Fährüberfahrten generell

qwpoeriu

Sehr aktives Mitglied
Gestern Abend war es einmal wieder so weit, wie häufiger in den letzten Wochen: Nuraghes und Sharden, die beiden von Tirrenia auf der Passage Genova-Porto Torres eingesetzten Schiffe, haben den Umweg über die korsische Ostküste auf sich genommen. Angesichts der schnellen modernen Schiffe und der großzügigen Fahrplanreserven auf dieser Strecke ergibt das nur noch ca. 1.5h Verspätung, ich habe es mal auf der alten Clodia erlebt, da waren wir dann statt planmäßig um 8 Uhr am frühen Nachmittag in Liguriens Hauptstadt.

Was mich aber interessiert:
- Wer entscheidet ganz konkret, ob und wie gefahren wird? Der Kapitän? Die Gesellschaft? Beide im Einklang?
- Was sind die Kriterien dieser Entscheidung? Die Fähren von und nach Westkorsika (Porto Vecchio, Ajaccio und Propriano, letztere übrigens ebenfalls aus Torres kommend) sind regulär gefahren, vor allen Dingen nach Toulon und Marseille, also voll durch die kochende See, dem Mistral entgegen, ohne den geringsten Schutz durch Landmasse (gut, sie haben nicht den direktesten Weg genommen, sondern sich ziestrebig der französischen Festlandküste genähert und dann erst westwärts gedreht). Auch die Schiffe von Civitavecchia nach Barcelona fuhren, wenn auch nördlich um Korsika herum und nicht wie sonst zwischen Korsika und Sardinien hindurch. Die Entscheidung der Tirrenia muss also Komfort- und keine Sicherheitsgründe gehabt haben, zumal die beiden Schiffe zu den größten Fähren gehören, die auf dem Mittelmeer unterwegs sind. Da es aber durchaus vorkommt, dass ein Schiff westlich und eines östlich um Korsika herumfährt ... noch einmal: legt das allein der Kapitän fest?
- Gibt es im Mittelmeer Wellen, die eine Fährpassage tatsächlich unmöglich machen?
 
Ich hatte das neulich (am 12.1.) ja mal verfolgt und in den Wetterthread geschrieben, als sogar Überfahrten von Tirenia, Moby und Grimaldi gestrichen wurden. Ebenso war da die Saremar Santa Teresa Bonifacio gestrichen. Parallel dazu die Corsica Ferries ab/nach Toulon fuhr aber.

Anschließend erschien unten stehender Zeitungsbericht. Danach hört es sich so an, dass die Hafenbehörden einen entsprechenden Wetterbericht herausgaben und der Kapitän des Schiffes dann letztlich entschied ( sicherlich in Abstimmung mit der Reederei).
Oder sonst bei besonders extremen Verhältnissen kann auch der Hafen von den Behörden gesperrt werden, keine Erlaubnis für die Aus- oder Einfahrt erteilt werden. Besonders kritisch kann durch die Meerenge und den Düseneffekt die Straße von Bonifacio sein oder auch eine Einfahrt/Ausfahrt in Häfen oder generell zu große Landnähe.

Wenn man sich die Windverhältnisse von gestern Abend bildlich anschaut, ist deutlich, dass westlich Korsikas sowie in Nähe der italienischen und südfranzösischen Küste deutlich weniger Wind (Bild1) und vor allem Wellen (Bild 2) als weiter südlich ist.

http://lanuovasardegna.gelocal.it/r...cati-a-genova-e-livorno-1.12763483?refresh_ce
 
Zuletzt von einem Moderator geändert:
Sehr interessant, die Wind- und Wellenkarte erklärt ziemlich genau, warum die Cruise Barcelona von Grimaldi diese Verrenkungen vollführt hat.
Unbenannt.png


Und warum sich der Monte d'Oro zwischen Porto Vecchio und Marseille 2h Verspätung eingehandelt hat
Unbenannt.png

Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass diese Schiffe auch 8m hohe Wellen abkönnen sollten (die Leute allerdings, denken wir lieber nicht darüber nach) ... aber an die Problematik beim Anlegen habe ich natürlich kein Stück gedacht. Irgendwie schon beruhigend, dass selbst heute noch, wo auch die Meere und der Himmel beherrschbar scheinen, bisweilen die Kapitulation vor den Elementen nötig wird. Und das nicht mit einer Nussscholle, sondern mit diesen schwimmenden Städten ...
 
