Galsi Gasleitung v. Algherien über Sard. nach Italien

bo-ju

Sehr aktives Mitglied
Was ist eigentlich aus den Plänen für die Gasleitung geworden über die wir letztes Jahr so heftig diskutiert haben?

In der "Unione" war vor ein paar Tagen eine kleine Notiz, dass der algherische Betreiber überlegt, ob er das Projekt überhaupt in Angriff nimmt.

Weiss jemand was Genaueres?
 
Laut Presseveröffentlichung der L’Unione Sarda vom 13.7.21012 hakt das Projekt z.Zt. angeblich aus vertraglichen Gründen.

siehe:
http://www.unionesarda.it/Articoli/Articolo/280810


Kurzübersetzung:

Das GALSI Projekt ist für die Insel im Moment vollkommen offen -
der algerische Mitaktionär die Sonatrach ist z.Zt. unsicher über den weiteren Pipelineausbau

Der Algerische Energiekonzern Sonatrach lässt verlautbaren, dass er seine Entscheidung hinsichtlich eines eventuellen Ausstiegs aus dem GALSI-Projekt erst im November fällen wird. GALSI ist eine Pipeline Projekt, welches Algerien und Italien (quer über Sardinien) verbindet.

Dies wurde vom Präsidenten und CEO der Sonatrach - Abdelhamid Zerguine - verkündet. Zerguine führt aus, dass die Investoren, darunter auch die algerische Sonatrach, die Zeit noch nicht als reif betrachten, die Arbeiten weiter fortzuführen. Die GALSI Pipeline soll nach Fertigstellung jährlich rund 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Italien befördern.

Wie Zerguine weiterhin anführt, ist einer der Haupthinderungsgründe für die Fortführung der Arbeiten sowie einer positiven Entscheidung für das Objekt davon abhängig, inwieweit man sich letztendlich für einen „Abnahmerpreis bzw. eine zukünftige Preisgestaltung „handelseinig“ wird.

Zerguine führt hierzu weiter an, dass diese angeblichen „GAS-Preisgestaltungsdifferenzen“ hauptsächlich von den anderen Mitaktionären kommen und sich die Sonatrach insoweit ebenfalls zu eigen macht.

(Anm. d.Ü. : hierzu sollte man auch die Anteilsaktionäre kennen:
1. 41,6% SONATRACH (Algerien)
2. 20,8% EDISON (Italien)
3. 15,6% ENEL PRODUZIONE (Italien)
4. 11,6% SFIRS (an der SFIRS ist die Autonome Region Sardinien zu 93% beteiligt)
5. 10,4 % GRUPPO HERA )

„Wir verpflichten uns“ so Zerguine, „ sobald wir wirtschaftlich vernünftige Verträge geschlossen haben, die vereinbarten jährlichen Liefermengen durch die Pipeline auch zu liefern und können somit letztendlich auch dann jeglichen potentiellen Preisdruck aus den Verhandlungen nehmen“.

Hauptgrund für die gegensätzlichen Fronten und auseinander laufenden Vertragsverhandlungen ist die mangelnde Indexierung und Kopplung des Erdgaspreises an den Ölpreis, welche nach algerischer Auffassung hierbei nicht hinreichend berücksichtigt seien.



(Anm. d.Ü: die künstliche und willkürliche Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis dient einzig und allein der Gewinnoptimierung und Übergewinnverrentung und somit ausschließlich in Anbetracht der Tatsache, daß Öl eine weitaus stärkere Nachfrage hat und somit auch einen immer höher steigenden Weltmarktpreis verspricht.Ein 'entkoppelter' Gaspreis würde jedenfalls nicht den Preissteigerungsraten unterliegen, wie der Ölpreis. Unverständlich, daß z.B. die Bierbrauer den Bierpreis nicht einer Ölpreiskopplung bzw. an eine Indexierung anpassen).

"Wir sind der Auffassung“, - so Zerguine weiter, „dass wir nicht ohne entsprechende vertragliche Preissicherheiten und Preismechanismus-Absprachen in solche Anlagen und Projekte weiter investieren“.



Meine bescheidene Meinung hierzu:

In das Projekt wurden bereits mehrere Milliarden bis heute investiert.
Allein die EU hat bereits hierzu verlorene Zuschüsse von EURO 120.000.000,-- geleistet.

Welch Idioten und Dilettanten müssen da am Werk sein bzw. bisher gewurstelt haben, dass man sich BEVOR man Milliarden in ein solches Projekt steckt, sich nicht VORHER handelseinig über einen möglichen Preismechanismus wird und sich nicht kurz vor Projektschluss von einem „Mitaktionär“ quasi erpressen lässt. Auch in Brüssel müssen quasi nur Vollidioten sitzen, die Millionen von verlorenen Zuschüsse mit dem Füllhorn auskippen, ohne dass ein solches Projekt in warmen Handtüchern (sprich langfristig vertrags- und dingfest) ist.

Oder ist es das altbewährte „Spiel mit der Angst“ bzw. Politmarketing, um den Bürgern mal wieder Sand in die Augen zu streuen? Ich denke mal, die eigentlichen und treibenden Akteure hierbei sind die unersättliche ENEL und die EDISON, die den algerischen Mitaktionär einfach vorschieben, ohne dass man so selbst in Erscheinung tritt. Da wird mal wieder an einem ganz schmutzigen Geschäft gebastelt, nach dem Motto: Cui bono. Weniger im Hinblick auf das Projekt selbst, als vielmehr an Gewinnmaximierung und Kuchenverteilung. Die Zeche wird wie immer letztendlich der Verbraucher zahlen.


Für alle die es zusätzlich interessiert:
Wir hatten bereits im Jahre 2011 im Altforum ausgiebige und kontroverse Diskussionen zum Thema: GALSI, welche Interessierte hier nochmals im Detail nachlesen können unter:

http://www.sardinien-forum.de/phorum/read.php?f=1&i=48209&t=47783#reply_48209
 
Die Unione schreibt heute, dass die Regierung nun entgültig bestätigt hat, dass die geplante Gasleitung durch Sardinien nicht gebaut wird. Stattdessen soll sie durch Albanien und Griechenland führen.

Hoffentlich ist es nicht nur eine Zeitungsente.

Wollte diese Nachricht eigentlich unter "ich bin heute glücklich weil..." setzen, aber der Ordnung halber....stehts hier.
 
Wie die Unione Sarda heute berichtet, wird nunmehr erneut das GALSI-Projekt angegangen. Angeblich hat die italienische Ministerpräsidentin gestern mit dem algerischen Präsidenten Tebboune ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Nichtsdestotrotz geht man wohl von einer Restbauzeit von rund 10 Jahren aus.
Und bereits jetzt schreien einige, daß rund € 50 Millionen fehlen. Aber die EU könnte ja gerne hier nochmals € 120 MIllionen versenken.

Quelle:
 
Zuletzt geändert:
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