So, nach 5 Tagen des Lodderlebens sind wir weiter gefahren.
Wir waren lange am überlegen, ob es wieder der Camping Nurapolis werden muss, aber es sollte so sein.
Immer wieder suchen wir eine optimale Abfahrt von der SS 131, um flotter zum Camping zu kommen und immer wieder verfransen wir uns. Aber es immer auch toll und abenteuerlich.
Wieder war es mal eine kleine schicke strada deformata (ich meine es war die SP 17, die teilweise sogar noch Leitpfosten hatte :)), die uns über Paulationo und das hübsche Milis auf die weniger deformata Straße von Narbolia Richtung dem vertrauten Hügel nahe der alten Cantoniera gebracht hat.
Mal wieder wurden wir bestätigt, dass kürzere Wege nicht wirklich kürzer sind und es unglaublich viele Abstufungen bei "strada deformata" gibt. Zeitweise haben wir uns gefragt, wie wir so vollgepackt diese Löcherpiste durchfahren sollen. Aber toll, doch! Dann kommen einem so manche Zweifel: "wenn es jetzt hier in der Pampa zu brennen beginnt, wenn wir jetzt in einen Hinterhalt mit schießfreudigen Gesellen geraten (ja, so ist das zeitweise - gefühlt - gewesen :)!), wir haben kein Handy, da würden wir echt ziemlich blöd da stehen, wie geht es unseren Kindern noch?
Aber dieses Hochgefühl, wenn links, wo sie immer waren, kurz vor dem Erreichen der "Hauptstraße" die Schafherde auftaucht, die ihre Nasen alle um einem Baum im Schatten haben, wenn man weiß, gleich sehen wir das Meer und die Straßenband auf der "Westcoast" steht, das ist echt sehr erhebend!
Das Gefühl dort wieder zu ein, abends bei Sonnenuntergang am Meer, ist nicht zu toppen.
Wir wußten alle, warum wir wieder dort gelandet sind, bei diesem - nicht wirklich im guten Zustand - Zeltplatz.
Der leichte Wind, dieses lockere Gefühl, ein ganz anderes Klima, dieses weite weite Meer und der ewig breite Feinsandstrand, wo es kein Muss gibt.
Der erste richtige Westküstensonnenuntergang und alle von uns waren ganz still.
Das ist wirkliches Ankommen für uns.

Ich frage mich immer wieder, wie es die Italiener schaffen, sich auch auf dem Campingplatz so herauszuputzen, immer so schön zu sein, als ob sie zu Hause lange Zeit im Bad gestanden hätten und sich gestylt hätten.
Man geht einfach mal gegen 22:00 Uhr in das Sanitärgebäude und da kann man so allerhand lernen :).
Da tummeln sich Schönheiten, wie auf einer Piazza.
Sensationell. Und nicht nur Damen, nein auch die Herren, die allesamt einen gepflegten Bademantel ihr eigen nennen.
Unser Sohn findet Bademäntel uncool, unsere Tochter hat dieses Jahr einen Aufstand geprobt, weil sie den Bademantel mit zum Duschen nehmen sollte (hat sie halt immer gemacht, das ist nun vorbei :)) und mein Mann besitzt keinen, weil er das auch irgendwie doof findet. Und ich weise immer auf die Italiener hin, die alle einen zu besitzen scheinen.
Noch etwas zu den immer wieder erwähnten schäbigen Sanitärs auf dem Nurapolis:
im rosa Sanitärgebäude, das echt recht gut ist, gibt es tatsächlich Spiegel, in denen man sein Gesicht wieder sieht, wie es richtig ist, also mit Pickeln z.B. die man sonst erst zu Hause wieder sieht.
Kann ein Vorteil sein, vielleicht aber auch nicht :).
Nein, das Gebäude ist gerade im Dunkeln innen schön hell beleuchtet.
Das blaue ist einigermaßen erträglich. Das grüne Sanitärgebäude sollte man eigentlich nicht betreten müssen, das ist die Oberkatastrophe. Das dies überhaupt noch geöffnet sein darf, wundert mich wirklich.