Meines wissens trägt der Kapitän die Verantwortung.
Wenn da nicht eine gewisse Abhängigkeit wäre, dann wäre es egal welche Entscheidung eine Reederei trifft.
Die Schiffe sind fahrtauglich bis Windstärke x ??. Die Passagiere wohl eher etwas weniger.
 
DAS habe ich einmal erlebt: Ajacchio - Marseille, mitten durch einen 4 Tage alten Mistral, NICHT SCHÖN! Hätte viel bezahlt von Sardinien aus hintenrum gefahren zu sein. Auch St. Teresa - Bonifaccio zwei Tage zuvor war schon ziemlich heftig.
 
qwpoeriu,

Du hast ja die selbe Karte vor dir wie ich. Manchmal kontrolliere ich zum Spas genau, ob die Fähren auch pünktlich abfahren.
Und wenn geballte rote Fischkutter zusammenstehen, geh ich jede Wette ein, dass da auch geballte Fischschwärme in der Nähe sind.

Das Ding macht echt Spaß.
 
qwpoeriu,

Du hast ja die selbe Karte vor dir wie ich. Manchmal kontrolliere ich zum Spas genau, ob die Fähren auch pünktlich abfahren.
Und wenn geballte rote Fischkutter zusammenstehen, geh ich jede Wette ein, dass da auch geballte Fischschwärme in der Nähe sind.

Das Ding macht echt Spaß.

Ja, es bringt einen ein wenig zum träumen ... so langsam wäre ja die Zeit, zu der man ankommen würde in Genua, Livorno, vielleicht noch nicht ganz in Civitavecchia. Dann noch schnell für die Überfahrt eindecken und morgen früh an Deck den Delphinen und der aufgehenden Sonne zusehen und den Macchiageruch wiedererkennen.
 
Das sind eben die Dinge, welche die Flugreisenden nicht erleben. Das ankommen in Genova oder Livorno etc. , und das erneute ankommen am frühen morgen bei aufgehender Sonne in Olbia oder P Torres etc.
 
da gebe ich euch recht - auch ich liebe die fährankunften. letztes jahr war ich nur 2 mal je eine woche - erstmals jeweils geflogen. das ist schon ganz was anderes. deswegen freue ich mich auch so, dass ich dieses jahr wieder mit der fähre anreisen darf (zurück muss ich allerdings fliegen). trotzdem ist es schön, wenn man eben auch "mal fix" zwischendrin hinfliegen kann. außerdem bleiben mir da die tränen erspart bei der anreise, das ist immer so peinlich: morgens an deck mit den ganzen leuten, der geruch, die vorfreude, gestillte sehnsucht in greifbarer nähe - und irgendwie isses dann aus...
:rolleyes:whistling
 
Das muss dir nicht peinlich sein, anderen Menschen geht es doch genau so.
Nähern wir uns Olbia, fokussiere ich die Augen zuerst auf den Strand von Pittulongu, ganz rechts hinten, ob er sehr voll ist oder nicht. (Im Frühling und Herbst nie.)
Dann such ich auf dem kleinen Inselchen vor dem Hafen , ob ich endlich mal die Steinböcke erwische. Hab sie noch nie gesehen. Und kurz vor dem Anlegen sage ich: Guten Morgen, Limbara, na, wie gehts? Ätsch, ich weiss, wo du die Orchideen versteckt hast. Welche blühen denn momentan? Das viele Metall auf deiner Spitze können wir ja ignorieren!.

