Entvölkerte Dörfer
Der regionale Gemeindeverband rechnet damit, dass bis 2030 rund 100 von 377 sardischen Gemeinden entvölkert sein werden. Als Gründe werden die Überalterung der Bevölkerung und fehlende Arbeitsperspektiven für die Jugendlichen genannt (La Nuova, 8.4.16).
 
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Dazu sagt der Artikel nichts. Ist sowieso recht oberflächlich. Dass überall auf der Insel Arbeit fehlt, stimmt so auch nicht: Beppe schrieb

http://sardinienforum.de/threads/wi...ieg-die-zahl-der-handwerks-unternehmen.10379/

Und ich habe hinzugefügt, dass in 2015 die Zahl der Beschäftigten in der sard. Landwirtschaft um 25,9 % gestiegen ist! Aber es mag ja sein, dass viele junge Leute keine Lust haben, dort zu arbeiten. Wer bei uns in der Gegend z.b. Schafe hat, kann davon leben. Aber wer hat noch Schafe, Kühe, Ziegen ... ? Warum werden kaum neue landwirtschaftliche Kooperativen gegründet? Warum keine autonomen Handelsverbindungen zum europ. Ausland aufgenommen, anstatt das Geschäft den internat. Lebensmittelkonzernen zu überlassen?

Günther
 
Ein Nachbar so um die 40 Jahre alt, produziert sardische Liköre und macht Olivenöl.
Die er auch weltweit verkauft.

Er findet keine Leute die Fenchel oder Mirtilli sammeln wollen.
Er hat einen über 80 jährigen Mann der für ihn sammeln geht!!!
Sonst kommen Freunde aus der ganzen Welt, um ihm gegen Kost und Logie helfen!!!

Er sagte mir die Leute in den sard. Bergdörfern, hätte ehr Lust für ihn sammeln zu gehen als bei uns in Bosa.
Denen würde es auch allen durch viel Arbeit, auf dem Land und mit Viehzucht, finanziell gut gehen.

Bea2
 
Günther,

Autonome Handelsverbindungen zum europ. Ausland werden deswegen kaum aufgenommen, weil die Zölle die Waren unverhältnismäßig verteuern und sie somit kaum absetzbar sind. Hat man mir oft genug als Antwort gegeben, wenn ich mir was schicken lassen wollte.
 
Ist aber in Deutschland nicht anderes. In unserer Zeit hat man nach der Schule schnell die Hausaufgaben gemacht und dann ab auf`s Feld. Diese "harte" Feldarbeit kann man den (Langzeit) Arbeitslosen nicht zumuten. Da müssen Osteuropäer ran.
 
Das Problem ist ja nun nicht allein auf Sardinien beschränkt.
Landleben und das Arbeiten mit den eigenen Händen ist heutzutage viellerorts unbeliebt.

Auch in Deutschland sind manche Gegenden immer dünner bewohnt, weil einerseits die Jugend aus der "öden Region" weg will weil die Perspektiven fehlen, andererseits die kleinen Landwirtschaftlichen Betriebe von der Konkurrenz der industriellen Landwirtschaft kaputtgemacht werden.

Dagegen läuft aber auch ein wenig der Trend zu mehr regionalen Produkten und der Suche nach Ruhe vor dem stressigen Stadtleben. Ersteres verlangt eine Menge Einsatz und zweiteres trifft eher auf Leute zu, deren Kinder schon aus dem Haus sind und die beruflich flexibel sind (und ggf. von zu Hause aus arbeiten können).
 
Sehe ich auch wie Maik Decker, ich lebe hier im Norden von Deutschland auch in einem kleinen Dorf, das zum Schlafdorf wurde...keine Läden mehr hier, nur noch eine Werkstatt, die mehr Trekker als Autos repariert. Ich denke auch, das die Medien viel Angst verbreiten ...hier kommt noch ein Arzt nach Hause oder eine Nachbarin fährt...in Hamburg musst du dir ein Taxi kommen lassen...finde ich viel schlechter als auf dem Land. Hier rufst du bei Edeka an und sagst was du brauchst und die bringen es dir. In HH musst du es online machen...nur viele alte Leute besitzen keinen PC.

Und ich hoffe, das es sich durchsetzt Arbeiten online von zu Hause zu machen...ich arbeite auch so und finde es klasse und ich hoffe, das in Zeiten des Fachkräftemangels viele Firmen erkennen, das viele Fachkräfte zu Hause mit Kindern oder mit einem zu versorgenden Elternteil sind, die gerne ein wenig arbeiten wollen, aber nicht weg können.

