen. Und dann würde es ihnen wie Griechenland ergehen.
Klingt alles irgendwie wirr!

Dass aber die Politiker Italiens mitsamt ihren Familien, Vettern, Onkeln und Freunden in unübersichtlicher Zahl seit mindestens 60 Jahren (oder auch schon länger) das Land so heruntergewirtschaftet und ausgeraubt haben, sehen sie schon, aber sie wissen nicht, wie das zu ändern ist. Dann ist dann eine solche Abstimmung einfach das Ventil zum Luft und Ärger ablassen.

Beim Brexit lief das ja ähnlich ab - da wurde das Volk auch noch massiv angelogen, und nicht nur, was die Zahlungen an die EU anging. Den Populisten sei Dank!

Ob Grillo und seine Gefolgschaft nur die Vetternwirtschaft und die Korruption in der Politik bekämpfen wollen, wenn sie erstmal drankommen, steht noch auf einem anderen Blatt.
Italiens Politik und die Verantwortlichen waren immer schon ein schwer verdauliches Thema und ein kaum zu verstehendes Phänomen. Aber anstatt dass sich in diesem Land seit der EU-Mitgliedschaft etwas zum Besseren verändert, nehmen eher die übrigen europäischen Staaten etwas von der italienischen 'Mentalität ' in der Politik an.
Jedenfalls kommt es mir manchmal so vor!
 
Ciao Bea,

Zitat 1 die anderen, im Süden, kapieren es nicht, weil sie nicht am Nabel der Handels sind.
Wo wird das Buttosozialprodukt, Italienies erwirtschaftet?IM NORDEN

wieso kapieren die Menschen im Süden Italiens und auch auf Sardinien nicht, dass sie untrennbar zu Italien gehören?


die, die ich gesprochen habe, die den Renzi weg haben wollten, sind auch der Meinung, die Briten hätten den richtigen Schritt getan
und mit der Lire war alles besser und würde wieder alles besser werden.

So ein Käse! Deshalb beantragen im Vereinigten Königreich jetzt so viele deutsch-englische Eltern noch schnell deutsche Pässe für ihre Kinder ... (.)(.)


P.s und wenn der Berlusconi noch mal könnte, wäre Italien wieder auf Höhenflug

Dann hoffen wir mal, dass Berlusconi nicht mehr kann ... whistling

Aber Grillo wäre ja vielleicht ein "würdiger" Nachfolger ... :eek:
 
Liebe Barbara,
ist dir noch nie aufgefallen, wenn du in Südtirol an der Mautstelle, Italienisch sprichst, dir alle auf Deutsch antworten.
Auch bei Übernachtungen, in Bozen,Brixen...., das gleiche, da wären die Norditaliener, die den Süden unterstützen müssen, die selben, am liebsten los.

Bea2
 
Eine Gemeinsamkeit zwischen Großbritannien und Italien ist auch, dass es in beiden Ländern ein Nord-Südgefälle gibt, nur anders herum. Während die Menschen im armen Norden Englands für den Brexit gesorgt hatten, konnte der arme Süden Italiens das NO herbeiführen, während in beiden Ländern der jeweils wirtschaftlich gut aufgestellte andere Teil mit Entsetzen zuschaut. Eine zweite Gemeinsamkeit von Sardinien und England: Beides Inseln. Gewisse Ähnlichkeiten in der Denkweise stelle ich immer wieder fest.;)

Das Beispiel Brexit hätte abschreckend wirken müssen, stattdessen schwirrt der Ausstieg als nachahmenswert offensichtlich in den Köpfen der Sarden.:confused:
So ein Käse! Deshalb beantragen im Vereinigten Königreich jetzt so viele deutsch-englische Eltern noch schnell deutsche Pässe für ihre Kinder .
Das kann ich bestätigen. Die Kinder im deutsch-englischen Freundeskreis sollen jetzt ganz schnell den deutschen Pass bekommen - die Behörden sind überlaufen.
 
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ich hörte heute morgen ein neues Wort: die Vetokratie. Man sagt zu allem nein, jeder aus anderen Gründen, das ergibt immer eine Mehrheit. Kontruktive Vorschläge haben es da immer schwerer...
 
Das, was ich bisher von meinen sardischen Bekannten gehört habe, klingt so ähnlich wie in den Zitaten, die Bea hier genannt hat: Europa und der Euro sind schuld, dass es uns so schlecht geht, und Renzi und die ganze, alte Politikerklasse muss weg.
Und mit der Reform der Verfassung hätten die Regionen überhaupt nichts mehr zu bestimmen (konnte Sardinien in der Vergangenheit eigentlich irgendwann mal was bestimmen, was nicht im Interesse Roms war? ), und Brüssel könnte dann sogar ein Atomkraftwerk neben ihr Grundstück bauen (habe tatsächlich auch solche Aussagen gehört). Brüssel und die Merkel würden dann auch noch die Troika nach Italien schicken und in die Souveränität Italiens eingreifen. Und dann würde es ihnen wie Griechenland ergehen.
Klingt alles irgendwie wirr!

