Das ist Sardinien

Georgie

Sehr aktives Mitglied
Freunde von mir waren mit dem Motorrad unterwegs, machten Rast in Fonni, machten Fotos vor der Kirche, und ließen ihren Rucksack mit Mietautoschlüssel, Ersatzmotorradschlüssel und anderem vor der Kirche auf der Bank liegen. Erst zuhause bemerkten sie den Verlust, erzählten die Geschichte in heller Aufregung meinen sardischen Hausbetreuern, einer der Freunde fuhr in einer 2stündigen Höllenfahrt nach Fonni zurück, um nach dem Rucksack zu suchen – futsch.

Am nächsten Tag kamen meine Hausbetreuer mit dem Rucksack an. Hääää wie das? Das grenzt an Wunder!!

Schnell war die Sache aufgeklärt: Der Neffe meiner Hausbetreuerin ist Pfarrer in Fonni. Ein Anruf bei ihm genügte. Ja, es wurde ein Rucksack vor der Kirche gefunden – ausländischer Herkunft, wie er anhand des Inhalts festgestellt hatte. Er wollte gerade zu den Carabinieri gehen, als der Anruf seiner Tante kam. Am nächsten Tag besuchte er Oliena, danach wurde der Rucksack von anderen Verwandten von Oliena nach Orosei und dann der ungläubigen, überglücklichen Rucksackbesitzerin zurück gegeben – und nein, sie wollten nichts dafür haben, es ist doch eine Selbstverständlichkeit, Gästen zu helfen.
 
Hallo Georgie, ich liebe diese sardischen Geschichten. Das ist das was ich hier so mag...auch das die Welt hier ein Dorf ist jeder jemanden kennt, der jemanden kennt....mir wurde einmal ganz schnell und super freundlich geholfen, als mein Auto nicht mehr wollte und abgeschleppt werden musste.

Ich grinse auch jedesmal, wenn ich bei Monsanto am Blitzer vorbei fahre...als er installiert wurde, wurde er kurze Zeit später einmal erschossen...ich vermute jemand hat einen Strafzettel bekommen und ist dann mit dem Gewehr los und hat sich gerächt...

Danke für die Geschichte :)
 
Tina, diese Begebenheiten ist nicht nur eine Geschichte, es hat sich vorletzte Woche genau so zugetragen, ein Beispiel für die große Hilfsbereitschaft der Sarden besonders gegenüber Fremden.

Wenn wir Gäste nicht behutsam mit der positiven Einstellung und Hilfsbereitschaft der Sarden umgehen, kann die Freundlichkeit auch kippen. In der Vergangenheit bekanntlich so geschehen mit den Flower Power Leuten, die wild gecampt und gehaust haben, bis es der Bevölkerung zu arg wurde, sie sich ausgenützt gefühlt hatten. Die Sarden geben gerne, man wird es als Fremder z.B. kaum schaffen, Sarden zu einem Getränk einzuladen, sie kommen einem immer zuvor. Erst wenn man das System kennt, und das dauert, schafft man es umgekehrt, Einheimische einzuladen. Aber ausnützen lassen sie sich nicht, dafür haben sie ein feines Gespür.

Im Moment höre ich von einem deutschen Auswanderer, der in Dorgali lebt, dass die Sarden zunehmend von den Motorradfahrern genervt sind, die in großen Gruppen durch die Dörfer knattern. Die Motorradfahrer treten immer mehr in großen, organisierten Gruppen auf; letztlich wurde mir von einer Gruppe von ca. 50 :eek: Harleys erzählt, die in der Siesta Zeit die Dörfer mit ihrem ohrenbetäubenden Lärm nerven. Hier ist Behutsamkeit und Rücksicht angebracht, man kann auch leiser durch die Orte fahren, auch mit Harleys.

Ich hoffe sehr, dass uns die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der sardischen Bevölkerung Fremden gegenüber erhalten bleibt. Es liegt auch in unserer Hand.
 
Die grossen Motorrad-Verbände nerven wirklich, nicht nur im Ort, sondern auch auf den Strassen ausserhalb - wie riesige Hornissenschwärme kommen sie daher. In den Kurven liegen sie dann so weit seitlich und strassenmittig auf der Fahrbahn, dass es manchmal wirklich gefährlich werden kann.
Letztes Jahr im Mai bin ich zum Einkaufen mal wieder nach Muravera gefahren, und da waren am Ortseingang auf den Parkplätzen beim Friedhof, an den Strassenrändern und mindestens 100 m noch in den Ort hinein etwa 150/200 dieser Brummer. Die reinste Invasion!!!
Grundsätzlich hab ich wirklich nichts gegen Motorradfahrer, wenn sie in kleinen Gruppen und gesittet auftreten. Aber dieses Aufheulen der Motoren muss doch wirklich nicht sein.
 
Ich habe das mal auf Elba erlebt. Wir wohnten am Ende einer Sackgasse direkt am Strand und waren schon eingeschlafen, als die Horde einfiel. So aus dem Schlaf gerissen fand ich das irgendwie bedrohlich, mir schlug das Herz bis zum Hals.
 
Hab vor Jahren etwas ähnliches wie Georgie erlebt.
Ich fuhr mit einem kleinen Motorrad. Irgendwo in der Barbagia trank ich was in einer Bar. Etwas Gequatsche mit den Leuten darin. Dann gefahren.
Kurz später sehe ich einen Roller im Rückspiegel, ließ sich nicht abschütteln. Ich habe ihn dann überholen lassen. Es saß ein vielleicht 13jähriger Junge drauf, der mir winkte anzuhalten. Als wir standen, gab er mir mein Portemonnaie. Das hatte ich in der Bar liegen lassen, und die haben mir den Jungen hinterher geschickt. Wir hätten uns doch so nett unterhalten.
 
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