Und ich hoffe, das es bald mal wieder einen Trend gibt, das Arbeit, die man mit den Händen verrichten kann auch toll ist....egal ob Handwerk oder Landwirtschaft.
 
Der Trend hat sich einfach umgekehrt. Früher war man froh, der Stadt zu entfliehen und ein Häuschen im Grünen zu haben. Heute will alles in die Stadt ziehen. Daher auch die hohen Mieten in der Stadt und "leere Häuser" in den Dörfern.
 
Nicht alle Dörfer sind "entvölkert". Unser Dorf an der NO-Küste, unweit Budoni, wächst. 390 EW inzwischen nach ca. 250 Anfang der 80er Jahre. Aber die Lage ist natürlich auch günstig. In den Berdörfern der Barbagia sieht es anders aus.
 
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Wer bei uns in der Gegend z.b. Schafe hat, kann davon leben. Aber wer hat noch Schafe, Kühe, Ziegen ... ? Warum werden kaum neue landwirtschaftliche Kooperativen gegründet? Warum keine autonomen Handelsverbindungen zum europ. Ausland aufgenommen, anstatt das Geschäft den internat. Lebensmittelkonzernen zu überlassen?

Die Schafe dienen vorrangig der Milch-/Fleischprduktion, oder? Weil zumindest in Deutschland heutzutage ja mit Schafswolle kaum noch Geld zu verdienen ist - leider...
Und landwirtschaftliche Kooperativen haben halt das Problem der industriellen Konkurrenz - auf Sardinien, wie auch in Deutschland. Große Betriebe sind zumeist besser organisiert und greifen dadurch auch besser die EU Fördermittel ab, während für die kleinen Betriebe und Kooperationen kaum etwas übrig bleibt - leider.

Um wirklich erfolgreich zu sein, bleibt kaum etwas anderes als ein besonderes Herausstellungsmerkmal bieten zu können. Besondere Produkte oder halt Qualitätsmerkmale zum Beispiel. Und man muß eigene Vertriebswege finden oder halt selbst schaffen. Macht alles sehr viel Arbeit und kostet Zeit und in der Anfangsphase auch Geld. Zudem braucht so eine Kooperation ja i.d.R. auch Leute, welche sich (ausschließlich) um die Organisation der Kooperation kümmern.

Beispiel aus meiner mittelbaren Nähe: Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall (http://www.besh.de/) gibt es seit 1986. Da hat es aber auch gut 15 Jahre gedauert, bis es richtig lief. Inzwischen ist die Marke großflächiger bekannt, auch durch eine Kooperation mit EDEKA, die in vielen Filialen Schwäbisch-Haller Produkte anbieten.

Gegenüber Betrieben auf Sardinien hat die BESH nun sicherlich den Vorteil, daß die Wege zu potentiellen Kunden um einiges kürzer sind - weil mehr finanzstarke potentielle Kunden in geringerer Entfernung vorhanden sind - bzw. man durch die Verbindung mit EDEKA deren Transport- und Vertriebsnetz nutzen kann.
Finanzstarke Kunden werden benötigt, weil die Produkte vom Preise auf Grund der Qualität und der Herstellungsmethoden doch sehr über denen der ALDI/LIDL/NETTO Konkurrenz liegen, was in Deutschland ja oft Probleme bereitet, weil hier ja viele Leute bei Lebensmitteln sehr auf das "billig" achten, und vergessen, daß "billig" eigentlich keine positive Eigenschaft ist, im Gegensatz zu "preiswert".
Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, daß die Erzeuger auch enorm viel mehr verdienen, da die Preise ja nur aufgrund höherer Kosten über denen der Billigware liegen, diese aber aus Konkurrenzgründen auch nicht zu sehr überschreiten können, was den potentiellen Gewinn sehr einschränkt.

Wo findet man als sardische Kooperative nun diese finanzstarke Kundschaft, welche einem die Produkte auch abkauft?
Sardinien hat knapp an die 1.7 millionen Einwohner. Also gerade mal halb so viele wie Berlin oder 50% mehr als die Region Braunschweig (inkl. Wolfsburg, Helmstedt, Salzgitter und Umland). Die finanzielle Situation der Sarden ist aufgrund fehlender Industrie deutlich schlechter als in Berlin oder Braunschweig. Zwar ist die Bevölkerung im Süden Europas eher bereit mehr Geld für Lebensmittel mit entsprechend besserer Qualität auszugeben als die "sparsamen" Deutschen, aber die zur Verfügung stehenden Mittel sind geringer.
Bliebe also eigentlich nur der Export. Aber gerade bei Lebensmitteln bedeutet Export auch wieder recht hohe Kosten z.B. wegen erforderlicher Kühlung etc. was die Waren im Ausland gegenüber den dort hergestellten dann doch sehr verteuert und somit den potentiellen Absatz erheblich einschränkt.
Irgendwie also ein Teufelskreis... einerseits qualitätsbewußte Kundschaft mit wenig Geld, andererseits Kundschaft mit Geld, die aber lieber in andere Dinge als Lebensmittel investiert - wie z.B. Urlaube in der Karibik (oder auf Sardinien, wo man sich dann über die leckeren Lebensmittel freut, aber über die zu hohen Preise mokiert...)