Dass aber die Politiker Italiens mitsamt ihren Familien, Vettern, Onkeln und Freunden in unübersichtlicher Zahl seit mindestens 60 Jahren (oder auch schon länger) das Land so heruntergewirtschaftet und ausgeraubt haben, sehen sie schon, aber sie wissen nicht, wie das zu ändern ist. Dann ist dann eine solche Abstimmung einfach das Ventil zum Luft und Ärger ablassen.

Ich will den letzten Absatz, den du schreibst nicht bestreiten, aber ebenso, wie in Griechenland gibt es hier eben ein fettes ABER:

Brüssel und Merkel (ehrlich wäre: Schäuble und seine Leute im Hintergrund Asmussen und Co.) haben mit ihrem Festhalten an der Austeritätspolitik und der gleichzeitigen Ablehnung von Mechanismen, die Kreditwürdigkeit einzelner Länder nicht ins Bodenlose fallen zu lassen (eine Abwertung der Währung ist ja ob des Euros nicht mehr möglich), eben tatsächlich dafür gesorgt, dass es den einfachen Leuten in diesen Ländern nicht eben besser geht als vor ein paar Jahren.

Das schlimmste aber war, dass die Bevölkerung in Griechenland sich in großer Mehrheit für eine andere Politik ausgesprochen hat - und dieses Votum schlicht nicht akzeptiert wurde. Varoufakis war nach seinem Ausscheiden ja sehr auskunftsfreudig, von wegen dass Schäuble sagte das könne schon sein, dass Varoufakis Plan Hand und Fuss habe (was soll ein Jurist einem renommierten Ökonomieprofessor auch anderes sagen), aber er werde ihn mit aller Macht verhindern. Wenn von der Aussage auch nur 1% stimmt, dann braucht sich niemand in Deutschland oder von der EU wundern, dass der Rest des Kontinents nicht eben gut auf beide zu sprechen ist. Der große Profiteur dieser Krise heißt Deutschland, Stichwort Strafzinsen, wer dem Staat Geld leiht, usw. Bezahlt wird das in Südeuropa.

Ich finde es deshalb immer sehr leicht, mit dem Finger auf die "Idioten" (meine Worte, nicht deine) zu zeigen, die die Versprechungen aus Berlin und Brüssel nicht mehr glauben wollen und sich entsprechend an der Wahlurne wehren und europafreundliche Regierungen abstrafen. Auch in Deutschland wird ja gerne darauf verwiesen, wie gut es "uns" ginge. Das mag gesamtwirtschaftlich stimmen, aber das hilft den Abgehängten in strukturschwachen Regionen eben nicht. Und die werden, unterstützt durch jene Reformen, die man nun auch dem Rest des Kontinents - vorsichtig ausgedrückt - empfiehlt, eben immer mehr. Eigentlich ein ideales Spielfeld für linke Parteien. Aber da die sich ja lieber in besonderem Maße dem scheinbar alternativlosen Weg verschreiben (ob nun die SPD in Deutschland seit Schröder, Labour in GB seit Blair, die PS in Frankreich, die PD in Italien etc.), machen es eben die "Heimatparteien" *kotz* FPÖ, Front National, AfD etc. oder lächerliche Gestalten wie Trump oder Grillo.

Nicht, dass ich das geil fände. Und nicht, dass nicht jeder, der sich ein paar Momente mit den jeweiligen Parteiprogrammen beschäftigt wüsste, welche wirtschaftspolitischen Ziele diese Parteien verfolgen (MS5 mal ausgenommen, die kommen mir immer vor, wie eine Wundertüte, sind für und gegen alles und nichts, kurzum eben ein völlig planloser Scheißhaufen), die mal so gar nichts mit den Abgehängten zu tun haben. Aber ein bloßes "Weiter so", verbunden mit einem "Wie kann man nur" ist genau das, was der gemäßigten Linken in Europa auch noch die Wahlklatschen 597 und 598 einbringen wird, ist eben nicht der Weg, das zu stoppen.

So lange sie das nicht begreift, kann ich nur aber sagen: Sie hat es sich wärmstens verdient. Um in Deutschland zu bleiben: Martin Schulz und F-W Steinmeier als Hoffnungsträger, dazu Sigmar Gabriel als Parteichef. Glaubt die SPD ernsthaft, dass das Gesicht der Brüsseler Selbstgerechtigkeit, der Architekt der Agenda 2010 und der oberste CETA-Kämpfer die Leute zurückholen, die zur AfD abgewandert sind? Ich befürchte: Sie hofft das wirklich ...
 
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