Die Atmosphäre dort ist so ganz anders also beispielsweise auf dem CP in Valledoria. Dort fahrn keine "Eltektrogolftransportautos" umher und man findet auch mal Plätze, wo so einiges an Kippenresten liegt, man findet Steine zum Verbauen für die Essplätze und Kisten, auf die man Klamotten legen könnte, falls es mal regnen sollte. Es ist nicht alles so fürchterlich sauber. Aber nicht dreckig, das will ich nicht sagen!
Der market ist nach wie vor mehr als sympathisch. Die Bedienung ist so informativ und herzlich. Unglaublich schön. Und das Warten auf den Bäcker, der eine Staubladung hinter seinem Auto herzieht und dann Säcke voll Brötchen und Brot noch mal wiegt und dann anpackt und direkt an der Oberkante des Weinregals in die Körbe schüttet. Immer schwitzend und in Eile und immer zu spät.... Aber meine Kinder lieben das Warten auf den Bäcker und das Auswählen der Brötchen.
Das ist schon toll dort.
Reichhaltiges Angebot auch in der Nachsaison.
Unserem Sohn gefällt übrigens auch das "wirkliche Leben" dort, d.h. für ihn, die schrottreifen Transporter und die stillen Männer, die allerhand dort reparieren, nach der Saison Zelte abbauen, Kühlschränke wegbringen, mit der Spitzhacke was am Sanitärgebäude aufhacken und vor sich hin murmeln in einer Sprache, die nicht ansatzweise etwas mit italienisch gemein hat, den eigenen barkeeper an der rummeligen bar, die etwas "unterhalb" vom Camping ist.

Einer der Betreiber meinte, um Ferragosto wäre es dieses Jahr auch voller als sonst gewesen, jetzt würde es besser (Anfang September) und er fragte, was in der Schweiz los sei, es wären auffallend viele Schweizer da gewesen.

Dort haben wir mit Abstand die entspanntesten Tage verlebt.
Das Meer hatte einige Tage wieder Wellen für die Wellenreiter, aber nicht zum Baden, aber dafür zum Sitzen und Genießen oder Beachvolleyball spielen, was unsere Kinder neu für sich entdeckt haben.
Von dort kann man ja auch zu wirklich schönen, geschützten Buchten fahren, wenn man möchte :).
Ich erwähne sie aber faulheitshalber jetzt nicht, habe ich bestimmt schon vor einem Jahr oder vor zwei.
Oder aber auch in die Berge fahren, nach Oristano ins Einkaufszentrum (das auch interessant für Beobachtung des sardischen Lebens ist).
Wir wollten übrigens einen Abend zu den Obsidianen am Monte Arci fahren und die Eichenwälder bestaunen.
Im Anschluß dort am CP Senisceddu eine Pizza essen, wie vor ein paar Jahren.
Die Enttäuschung war groß, als wir den Camping geschlossen vorfanden. Auch das Ristorante dort war geschlossen. Ein Womo hat sich dort später niedergelassen, obwohl alles zu war.
Die Camper haben gesagt, dass der sicherlich schon lange zu ist, also dieses Jahr gar nicht geöffnet hatte.
Wir sind dann ein wenig über das Gelände gelaufen und haben alles mal ein bißchen angeguckt.
Waschgebäude war offen, die Duschen wären ebenfalls zu betreten gewesen, aber es war wohl wirklich schon ein Weilchen nicht offen.
Das Gelände dort ist so einzigartig gelegen. Sehr schade.
Die Wege sind mit Obsidian gespickt, die Stufen, die zu den Holzhäuschen führen, auch mit großen Obsidiansteinen drinne. Alleine dort mal zu laufen ist klasse.
Die Anfahrt dorthin an sich ist schon schön durch die kleinen Ortschaften, wo alle immer auf den Stufen direkt an der der Straße sitzen und gucken und teilweise grüßen. Die Feigen am Straßenrand, die dafür gesorgt haben, dass wir nicht verhungern, die Pferde auf der Straße vom unweiten Gehöft, alte Autoleins, ja, so gefällt und das schon sehr.
Warum manche immer behaupten, die Westküste/Sinis wäre langweilig, verstehe ich beim besten Willen nicht.

Übrigens haben wir in der Saison, die noch 2 Tage ging ca. 42,- Euro pro Nacht für uns 4 mit Zelt und Auto bezahlt, danach nur noch 22,- Euro.

Das wars für die Westküste.
Jetzt kommt noch irgendwann die Südküste und vielleicht ein paar andere Erinnerungen.

Giovanina
 

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