Dann legt der Kasten an,alles wuselt und der sentimentale Moment vergeht.
 
deswegen freue ich mich auch so, dass ich dieses jahr wieder mit der fähre anreisen darf (zurück muss ich allerdings fliegen)

Das ist für mich die vielleicht idealste Form überhaupt, hätte man dann eben nicht meistens ein Auto dabei. Hinzu die langsame Anreise, die Vorfreude, das Genießen. Zurück zu dann keine Zeit für Sentimentalitäten oder den nicht tröstenden Abklatsch, den das Festland dann auf einmal darstellt. Das doch auf der Hinfahrt auch noch ganz nett war.

Ich hatte meinen letzten Sardinienurlaub ja mit einer Dienstreise und Korsika kombiniert, flog deshalb nach Florenz und zurück ab Rom. Hinzu war das toll, Florenz ist ja so eine schöne Stadt (wenn auch viel zu voll im Sommer), dann die Fahrt durch die hochsommerliche Toskana, Pisa, Livorno. Die schöne Überfahrt nach Korsika. Und irgendwann in Bonifacio die große Freude auf Sardinien. Santa Teresa ist ja glaube ich der entspannteste Ort überhaupt, um auf Sardinien anzukommen, kleines Schiff, kurze Wege. Alles wunderbar.

Am Ende des Urlaubs jedoch ... Auto abgeben, Zeit in Olbia totschlagen, Zeit auf der Fähre totschlagen, durch Civitavecchia laufen, Rom mitnehmen, aber doch immer auf die Uhr schauen müssen und schließlich doch in den Flieger ... ich hätte nichts dagegen gehabt, gleich in Alghero oder Olbia in den Flieger steigen zu können. So positiv sentimental die Ankunft mit der Fähre ist, so traurig finde ich dieses Abschiednehmen ... im Flieger habe ich dazu gar nicht die Zeit.
 
Interessant wozu ein Winterstum so führen kann…...

Ich finde, ein schneller direkter Rückflug mit dem Flugzeug kann aber auch andersartige Sentimentalität verursachen, dass man eben gar keine Zeit hat richtig Abschied zu nehmen, man quasi wieder in den Alltag katapultiert wird…

...und auch auf dem Rückweg gibt die langsame Überwindung der Entfernung ein Bewusstsein für die Distanz, die Möglichkeit, die zurückliegende Zeit noch mal ausführlicher Revue passieren zu lassen, sich vielleicht auf gewisse Dinge zu Hause zu freuen. Das erneute langsame Erleben dieses Weges gehört für mich genauso dazu und ich finde es dann leichter, sich wieder zu Hause im Alltag einzufinden…

Ein Sonnenuntergang bei Abfahrt z.B.hinter den Bergen Olbias finde ich nicht unbedingt traurig, sondern etwas Schönes, und ich weiß, ich kann wieder kommen. Mit der Abfahrt im Hafen lässt man die Insel deutlicher hinter sich. Das ist genauso Teil des besonderen "Inselgefühls" wie auf dem Hinweg, denn man erlebt das Meer, dessen Geruch, die Bewegung , die Gischt , sieht vielleicht Delfine….und genauso das wieder Ankommen morgens im Hafen, die vertraute Kulisse der Stadt im Morgenlicht vor Augen, man ist wieder am Festland.

Sicherlich ist dennoch in gewissen Fällen das Flugzeug das Mittel der Wahl, genauso wie natürlich die Bedürfnisse und Vorlieben wie immer individuell unterschiedlich sein können.
 
außerdem bleiben mir da die tränen erspart bei der anreise, das ist immer so peinlich: morgens an deck mit den ganzen leuten, der geruch, die vorfreude, gestillte sehnsucht in greifbarer nähe - und irgendwie isses dann aus...
:rolleyes:whistling

Das kenne ich zu gut....... Der Geruch.. Ich sehne den 21.5 so herbei ..... :)
 
Ich füge es mal hier ein: Was war denn mit der Corsica Victoria (Gfo. Aranci-Livorno) heute Morgen los? Das sieht ungut aus ... Ankunft dann mittags um 13 Uhr statt morgens um 6 Uhr :eek:

Unbenannt.png Unbenannt1.png
 
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