Meine Schlußfolgerung:
Kooperationen und eigener Export statt Nutzung fremder Handelsverbindungen sind/wären nur sehr langfristig eine mögliche Lösung.
Ausweitung des Tourismus, um mehr Geld nach Sardinien zu bringen und damit den Einwohner zu erlauben selbst mehr (regionale Produkte) zu konsumieren ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits würden mehr Touristen auch mehr Geld bedeuten, andererseits ginge aber vielleicht ein Herausstellungsmerkmal Sardiniens verloren, nämlich daß es kein Ziel für den Massentourismus ist.

Da den Mittelweg zu finden wird sicher schwer.
Alternativ könnte natürlich noch darüber nachgedacht werden abseits von Landwirtschaft und Tourismus Einnahmequellen zu finden oder zumindest Kosten zu senken, um damit mehr Geldmittel für den Konsum regionaler - sardischer - Waren zur Verfügung zu stellen.

Man stelle sich zum Beispiel vor, die Sarden fänden Interesse an Sonnenkollektoren zur eigenen Stromversorgung. Und von da zur Nutzung von Elektroautos... auch da dauert es eine Weile, bis sich eine Investition bezahlt macht, aber das ist ja immer so.

Bleibt aber die Frage, wie man ein sardisches Bergdorf interessant genug macht, damit auch die nächste Generation weiterhin dort leben will...
Lösungsvorschläge?
 
zum Thema Sonnenkollektoren auf Sardinien: meines Wissens gibts keine Förderung von staatlicher Seite, sondern es muss das Paneel aus eigener Tasche gezahlt werden. Ist das noch so? Dann begreife ich auch ein klein wenig mehr warum sich Solarpanels bisher hier sehr in Grenzen halten.
 
Warum Photovoltaik auf der Insel keine Rolle spielt, hat aus meiner Erfahrung einen anderen Grund. Es liegt nicht an fehlender staatl. Förderung, die gab es in den vergangenen Jahren reichlich, sondern an der konservativen Grundeinstellung vieler Sarden, die Neuerungen verhindert. Unser Haus hier wurde seit Mitte der 70er Jahre mit Solarstrom versorgt. Viele haben sich das bei uns angeschaut, aber nachgemacht hat es niemand.
Außerdem muss man wissen, dass die Module nach ca. 20 J. am Ende sind, u. die Speicher (besondere Batterien) auch nur zwischen 5 u. 10 J. halten.
Solarkollektoren zur Wassererwärmung findet man jetzt häufiger, sie sind preiswerter in der Anschaffung u. praktisch wartungsfrei.
 
Hier ein interessanter Bericht:
http://kurier.at/meinung/kommentare...echtlinge-stoppen-das-dorfsterben/195.801.192

Dieses Dorf liegt zwar in Kalabrien, könnte aber auch auf Sardinien sein.

...oder in den "aussterbenden Gebieten" in der ehemaligen DDR. Also, theoretisch. Da wie dort bleibt dann halt die Frage, wie die vorhandene Einwohnerschaft reagiert - ob freudig oder panisch - und ob sich jemand findet, der das Ganze organisiert.

Wenn jedes Dorf so einen Bürgermeister hätte, wie das in Kalabrien, wäre es vermutlich wesentlich einfacher mit der "Flüchtlingskrise" umzugehen.
 
Ich war gerade in Posada und musste mit Schrecken festtsllen dass die ganze Altstadt zu verkaufen ist.
Überall hängen diese "Vendessi" Schilder und die letzten verbleibenden Einheimischen waren wirklich sehr alte Menschen, die aus dem fenster schauen. Für mich schwer vorstellbar dass eine solch malerische Stadt im Begriff ist auszusterben.
 
Zugvogel,
schön, dass Du Dich mit einem sozialen Thema befasst, u. nicht mit dem Badewetter. Allerdings ist Posada von "Entvölkerung" überhaupt nicht betroffen, auch wenn zu verkaufende Immobilien in der Altstadt dies suggerieren (übrigens ist bei weitem nicht die ganze Altstadt zu verkaufen, wie Du schreibst).

Die demographische Entwicklung der Kommune kannst Du anhand der staatlichen Statistiken von ISTAT verfolgen, u. zwar seit dem Jahr 1861. Hier die Daten ab 2001:

grafico-andamento-popolazione-posada.png


"Entvölkerung" sieht anders aus. Warum auch? Posada ist ein aufstrebendes Städtchen, mit guter Infrastruktur, Verkehrsanbindung und schönen Stränden. Und einem tüchtigen Bürgermeister, Tola, dem ich politisch nicht nahe stehe, den ich aber schätze.

Günther
 
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ich würde sofort umziehen. Meinen IT-Job könnte ich zu 95% auch von dort aus machen. Zu Weihnachtsfeiern und Abteilungsmeetings reise ich dann selbstverständlich an. Ich würde mich dann sogar ernsthaft mit der Sprache befassen (Ich bezeichne mich selbst als "Fremdsprachenlegasteniker"). Ich brauche nur eine stabilen und halbwegs breitbandigen Internetanschluss. Wenn ich das meinem Arbeitgeber vorschlage wird er mich um gehehend zum Betriebsartzt schicken - zum Drogentest...

Aber mal im Ernst. Genau dort sehe ich die Chancen für solche Gemeinden. Auf den Kanaren und in Südspanien ist das schon durchaus normal. Das sind allerdings zu 99% Freelanzer oder Projektleute. Diese Leute würde ich ehr (das ist nicht abwertend gemeint) unter der Rubrik "Künstler" einordnen. Die sind meistens schon irgendwie - anders. Für echte Bergdörfer ist das auch keine Alternative aber für die Gemeinden die zumindest noch in Schlagdistanz zur Küste liegen funktioniert das.
Für die Arbeitnehmer bedeutet das i.d.R. viel, viel mehr Lebensqualität. Mir ist natürlich klar das das auch seine Schattenseiten hat. Bei 40 Grad am PC zu schmoren ist kein Zuckerschlecken.
 
das geht gut, wenns draussen 40 Grad aufwärts hat, wenn du so ein schönes historisches Häuschen mit meterdicken Steinwänden hast... da bleibts mit dem richtigen handling auch im Sommer kühl. Freilich sind da die Appartmentchen mit den billigen Pappwänden aus Hohlblocksteinen und Beton, die zuweilen vermietet werden, meilenweit davon entfernt.
 
Klimaanlage ist sowieso ein muss, weiss nicht wie mein Nachbar ohne auskommt. Aber die natürliche Frische eines Kellers kann auch eine Klimaanlage nicht erreichen....
 
Wieso?? Bei 30° nachts schweißgebadet im Bett liegen, ohne schlafen zu können, finde ich nicht grade optimal...
Das hatten wir nämlich schon vor ein paar Jahren!! Brauch ich echt nicht mehr!
 
Meinen IT-Job könnte ich zu 95% auch von dort aus machen. Zu Weihnachtsfeiern und Abteilungsmeetings reise ich dann selbstverständlich an.
Wäre bei mir genauso, bin auch in der IT. Also, zu den Weihnachtsfeiern würde ich wohl auch anreisen - das mit den Meetings müsste ich mir nochmal überlegen :D

Wenn ich das meinem Arbeitgeber vorschlage wird er mich um gehehend zum Betriebsartzt schicken - zum Drogentest...
Meiner auch. Scheint so ein allgemeines Ding zu sein, dass deutsche "High-Tech-Firmen" ein eher konservatives Verhältnis zur Personalpolitik haben :confused: ...und das nennt sich dann innovativ...
 
Scheint so ein allgemeines Ding zu sein, dass deutsche "High-Tech-Firmen" ein eher konservatives Verhältnis zur Personalpolitik haben :confused: ...und das nennt sich dann innovativ...

ich bin grundsätzlich 100% Homeoffice-fähig. Wir dürfen ja auch. Aber immer nur stunden- oder tageweise. Wenn wir ehrlich sind würde das bei mir keiner raffen wenn ich am Wochenende anreise und Montag und Dienstag vor meinem eingereichten Urlaub noch Homeoffice mache das ich dann bereits irgendwo unter Palmen sitze.
Aber so frech war ich noch nie. Und ich würde sicher auch nicht den Job wegen so einem Quatsch riskieren. Aber möglich wärs. Garantiert! :D
Mir würden auch 4 Wochenblöcke reichen. Wenn man Urlaub und Überstunden anhängt kommt man immer locker auf 5 Wochen am Stück. Im Hochsommer und Winter nach Kanarien und im Frühjahr und Herbst nach Sardinien. Geil :cool:
 
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